Zusammenfassung
Die inzwischen lange Debatte über Interessen- und Vermittlungsinstitutionen auf einen Nenner zu bringen, ist kaum möglich. Zu verschieden sind die Blickwinkel, Perspektiven und Theorieansätze, mit denen nach der Konstanz und Veränderung des Verhältnisses von Bürgern und Mitgliederorganisationen und der Interessenvermittlung gefahndet wird. Die Debatte einigend ist die Einschätzung, dass kollektive Akteure, in welcher Verfasstheit auch immer — ob als hierarchische Großorganisationen oder lockere Netzwerke von Netzwerken — ein integraler Bestandteil demokratischer Gesellschaft sind, dass sie geradezu ein Ausdruck für die Existenz von demokratischer Gesellschaft sind. Das hat mit ihren besonderen Funktionen und Eigenschaften zu tun. Zum einen leisten sie einen Beitrag zur Sozialintegration. Ohne sie wäre die vielbeschworene Massengesellschaft Kornhausers (1959) längst Realität. Sie sind Kristallisationskerne gemeinsamen Verständnisses und gemeinsamen Interesses, ermächtigen die Einzelnen, am gesellschaftlichen und vor allem politischen Leben teilzuhaben (Rueschemeyer et al. 1992: 54). Zum anderen leisten vor allem die Interessengruppen unter den Mitgliederorganisationen als Vermittlungsinstitutionen einen zentralen beitrag zur politischen Systemintegration. Ohne ihre Vermittlungsleistung ware die Beziehung zwischen Bürgern und Politik auf die politischen Wahlen begrenzt, ein ständiger Resonanzboden und eine beständige Informationsquelle über die Interessenlagen in der Gesellschaft würde nicht existieren und die politischen Entscheidungsträger wären der Gesellschaft vollends entrückt.
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Weßels, B. (2001). Vermittlungsinstitutionen und Interessenvertretung: Zur Performanz von Mitgliederorganisationen in Deutschland. In: Koch, A., Wasmer, M., Schmidt, P. (eds) Politische Partizipation in der Bundesrepublik Deutschland. Blickpunkt Gesellschaft, vol 6. VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-322-99341-0_9
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