Zusammenfassung
Unter Kleinstaaten1 firmieren hier die europäischen Mikro- oder „Kleinst-Staaten“ Andorra, Liechtenstein, Monaco, San Marino und der Vatikanstaat.2 Weltweit existieren etwa fünfzig dieser kleinen Gebilde, die von erstaunlicher Vitalität und Resistenz sind. Kleinere territoriale und politische Einheiten haben zudem ein paar Eigenschaften, die mittlere und große Staaten nicht haben (insbesondere Dahl/Tufte 1973, Geser 1981 und 1992, Höll 1983, Kokott 1987, Riklin u.a. 1993, Waschkuhn 1990/91, 1993a, 1993b, 1994a und 1994b)3. Die bisherige Kleinstaatenforschung war dahingehend defizient, daß man sich zu sehr auf die relative Machtlosigkeit des Kleinstaates unter Sicherheitsaspekten kaprizierte. Dabei wurde geflissentlich übersehen, daß Kleinstaaten durch innovative Nischenausnutzung und flexible Handlungsformen selektiver Optimierung durchaus erfolgreich sein können. „Kleinheit“ ist insofern keine absolute, sondern eine komparative Größe, denn es kommt darauf an, was man aus den jeweiligen Gegebenheiten situativ und konkret macht. Der Kleinstaat muß wie jedes System eine bestimmte Kombination von Umweltoffenheit und innerer Geschlossenheit herstellen, um zum einen international wettbewerbs- und kollektiv lernfähig zu sein (Anpassungsflexibilität) und um zum anderen die gesamtgesellschaftliche Stabilität angesichts existentieller Unsicherheit und Verletzbarkeit (Vulnerabilität) zu befestigen sowie eine politisch-administrative Steuerungsfähigkeit und damit Selbststabilisierung zu erreichen. Adaptive Flexibilität nach außen und interne Konsistenz sind funktionale Erfordernisse vor allem für kleine Staaten, die in aller Regel besonders auslandsabhängig und auf eine stabile, friedfertige und wohlwollende Umwelt angewiesen sind.
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Literaturverzeichnis
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© 1999 Leske + Budrich, Opladen
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Waschkuhn, A. (1999). Die politischen Systeme Andorras, Liechtensteins, Monacos, San Marinos und des Vatikan. In: Ismayr, W. (eds) Die politischen Systeme Westeuropas. UTB für Wissenschaft. VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-322-99308-3_21
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