Zusammenfassung
Jeder Mensch hat Wünsche, die mit dem Streben einhergehen, sie zu befriedigen. Solche Empfindungen der Menschen nennt man Bedürfnisse (vgl. Endruweit/Trommsdorff 1989: 47f., Drever/Fröhlich 1970: 57f.). Um welche Bedürfnisse es sich dabei konkret handelt, ist schwierig zu beantworten, denn Bedürfnisse unterliegen einem steten sozialen Wandel. Ob ein bestimmter Zustand überhaupt als Mangelsituation wahrgenommen wird, ist das Ergebnis individueller Bewertungen, bei der soziale Vergleichsprozesse eine entscheidende Rolle spielen. Dennoch findet sich in der Literatur eine Fülle von Versuchen, menschliche Bedürfnisse zu systematisieren. Einer der bekannteren ist die Arbeit von Maslow (1981), der basierend auf klinischen Untersuchungen die These formuliert, daß zuerst physiologische (Grund)Bedürfnisse befriedigt sein müssen, ehe Bedürfnisse nach Sicherheit, nach Zugehörigkeit und Liebe, nach Achtung sowie nach Selbstverwirklichung entwickelt werden. Eine ähnliche Unterscheidung findet sich bei Zapf (1977), der unter Bezugnahme auf Allardt (1973) zwischen materiellen Bedürfnissen (having) sowie weitergehenden Bedürfnissen nach Zugehörigkeit (loving) und Selbstverwirklichung (being) unterscheidet. Empirische Umsetzungen beider Konzepte finden sich etwa in Arbeiten der Arbeitsgruppe Soziale Infrastruktur (Hondrich/Vollmer 1983) oder im Rahmen der empirischen Wohlfahrtsforschung (Glatzer/Zapf 1984). Eine solche Konkretisierung und Spezifizierung von Bedürfnissen in Objekten und Symbolen, die die jeweilige historische und gesellschaftliche Realität ausmachen, wollen wir im folgenden als Bedarf(e) bezeichnen.
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Literatur
Für eine Systematisierung dieser und anderer Typologien vgl. Evers/Olk (1996b: 22ff.).
Noch deutlicher mit Bezug auf die Kaufleute, Künstler und Angestellten: „Erst in dem Augenblick, wo sie unterstützt werden — vielfach schon, wenn die ganze Konstellation dies normalerweise erfordert, auch ohne daß es wirklich geschieht, — treten sie in einen durch die Armut charakterisierten Kreis ein. Freilich wird dieser nicht durch eine Wechselwirksamkeit seiner Mitglieder zusammengehalten, sondern durch die kollektive Attitüde, die die Gesellschaft als Ganze ihm gegenüber einnimmt “ (Simmel 1968: 372 ).
Bildlich gesprochen (vgl. Abbildung 1.1): Der Kreis der Outputs hat einen sehr viel geringeren Radius als der Kreis der Bedarfe. Bedarfseinschränkungen kann man sich dementsprechend vorstellen als eine Verringerung des Durchmessers des äußeren Kreises der Bedarfe.
Jacobs und Ringbeck hatten z.B. bei der Planung ihrer Erhebung mit einer Rücklaufquote von 25 bis 30% kalkuliert. Die Anzahl der Sozialhilfeempfänger, die sich mit einer Rückantwortkarte zur Teilnahme bereit erklärten, blieb jedoch weit hinter diesen Erwartungen zurück, so daß die Autoren auf andere Auswahlverfahren zurückgreifen mußten (Jacobs/Ringbeck 1994: 196f.). Haecker et al. (1990) machen keine genaueren Angaben über das verwendete Auswahlverfahren. Mädje und Neusüß erreichten eine Rücklaufquote von 15,5% ( 1996: 218 ).
Chassé versucht z.B. durch „eine Frage nach Leuten mit ähnlich niedrigem Einkommen wie die befragten Personen“ (1996: 156) in den Bereich der verdeckten Armut vorzustoßen. Diese Netzwerkfrage ist jedoch nicht besonders erfolgreich: „Die Mehrzahl der genannten 240 Netzwerkadressen waren ihrerseits Sozialhilfeempfänger, so daß mit der Netzwerkfrage weniger die ursprüngliche Intention der Aufhellung der Dunkelziffer erreicht wurde, als die Ausschöpfungsquote der Grundgesamtheit der Sozialhilfeempfänger erhöht wurde” Nichtinanspruchnahme je nach Land und Sozialleistung zum Teil erheblich ist (mit Quoten zwischen 20 und 50, zum Teil sogar über 50%). Schätzungen für die bundesdeutsche Sozialhilfe gehen von einer Dunkelziffer zwischen 38 und 55% aus (Hauser/Hübinger 1993: 54).
Aufgrund der Erfahrungen aus einer eigenen Dorfstudie stellt Chassé resignierend fest: „Methodisch auf Experteneinschätzungen gestützte Verfahren ländlicher Armutsexploration (z.B. Vaskovics/Weins 1983) erscheinen uns heute als äußerst problematisch. Daß wir am Schluß mehr arme Menschen (Sozialhilfeempfänger und Dunkelziffer) kennen als alle von uns befragten dörflichen Experten — dieser Befund bedarf keines weiteren Kommentars“ (1996: 268f.).
Von den ersten ca. 1900 Studien des maschinenlesbar ausgelieferten Datenbestandskataloges des Zentralarchivs für empirische Sozialforschung (Köln) verwenden lediglich zwei Studien (Nr. 116 und 1001) Einkommen als Auswahl-oder Schichtungskriterium.
Angesichts des Bevölkerungsanteils der Ausländer in der BRD und ihrer ökonomischen und sozialen Bedeutung ist der Ausschluß der Ausländer aus dem ADM-Design mehrfach kritisiert worden. Das Sozioökonomische Panel wurde daher explizit mit einer Ausländer-Stichprobe ausgestattet (Hanefeld 1987).
Armutsanalysen unter Verwendung der Einkommensangaben der EVS finden sich z.B. bei Hauser et al. 1981, Hauser/Semrau 1990, Hauser/Becker 1996, Kaiser 1997. Analysen der Ausgabenstruktur armer Haushalte mit den Daten der EVS findet man in den Arbeiten des Instituts für Sozialforschung und Gesellschaftspolitik (ISG 1985, Hartmann 1985) zum Verbrauchsverhalten von Sozialhilfeemptângern und in einer Arbeit von Faik (1995) zur Theorie und empirischen Umsetzung verbrauchsorientierter Äquivalenzskalen.
Konzeption und Auswahlverfahren sind im Anhang A.3 beschrieben. Der Fragebogen kann im Internet unter der Adresse http://www.uni-bielefeld.de/—hjawww/forsch/vue/apvue26.htm eingesehen werden.
Für die verwendeten statistischen Tests hat das zur Folge, daß die Signifikanz der Teststatistiken überschätzt wird. Wir haben jedoch von einem Einsatz entsprechender Korrekturverfahren abgesehen.
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Andreß, HJ. (1999). Analysen der Verhaltensweisen armer Haushalte mit Umfragedaten. In: Leben in Armut. VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-322-99272-7_1
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