Zusammenfassung
Um mit anderen in Kontakt zu treten, benutzten die Menschen immer schon “vermittelnde Instanzen”. Im Altertum und sogar bis hinein ins 19. Jahrhundert gelten Boten als das Universalorgan für die mündliche und schriftliche Nachrichtenbeförderung.1 Zumal in der Antike sind hierbei Bote und Botschaft eng miteinander verbunden: Der klassische Bote fungiert nicht allein als neutraler Überbringer einer Botschaft; selbst wenn ein schriftlich fixierter Text zugrunde liegt, ist dieser meist nur ein Teil der gesamten Mitteilung, die durch das Wort des Boten erst vervollständigt wird.2 Das Entsenden eines Boten ist eine vertrauensvolle Angelegenheit, nicht nur aus dem Grunde, daß er die Botschaft überhaupt überbringt, sondern daß er die Botschaft gemäß den Intentionen des Entsenders unterbreitet. Das Beispiel des Boten soll eingedenk der Vielschichtigkeit und des historischen Wandels des Botenwesens nicht überstrapaziert werden und bedürfte sicherlich einer differenzierteren Darstellung. Hier ist vor allem der Hinweis wichtig, daß der (antike) Bote gewissermaßen selbst Teil der Botschaft, wenn nicht sogar die Botschaft selbst ist. Nicht zuletzt drückt sich dies in der Wahl eines geeigneten Gesandten aus, der über den vermittelten Inhalt hinaus dem Vermittlungsakt selbst metakommunikative Bedeutung zukommen läßt und bei einer falschen Wahl oder sogar absichtlich die Aussage der übermittelten Botschaft konterkarieren kann. Zumindest vermag die Art und Weise der Vermittlung Nuancen der Nachricht zu bestimmen. Dies belegt auch das Beispiel des — im historischen Verlauf emanzipierten — Hofnarren in seiner Funktion als Vermittler. So erreicht eine Kritik des Königs z.B. an Prinzen, Ministern oder hochrangigen Soldaten durch den Hofnarren gleichwohl den Adressaten, allerdings in einer entschärften Form, “...denn der Tadel eines Narren trifft weniger hart, als wenn er aus königlichem Munde kommt.”3 Diese kurzen Anmerkungen deuten schon darauf hin, daß vermittelte Kommunikation in doppelter Hinsicht bedeutungsvoll ist, sowohl hinsichtlich des übermittelten Inhaltes als auch im Hinblick auf die Art und Weise der Übermittlung.
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Höflich, J.R. (1996). Problembestimmung: Technische Vermittlung als Gegenstand der Kommunikationswissenschaft. In: Technisch vermittelte interpersonale Kommunikation. Studien zur Kommunikationswissenschaft, vol 8. VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-322-99336-6_1
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