Zusammenfassung
Hermeneutik und funktionale Analyse gelten üblicherweise als konträre Methodenoptionen, denen unterschiedliche Theoriekonzeptionen entsprechen. Verstehende Übernahme der subjektiven Perspektive von Akteuren (bzw. Autoren), Explikation ihrer Überzeugungen, Ziele und Bedeutungsintentionen einerseits, Analyse der objektiven Folgen von Handlungen im Hinblick auf systemische Strukturen andererseits, markieren unterschiedliche Zugangsweisen zur Untersuchung sozialen Handelns, zwischen denen keine Berührungspunkte zu bestehen scheinen. — Genaueres Hinsehen läßt jedoch Überschneidungen und Parallelen erkennen, die eine Überprüfung dieses Urteils nahelegen:
Wie aus Mertons Unterscheidung zwischen latenten und manifesten Funktionen abgelesen werden kann, gehört auch die Untersuchung intendierter Handlungsfolgen zum Kompetenzbereich funktionaler Analyse. Umgekehrt distanziert sich die philosophische Hermeneutik Gadamers ausdrücklich von einer als “romantisch” apostrophierten Hermeneutik, die das Ziel verstehender Auslegung auf die Explikation ‘subjektiv vermeinten’ Sinnes reduziert. — Weitgehende Übereinstimmung statt bündiger Disjunktion zwischen beiden Methoden lassen die Positionsbeschreibungen dieser beiden Autoren vermuten.
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Literatur
Vgl. dazu etwa Bourdieu 1979, S.139ff und 1987, S.97ff. Zur Kritik des systemtheoretischen Sinnbegriffs aus der Perspektive des Wi:ttgensteinschen Gedankens der notwendigen Intersubjektivität jeder Regelbefolgung vgl. besonders Habermas 1971b, S.188ff. — Es soll allerdings nicht verschwiegen werden, daß unser Votum mit gewissen Vorläufigkeiten behaftet ist, steht doch die Untersuchung einiger interessanter Parallelen zwischen Sytemtheorie und (Nco)strukturalismus, die die hier einfach unterstellte wechselseitige Exklusivität in einem anderen Licht erscheinen lassen könnte, noch aus.
Vgl. dazu besonders Oevermann u.a. 1979 sowie Oevermann 1981, 1983 und 1986.
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Schneider, W.L. (1991). Einleitung. In: Objektives Verstehen. VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-322-99355-7_1
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DOI: https://doi.org/10.1007/978-3-322-99355-7_1
Publisher Name: VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden
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