Zusammenfassung
Die zunehmenden Aktivitäten von Bürgerinitiativen und insbesondere ihr Engagement in der Diskussion um die Kernenergie haben in verstärktem Maße die Frage aufgeworfen, auf welcher politischen Legitimation das Handeln von Bürgerinitiativen gründet. Drei der im Bundestag vertretenen Parteien haben sich 1977 entweder auf energiepolitischen Kongressen (CDU und SPD) oder auf einem Parteitag (FDP) ausführlich mit diesem Thema beschäftigt. Dabei sind neben den Möglichkeiten vor allem die Grenzen von Bürgerinitiativen hervorgehoben worden. Freilich wurde auch zugestanden, daß Bürgerinitiativen ein Zeichen für demokratische Substanz sind1 und durchaus eine politische Funktion im Willensbildungsprozeß einer demokratischen Gesellschaft haben, wenn sie mit Sachverstand und Sachwissen Mandatsträger und Wähler in ihrem Sinne zu beeinflussen versuchen.2
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Anmerkungen
E. Bahr, in: W. Dröscher, K. Funke, E. Theilen, (Hg.) (1977) S. 240.
R. Herzog, Möglichkeiten und Grenzen von Bürgerinitiativen, vervielfältigtes Manuskript, S. 9.
So das Bundesverfassungsgericht in seiner Begründung des KPD-Verbots, Urteil vom 17. August 1956, hier zitiert nach T. Ellwein, Das Regierungssystem der Bundesrepublik Deutschland, 4. Aufl. Opladen 1977, S. 720.
Zur Beurteilung von politischer Apathie vgl. G. Zimpel, (1972), S. 151 ff. sowie die dort zitierte Literatur.
So urteilt z. B. E. Fraenkel, Deutschland und die westlichen Demokratien, Stuttgart 1973, S. 117. Vgl. auch T. Ellwein, a.a.O., S. 11 f.
Vgl. dazu im einzelnen W. Abendroth, Das Grundgesetz, Pfullingen 1976, S. 78; s. auch M. J. Buse, W. Nesses,, in U. v. Alemann, (Hg.) (1975), S. 79 f.
F. Grube, G. Richter, Demokratietheorien, Hamburg 1975, S. 10.
F. W. Scharpf, (1970), S. 55, hier zitiert nach T. Ellwein, E. Lippert, R. Zoll., (1975), S. 45.
Vgl. dazu und zum folgenden G. Zimpel, a.a.O., S. 44 ff. und dieselbe, (1970), S. 22 ff.
Vgl. K. Loewenstein, Verfassungslehre, Tübingen 1959, S. 38: „In einer gigantischen Operation schnitt er (sc. John Locke) den allmächtigen Leviathan der staatlichen Macht in funktionelle Stücke und brach dadurch ein für allemal seine Macht.“
Vgl. die Einleitung des Herausgebers zu John Locke, Zwei Abhandlungen über die Regierung, hg. und eingeleitet von W. Euchner, Frankfurt 1977, S. 38.
Vgl. zum folgenden T. Eschenburg, Staat und Gesellschaft in Deutschland, 2. Aufl., Stuttgart 1956, S. 68 ff., sowie auch G. Zimpel, a.a.O., (1972), S. 55 ff.
Th. Eschenburg, Demokratisierung und politische Praxis, in: Aus Politik und Zeitgeschichte, B 38/70, Bonn 19.9.1970, S. 6.
K. Loewenstein, a.a.O., S. 36.
G. Leibholz, (1973), S. 58.
Vgl. E. Fraenkel, a.a.O., S. 81 f.
C. J. Friedrich, hält es für unzulässig, „eine scharfe Trennungslinie zu ziehen zwischen Agenten mit fester Instruktion und Volksvertretern mit der Aufgabe, die das Allgemeinwohl betreffenden Fragen zu lösen“; so in seiner Einführung zu F. A. Hermens, Demokratie oder Anarchie? Frankfurt 1951, S. XVI.
E. Fraenkel, betont daher mit Recht, daß das Repräsentationssystem „seinen historischen Ursprung aus dem Ständewesen niemals restlos zu verleugnen (vermag)“, a.a.O., S. 81.
Vgl. C. J. Friedrich, Demokratie als Herrschafts- und Lebensform, Heidelberg 1959.
Vgl. dazu E. Fraenkel, a.a.O.
Zu diesem Begriff s. T. Ellwein, Regieren und Verwalten, Opladen 1976, S. 40 f.
So ders., a.a.O., S. 221.
Daß die Kommunen noch über ein beachtliches Maß an politischer Gestaltungsmöglichkeit verfügen, belegt die empirische Untersuchung von R. Zoll, (1974).
So T. Ellwein, a.a.O., S. 71. Bundeskanzler Schmidt hat vor der Mitgliederversammlung des Deutschen Städte- und Gemeindebundes vom „bürokratischen Imperialismus“ der Planer gesprochen, s. Helmut Schmidt, Mitbestimmung des Bürgers als Garant freiheitlicher Ordnung, in: Bulletin, Nr. 114, Bonn 10.11.1977, S. 1035.
Vgl. Conditions of local democracy and citizen participation in Europe, Straßburg 1977, S. 1.
Vgl. zu den Problemen kommunaler Demokratie neben R. Zoll, ebda, auch K.-H. Naßmacher, (1972), S. 39 ff. sowie P. Aich, (Hg.), (1977).
Vgl. dazu G. Thorn:,, „Die Beeinflussung des politischen Entscheidungsprozesses entfällt dem Parlament in wesentlichen Bereichen und wird fortan von besser angepaßten Interessengruppierungen ... wahrgenommen, die direkten Zugang zu der Regierung und den Verwaltungen haben und der Vermittlung durch das Parlament immer weniger bedürfen“; Referat vor dem Bergedorfer Gesprächskreis, Protokoll Nr. 51, Hamburg 1975, S. 10.
Der Begriff stammt von Götz Briefs; s. F. A. Hermens, Verfassungslehre, Frankfurt 1964, S. 195.
R. Herzog, a.a.O., S. 3.
Vgl. dazu T. Ellwein, Regieren und Verwalten, a.a.O., S. 71. S. auch G. Thorn, a.a.O., S. 8: „Das Parlament wurde — zumindest in den Augen vieler — zu einer Kulisse degradiert, vor der — oder besser hinter der — die Schachzüge der Parteiapparate stattfinden.“
Vgl. zum Problem der Parteienfinanzierung in diesem Zusammenhang U. Schleth, Parteifinanzen. Meisenheim am Glan 1973, S. 323; zur Frage der Sozialstruktur der Parteien s. K.-H. Naßmacher, a.a.O., S. 51 f.
Kritisch dazu auch T. Ellwein, Das Regierungssystem der Bundesrepublik, a.a.O., S. 14.
So R. Wildenmann, in Capital, Nr. 10, Hamburg 1977, S. 227; s. dort auch die Angaben über das Sympathieverhältnis Bürgerinitiativen — Staat. Zur Glaubwürdigkeit der Politiker s. die Umweltschutzuntersuchung von Infas, Bonn, Juli 1977, S. 12. Die Angaben über die Wählbarkeit und das Wählerpotential von Bürgerinitiativen sind einer Infas-Erhebung vom 20. Juni bis 7. August 1977 entnommen.
E. Fraenkel, a.a.O., S. 85.
Vgl. dazu P. C. Mayer-Tasch, (1976), S. 90.
In ähnlicher Weise fragte schon E. Fraenkel, a.a.O., S. 118.
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© 1978 Westdeutscher Verlag, Opladen
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Zilleßen, H. (1978). Bürgerinitiativen und repräsentative Demokratie. In: Guggenberger, B., Kempf, U. (eds) Bürgerinitiativen und repräsentatives System. VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-322-99364-9_6
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