Zusammenfassung
Beginnt man, weshalb auch immer, sich für die Alltagspraxis anderer Menschen zu interessieren, erzeugt man damit bewußt Fremdheit im Verhältnis zu denen, die man beobachten will. Das ist keineswegs ungewöhnlich oder spezifisch für qualitative Sozialforschung. Hier wird die Fremdheit lediglich stärker als anderswo benannt und zu überwinden gesucht, sie wird zum reflexionswürdigen und reflexionsbedürftigen Thema. Fremdheit ist nicht nur eine Kategorie der Grenze zwischen Subjekt und Außenwelt. Im Verlauf einer Feldforschung wird man sich selbst fremd, man erlebt sich neu, es tauchen Eigenschaften auf, die man bislang (in der Welt der eigenen Routinen) noch nicht an sich wahrgenommen hat. Nichts oder wenig ist vertraut, nichts kommt einem entgegen, nichts versteht sich von selber, nichts läßt sich ohne Widerstände assimilieren.
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© 1996 Westdeutscher Verlag GmbH, Opladen
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Behr, R. (1996). Fremdsein und Vertrautwerden. In: Reichertz, J., Schröer, N. (eds) Qualitäten polizeilichen Handelns. VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-322-99357-1_3
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