Zusammenfassung
In dieser Studie geht es um das Verhältnis von Klasse und Geschlecht. Vorgestellt werden Ergebnisse eines mehrjährigen Forschungsprojekts zur Frage nach dem Strukturzusammenhang dieser Kategorien, aber auch nach ihrer je konkreten, empirischen Verschränkung im Lebenszusammenhang von Männern und Frauen mit unterschiedlichen sozialen Herkünften, Laufbahnen und in verschiedenen sozialen Klassenpositionen. Gegenstand dieser Studie sind also verschiedene Ungleichheiten und Unterschiede, Über- und Unterlegenheiten, zum einen qua Geschlechtszugehörigkeit, zum anderen qua Klassenzugehörigkeit, die sich praktisch vermischen und nur analytisch zu trennen sind.
All die Neigungen, sich über andere zu erheben, werden jetzt stärker zurückgehalten: Das Verhöhnen gebrechlicher, häßlicher oder armer Menschen, die deutliche Geringschätzung für Mindere oder Minderheiten, das selbstgefällige Vorzeigen des größeren Wissens, des Reichtums, der höheren Herkunft oder des höheren Ranges, die Sucht, andere zu übertreffen ... Aber es gibt eine Ausnahme. Die kollektive Selbsterhöhung durch Distanzierung geht durchaus ungebremst und unverhohlen weiter; ästhetische Geringschätzung und kultureller Haß werden nicht maskiert.
Abram de Swaan
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Literatur
Ganz in unserem Sinn spricht sich Rosemary Crompton (1995) in ihrem jüngsten Plädoyer für mehr Materialismus in der Frauenforschung gegen eine „Zelebrierung der ‚Differenz‘“ und die Feier der „Vielfalt“ aus, weil damit Strukturen und Grenzen, die in diesen Strukturen gründen, leicht übersehen werden.
Abgesehen von frühen Auseinandersetzungen zwischen Marxist/-innen und Feministinnen über den sogenannten Haupt- und Nebenwiderspruch, auf die mit zeitlichem Abstand die Dokumentation einer Tagung zu „Klasse und Geschlecht/IMSF“ (1989) reflektiert.
Der Problematik unterschiedlicher Klassifikationsmodi und daraus resultierender Zuordnungen von Berufsgruppen zu sozialen Klassen bei Verwendung statistischen Materials widmet die empirische Studie von Pamela Abbott und Roger Sapsford (1987) über die Einbeziehung von Frauen in die Klassenanalyse viel Aufmerksamkeit. Unter Berücksichtigung der Segregation auf dem Arbeitsmarkt, wonach Frauen überwiegend in Dienstleistungsberufen (und hier zu großen Teilen als sogenannte secondary workers) tätig sind, sei bei Frauen die Trennung manuell/nicht manuell bedeutend schwieriger vorzunehmen und mitunter weniger aussagekräftig als bei Männern. Probleme ergeben sich außerdem bei der Klassifikation von Hausfrauen (vorgeschlagen wird die letzte bzw. höchste berufliche Stellung) und beim Wiedereinstieg von Frauen nach der Familienpause (in der Regel unterhalb ihrer früheren Qualifikation).
Kreckel hat den wesentlichen Kern dieses Konflikts herausgearbeitet: Die massive Reaktion Goldthorpes auf den relativ harmlosen Vorschlag einer „joint classification“ von Britten/Heath wird erst verständlich, wenn man bedenkt, daß die konventionellen Klassen- und Schichttheorien nicht nur von sozialstatistischen Kategorien, sondern von realen Großgruppen ausgehen, die sich durch einen hohen Grad an Kontinuität auszeichnen. „Alle Forschungsansätze, die die empirische Instabilität, Fragmentierung und Ambivalenz von Klassenlagen betonen, müssen unter diesem Blickwinkel als suspekt erscheinen.“ (Kreckel 1989, 314)
Siehe näher in den Kapiteln 4, 5, 8.
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© 1997 Leske + Budrich, Opladen
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Frerichs, P. (1997). Einleitung: Klasse und Geschlecht. In: Klasse und Geschlecht 1. Reihe „Sozialstrukturanalyse“, vol 10. VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-322-99350-2_1
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DOI: https://doi.org/10.1007/978-3-322-99350-2_1
Publisher Name: VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden
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