Das politische System Spaniens

Zusammenfassung

Die spanische transición, der Übergang vom autoritären, franquistischen Regime zur repräsentativen Demokratie¹, galt aufgrund seines in vielfacher Hinsicht erfolgreichen Ausgangs zunächst als Prototyp der evolutionären Regimetransformation, obwohl er aufgrund seiner historischen Voraussetzungen und der spezifischen Interaktionsdynamik zwischen den beteiligten Akteuren eher den deviant case der „dritten Welle“ (Huntington 1991) von Systemwechseln darstellt (Beyme/Nohlen ³1995; O’ Donnell/Schmitter/Whitehead 1986; Nohlen/Solari 1988). Zu den historischen Voraussetzungen gehörte der beschleunigte wirtschaftliche und soziale Wandel der 60er und 70er Jahre, der das franquistische Regime schleichend delegitimierte (Waldmann/Bernecker/López-Casero 1984), und die seit Anfang der 60er Jahre erfolgte Pluralisierung der franquistischen Eliten, die eine modernitätsorientierte Gruppe professioneller Technokraten hatte entstehen lassen, die durch Pragmatismus und relative Ideologieferne gekennzeichnet war (von Beyme 1971). Der Regimewandel wurde auf dem Wege der Reform vorgenommen, wobei in rascher Folge die zentralen Machtinstrumente des autoritären Regimes demontiert oder transformiert und durch demokratische Institutionen und Verfahren ersetzt wurden. Die sukzessive Vorgehensweise ist freilich nicht gleichbedeutend mit gradueller oder inkrementalistischer Reform. Die einzelnen Reformschritte kamen jeweils einem Bruch mit dem autoritären Regime gleich, der gegen den Widerstand der beharrenden Kräfte im franquistischen Machtapparat und im Militär durchgesetzt wurde (Nohlen/Hildenbrand 1992: 277).