Zusammenfassung
Zum Thema “Sozialisation” ist von vorliegender Darstellung zugleich weniger und mehr zu erwarten, als etwa ein Handbuch der Soziaisationsforschung Hurrelmann/Ulich Hrsg.1991) oder eine Einführung die Entwicklungspsychologie (Oerter/Montada 1995) zu bieten hätte: weniger, weil ein komplexer Forschungszusammenhang auf das reduziert werden muss, was der Nicht-Soziologe und Nicht-Psychologe versteht und was für den Umgang mit literarischen Texten bedeutsam ist; und gleichzeitig mehr, weil diese literarischen Texte theoretische Konzepte und empirische Befunde aus der Sozialisationsforschung differenzieren und veranschaulichen helfen werden.
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Referenzen
Vgl. ebd., 30: Robert Louis Stevenson (1850–1894): Treasure Island (1883) sowie Robert Michael Ballantyne (1825–1894): The Coral Island (1858).
Vgl. hierzu bereits Michel-Michot 1970.
Im Unterschied zu H. V. Hentig (1981) halte ich Goldings Roman durchaus für ein Experiment und nicht für die literarische Darlegung von etwas vorab als richtig Angenommenem. Ich glaube, dass V. Hentig in seinem Interesse an dieser “verwahrlosten Gesellschaft” die fundamantalen Unterschiede zwischen dieser Gleichaltrigengesellschaft und einer ‘normalen’ Gesellschaft der Generationen zu sehr herunterspielt.
Vgl. die fesselnde Szene in Golding 1954/1974, 51, in der Roger am Strand Steine auf den jüngeren Henry wirft, jedoch durch “das Tabu von früher” noch daran gehindert wird, einen “Umkreis von etwa sechs Metern Durchmesser” zu durchbrechen (hierzu auch V. Hentig 1981, 126 f.).
Vgl. zu dieser auch Blos 1992, 91 ff.
Vgl. aus psychoanalytischer Sicht auch die Darstellung von Kaplan 1988 (hier bes. 144) sowie unten, Kapitel 4.1.
Zu Lindgren vgl. unten, Kapitel 2.2; zu Collodi Kapitel 2.3.
Zu Begriff und Problematik der Mediensozialisation vgl. unten. Kanitel 5.1
Für das Vorschulalter zeigt diese ‘Normal-Entwicklung’ die Studie von Wieler zum Vorlesen in der Familie: 1997, 88 und 315 f.
Vgl. etwa den Eintrag in KLL, 568–570, bes. 569.
“Indem die Gesellschaft die Individuen direkt über mannigfache Kanäle und Instanzen beeinflußt, verlieren insbesondere die Erziehungsprozesse immer mehr an Wirksamkeit.” (Hengst 1981, 65)
Zum Begriff der emotionalen Intelligenz vgl. unten, S. 136 und 220.
Vgl. Enders-Dragässer/Fuchs (Hrsg.) 1990.
Pippis Vater, ehedem nach einem Schiffbruch auf eine Südseeinsel verschlagen, avancierte dort zum “König von Taka-Tuka-Land” und herrscht sozusagen über lauter dankbare Freitags (vgl. Lindgren 1949/1978, 307 f.)
Pippis erster Schulbesuch: vgl. ebd., 43–51.
“Gustav war mit seinen Kameraden auf einem Schulausflug. Er hatte eine Krone, als er abfuhr, und 7 Öre, als er zurückkam”
Sie kann ein halbes Dutzend zum Teil außereuropäische Länder korrekt benennen, sie weiß, dass man in China Schwalbennester isst (vgl. ebd., 56), sie kann leidlich rechnen, wenn es sein muss (vgl. 89), und sie weiß, dass die Hauptstadt von Portugal Lissabon heißt (vgl. 39).
Vgl. etwa Heinrich 1992 sowie die Broschüre von J. Reichen et al.: Lesen durch Schreiben. Hamburg: O. Heinevetter 1982. Mit einem Geleitwort von Kurt Meiers.
Es handelt sich deshalb auch nur um eine bedingte Ausnahme von der einschlägigen Abstinenz männlicher Autoren, denn diese Wendung der Handlung (vgl. Grass 1959/1974, 60–66) enthebt ja den Autor der Notwendigkeit, die Folgen der Einschulung zu schildern.
Vgl. praktisch-methodisch Kliewer 1997 sowie in Bezug auf das Thema dieses Kapitel schon Karst 1982.
Zur Interpretation des Textes vgl. im Übrigen Esselborn-Krumbiegel 1989.
Das klösterliche Internat, von dem aus der Weg “entweder auf die Kanzel oder aufs Katheder” führt (vgl. ebd., 163), ist für Kinder wie Hans der einzige “schmale Pfad” (ebd.) zu weiterer schulischer Sozialisation. Hesse macht dies deutlich, indem er Hans in seiner Angst vor dem Durchfallen den Vater fragen lässt, ob denn nicht auch das Gymnasium eine Alternative wäre. Der Vater zerstört die Illusion: “Du meinst wohl, ich sei Kommerzienrat.” (Ebd., 184)
“Bloß das eine wurmte ihn, daß er nicht vollends erster geworden war” (ebd., 195)
Man könnte hinzufügen: wenn überhaupt. Denn dies gilt ja nur im Fall einer gelingenden schulischen Sozialisation und nicht für deren Opfer á la Hans G.
Zum Zusammenhang von Biografie und Roman vgl. Corino 1972 und den Forschungsbericht von Biermann 1994, 140–147.
Vgl. NüBel 1996, 51 über Stellen wie Musil 1906/1994, 43.
Nübel (1996 ebd., 52 ff.) spricht von “Sinnlichkeit im weitesten Begriffe” (Musil) als Weg zur Erkenntnis.
Vgl. näherhin unten, Kapitel 7.3.
Das verbietet sich schon deshalb, weil Hans nicht weniger als Schillers und Shakespeares Helden selbst ein Kunstprodukt ist.
Da würden andere als literarische Quellen gebraucht: vgl. Petrat 1987.
Da wären die literarischen Quellen anders zu ordnen: vgl. Maier 1972 und Brettschneider 1982.
Ich übernehme den Begriff “Lerngeschichte” von Schulze (1996), der unter dieser Bezeichnung vorwiegend (semi-) autobiografische, narrative und reflexive Momente verbindende Texte diskutiert, unter anderem das auch von mir oben, S. 28 herangezogene Prosastück “Der Lesekasten” von Walter Benjamin.
Alle deutschen Übertragungen zwischen 1905 und 1993 weist Richter (1996, 173 ff.) nach.
Zu den statistischen Angaben und zur Geschichte der Bearbeitungen bzw. Textausgaben vgl. NöLling-Schweers 1995, 439 f. und 451 ff.; zum Vergleich der Ausgaben für den Unterricht auf der Primarstufe Schulz 1996.
Schulz 1996, 26. Vom “Anarchismus des Kindes” spricht auch Richter (1996, 79).
Hierzu vgl. Nölling-Schweers 1995, 449 sowie Schulz 1996, 26.
Vgl. Riedt 1993, 188 ff.; bzw. Nöstlinger 1988, 126 ff.
“‘Aber der Mörtel ist schwer’ [] und ich will mich nicht anstrengen.” (Riedt 1993, 189)
Stiftung Lesen (Hrsg.) 1995, Punkt 5.4 (o. Pag.)
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Golding, W. et al. (1998). Lerngeschichten: Sozialisation in der Literatur und in der Theorie. In: Übergänge. VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-322-99303-8_3
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Publisher Name: VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden
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