Zusammenfassung
Angesichts der großen Vielfalt an betriebswirtschaftlichen und insbesondere organisationstheoretischen Arbeiten und Erkenntnissen zu Steuerung und Kontrolle ist es notwendig, diese Thematik ausführlicher aufzuarbeiten. Die Aufarbeitung dient dazu, zusammen mit der vorangestellten Erläuterung der in dieser Arbeit verwandten Organisationstheorien, das für den Untersuchungsgegenstand relevante System zur Steuerung und Kontrolle von Leistungsbeziehungen in seinen Inhalten, seiner Funktionsweise und den daraus resultierenden Mechanismen und Instrumenten zu beschreiben und zu begründen.
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Literatur
Vgl. zur allgemeinen Darstellung und Diskussion der Neuen Institutionenökonomie Hart (1989), Terberger (1993), Ebers/Gotsch (1995), Williamson (1995), Richter/Furubotn (1996).
Wegbereitende Vorarbeiten wurden von Simon (1951), Arrow (1971) und Alchian/Demsetz (1972) zur Problematik der Risiko-und Ergebnisbestimmung und -verteilung geleistet.
Zwang als Ursache kann beispielsweise in dem Heranziehen von gesetzlich vorgeschriebenen Leistungen von Notaren, Gutachtern oder Behörden vorliegen; das Streben nach Legitimation als Motiv für eine Agenturbeziehung ist beispielsweise bei Beziehungen zwischen Unternehmungsleitungen und Unternehmensberatern zu finden.
Vgl. für eine ausführliche Darstellung und Diskussion der normativen Agenturtheorie Baiman (1982: 161ff., 1990: 342ff.), Jensen (1983: 334ff.), Eisenhardt (1989: 60ff.), Müller (1995: 61ff.) und Richter/Furubotn (1996: 201 ff.).
Eine ausführliche Erörterung der Kritik am positiven Forschungszweig der Agenturtheorie erfolgt in Kapitel 2.1.3. welche Agenturprobleme auftreten können.
Für eine kurze Darstellung der Herkunft und Entwicklung der Begriffe Agentur, Prinzipal und Agent vgl. Weißenberger (1997: 141f.).
Zur Diskussion der Unterschiede zwischen Agentur und Vertrag vgl. Schanze (1987: 462ff.).
The theory can also applied to any mutual agreement governing some aspect of subsequent behavior.“ (Bergen/Dutta/Walker 1992: 2).
Dies bedeutet eine offene Flanke gegenüber Kritikern der Agenturtheorie, die beklagen, der Komplexität von Verträgen sowie weiteren wichtigen Faktoren wie Vertrauen, Reputation, zeitliche Wirkungen etc. würde keine bzw. zu geringe Beachtung geschenkt (Nilakant/Rao 1994: 667; Tosi/Katz/Gomez-Mejia 1997: 585). Dagegen kann jedoch eingewandt werden, daß erstens die agenturtheoretische Forschung gerade durch weitere Forschungsarbeiten darum bemüht ist, diese Lücke zu schließen und zweitens diese Konzeption lediglich einen Rahmen setzt, innerhalb dessen erst sinnvolle agenturtheoretische Aussagen hergeleitet werden müssen und es ergo nicht Ziel des Ansatzes ist, eine universelle, alle situativen Konditionen beachtende Konzeption eines Vertragsschemas zu erstellen.
Die Agenturtheorie schließt damit an die Konzeptionen impliziter und relationaler Verträge an. Die Anfänge der Theorie relationaler Verträge gehen auf Macaulay (1963) zurück; danach wurde dieses Konzept von Goldberg (1976) und Williamson (1976) für die Wirtschaftswissenschaften aufgegriffen. Vgl. darüber hinaus zur Darstellung und Diskussion von unterschiedlichen Vertragsschemata Macneil (1978), Williamson (1985: 68ff.) und Coleman (1988).
Bürgschaften, Gewährleistungsversprechen oder durch das Akzeptieren von Vertragsstrafen (= sogenannte bonding costs) (Spremann 1988: 620). Aus diesem Grunde werden die Agenturkosten auch als agency loss bezeichnet (Pratt/Zeckhauser 1985: 3).
Ein gemäß der Agenturtheorie optimaler Vertrag ist der, der den Nutzen für beide Parteien (Prinzipal und Agent) maximiert — de facto wird aber in den meisten agenturtheoretischen Arbeiten eine Nutzenmaximierung des Prinzipals eindeutig betont. Der effizienteste Vertrag ist dann der, der den größten Nutzen für den Prinzipal erbringt, also dessen Agenturkosten minimiert. Der Nutzen des Agenten bzw. die ihm entstehenden Agenturkosten werden nicht oder nur am Rande in die Argumentation miteinbezogen (Levinthal 1988: 155; Bergen/Dutta/Walker 1992: 2). Der üblicherweise in der Literatur verwandte Begriff der monitoring costs ist zu eng gefaßt: auch Jensen/ Meckling (1976: 308) erweitern, wenn auch nur in einer Fußnote, die monitoring costs in die umfassendere Sichtweise der controlling costs.
Diese Kosten werden auch als Residualverlust bezeichnet, was den Charakter und vor allem die Ursache dieser Größe wohl besser bezeichnet (Jensen/Meckling 1976: 308).
McGuire (1988: 8) bemängelte dies bereits vor zehn Jahren — seitdem wurde diese empirische Forschungslücke jedoch nicht geschlossen. in Abrede zu stellen — und für alle Fälle mit Konkurrenzgleichgewicht ist eine agenturtheoretisch-empirische Erklärung nicht nötig.43
Abgesehen davon könnte ein Befürworter der positiven Agenturtheorie im Sinne einer Gegenkritik an dem Modell des Konkurrenzgleichgewichts fordern: “Wenn es möglich wäre, ein Konkurrenzgleichgewicht außerhalb einer Modellwelt aufzuzeigen, könnte man dieses empirisch untersuchen und damit eine Falsifikation der positiven Agenturtheorie bewirken!”
Mit dieser Charakterisierung wird ein Streitpunkt bezüglich der generellen Sichtweise von Organisationen angesprochen: sind Organisationen in ihrem Verhalten wie legal fictions bzw. markets anzusehen, deren Handlungsweisen nicht den von Individuen gleichen (Jensen/Meckling 1976: 311; Jensen 1983: 327) oder handeln Organisationen letztlich wie Individuen bzw. soziale Gruppen nach wechselnden Motivationen und Intentionen, die nur einer Synthese unterschiedlicher individueller Vorstellungen bzw. den Vorstellungen von Handlungsführern entsprechen? Die erste Sichtweise wird von den frühen und vor allem normativ ausgerichteten agenturtheoretischen Arbeiten eingenommen, die zweite wird sehr stark durch neuere Arbeiten der positiven Agenturtheorie gestützt und kommt auch vermehrt in den aktuellen Diskussionen hinsichtlich Anwendungsgrenzen und Erweiterungen der Theorie (z.B. zu Vertrauen, Reputation oder Lernen) zum Ausdruck (vgl. Perrow 1986a: 235f.; Mitnick 1992: 87; Nilakant/Rao 1994: 655; Barringer/Milkovich 1998: 311).
In der Erläuterung seiner Feststellung des “...self-interest seeking with guile...” liefert Williamson (1985: 47) eine umfassende Definition des Begriffes Opportunismus in Austauschbeziehungen. onsdrohungen) oder indem er andererseits durch entsprechende Anreizmechanismen den Nutzen des Agenten an seinen eigenen Nutzen koppelt.
Picot (1991: 151f.) greift, zumindest im deutschsprachigen Raum, sprachverwirrend und ohne zu erkennenden Nutzen in diese Begrifflichkeiten ein, indem er das als hidden action bekannte Agenturproblem in hidden information und hidden action unterteilt und das als hidden information bekannte Agenturproblem in hidden characteristics umbenennt. Picot/Reichwald/Wigand (1996: 49) führen zusätzlich unter dem Begriff hidden intention das Problem des hold up in Form transaktionsspezifischer Investitionen in die Agenturtheorie ein. Ob diese Theorievermengung in der wissenschaftlichen Diskussion an Relevanz gewinnen wird, darf aufgrund der Fraglichkeit eines theoretischen Mehrwertes für agenturtheoretische Betrachtungen angezweifelt werden: die vertragliche Lösung der klassischen Agenturproblematik (Überwindung von Informationsasymmetrien) beinhaltet bereits die Problematik des hold up.
Die unterschiedliche Begriffsverwendung in agenturtheoretischen Arbeiten erschwert teilweise die Interpretation der Aussagen. Beispielsweise unterscheidet zwar Arrow (1985: 38f.) hidden information von hidden action und setzt diese zu adverse selection und moral hazard in Verbindung, seine weiteren Ausführungen lassen jedoch eine davon abweichende Unterteilung der Agenturproblematik erkennen.
In der normativen Agenturtheorie wird diese Situation in Form von sogenannten hidden information models abgebildet und zu lösen gesucht. Auch wenn diese Arbeit primär an der Sichtweise der positiven Agenturtheorie ausgerichtet ist, helfen diese Modelle doch, die Problematik besser zu ergründen (Jensen 1983: 335; Terberger 1993: 99ff.). Vgl. zu hidden information models Spence (1973: 361ff.), Levinthal (1988: 177ff.), Schoppe et al. (1995: 184ff.), Richter/Furubotn (1996: 217ff.).
Der tatsächlich vorhandenen Eigenschaften eines zur Auswahl stehenden Agenten (Pratt/Zeckhauser 1985: 20; Eisenhardt 1989: 61; Bergen/Dutta/Walker 1992: 6).
Beispielsweise wird ein Prinzipal für die Ausführung von Erdarbeiten von vorneherein Maler-oder Dachdekkerunternehmungen als ungeeignete Agenten selektieren.
Gut zu zeigen ist dies auch im Bereich von Agentenbeziehungen zu Angestellten: hier erfolgt ein screening über vorzulegende Zeugnisse, Assessment Center oder Einstellungsgespräche (Bergen/Dutta/Walker 1992: 6). sondern seine Fähigkeiten und sein Verhalten erst im Verlauf der Beziehung durch eigene Beobachtungen in Erfahrung zu bringen. Trotz offenkundiger Nachteile ist eine solche Alternativstrategie unter Umständen dann sinnvoll, wenn ein screening ex ante nicht möglich bzw. nur unter sehr hohen Kosten zu realisieren ist. Insgesamt besteht ein trade-off zwischen den Kosten des screening und den Kosten der Auswahl eines falschen Agenten (Atkinson/Feltham 1982: 265).
Vgl. zum Hold-up-Problem innerhalb der Transaktionskostentheorie Williamson (1985: 57ff.), Alchian/ Woodward (1987: 113ff.), Ebers/Gotsch (1995: 212f.). Darüber hinaus wird in dieser Argumentation nochmals die Kritik an der Einführung des Hold-up-Problems in die Agenturtheorie durch Picot (1991: 151f.) und PicodReichwald/Wigand (1996: 49) sichtbar. Es soll allerdings nicht negiert werden, daß eine Betrachtung von spezifischen Agenturbeziehungen unter besonderer Berücksichtigung von transaktionsspezifischen Investitionen sehr wohl zu einem Erkenntnisgewinn beitragen könnte — dabei muß jedoch deutlich betont werden, daß mit einer solchen Argumentation die Modellwelt der Agenturtheorie verlassen wird und eine Theorievermengung bzw. ein partieller Theorievergleich stattfindet.
In der normativen Agenturtheorie wird diese Situation in Form von sogenannten hidden action models abgebildet und zu lösen gesucht — vgl. zu hidden action models MacDonald 1984: 418ff.; HartfHolmström 1987: 79ff.; Levinthal 1988: 157ff.; Kreps 1990: 577ff.
So berechnet beispielsweise Müller (1995: 67) 64 theoretisch unterscheidbare Informationsverteilungskonstellationen für Informationsasymmetrien nach Vertragsschluß; unter Einbezug von Informationsasymmetrien vor Vertragsschluß ergeben sich danach 256 verschiedene Informationsverteilungskonstellationen.
Dies ist auch an dem sehr hohen Anteil von Hidden-action-Modellen in der normativen Agenturtheorie zu erkennen (Hart/Holmström 1987: 76; Levinthal 1988: 156) bzw. liegt in dem Ursprung der Formulierung von Agenturproblemen (vgl. Alchian/Demsetz 1972: 778–783; Ross 1973: 134ff.).
Zur Unterscheidung von anderen theoretischen Ansätzen (Institutionenökonomie, politischer Institutionalismus, “alter” Institutionalismus etc.) wird diese Theorie auch vielfach als Neuer Institutionalismus oder NeoInstitutionalismus bezeichnet (Scott 1987: 493–501; DiMaggio/Powell 1991a: 1–5; Greenwood/Hinings 1996: 1022). Vgl. auch zur Differenzierung zwischen “altem” und “neuem” Institutionalismus Greenwood/Hinings (1996) und Selznick (1996).
Das Forschungsprogramm “Environment for Teaching” an der Stanford University, Stanford Center for Research and Development in Teaching (SCRDT), diente zu Beginn der 70er Jahre der Erforschung des Verhaltens und der Methoden von Lehrern an Schulen in den U.S.A. Als relevante Einflußfaktoren wurden die Organisation innerhalb der Schulen und deren Beziehungen zu anderen Schulen, Institutionen etc. (generell als educational problems bezeichnet) angenommen. Ursprünglich war die theoretische Fundierung dieses Programms an die damals dominierenden Ideen der Kontingenzforschung angelehnt: die Art des Unterrichts hänge von Faktoren wie der relevanten Technologie und der direkten Aufgabenumwelt ab. Diese Annahmen bestätigten sich jedoch nur teilweise und so widmete sich die Forschergruppe (die maßgeblichen Personen waren E. G. Cohen, T. E. Deal, J. W. Meyer, B. Rowan und W. R. Scott) im Laufe der Jahre immer mehr den diese Schulen beeinflussenden Aufgabenumwelten und generellen Umwelten.
Vgl. zur Einordnung der Theorie des Institutionalismus gegenüber verwandten und konkurrierenden theoretischen Ansätzen Zucker (1987: 457ff.), Jepperson (1991: 153ff.), Tolbert/Zucker (1996: 179ff.), Barringer/ Milkovich (1998: 308ff.).
Bereits Max Weber betonte die subjektive Bedeutung von Handlungen (Weber 1972). Auch andere Soziologen beziehen sich immer wieder ausdrücklich auf diese Grundeigenschaft sozialen Handelns und dessen Interpretation (vgl. beispielsweise Berger/Luckmann 1969; Geertz 1973; Berger/Kellner 1981; Smircich 1983).
In diesen Ausführungen kommt erstmals die bereits angesprochene Ambiguität einiger institutionalistischer Argumentationen zum Ausdruck.stitutionen, was in der von ihnen beeinflußbaren Umgebung als gültig und ergo
Diese Trennlinie ist in der Orientierung der empirischen Arbeiten deutlich auszumachen. Sie verläuft zwischen Arbeiten, die von einer gegebenen Institutionalisierung ausgehen (“Why did this happen?”), und Arbeiten, die den Institutionalisierungsprozeß untersuchen (“How did this happen?”).
Vgl. generell zu unterschiedlichen Legitimitätsvorstellungen in verschiedenen theoretischen Ansätzen Hybels (1995: 241–243), Barron (1998: 209).
Worin sich diese Konzeption auch deutlich von einem Alltagsverständnis bezüglich Legitimation abhebt, denn landläufig als illegitim bezeichnete Verhaltensweisen wie Kriminalität oder Korruption können sehr wohl einen institutionalistischen Charakter besitzen (Jepperson 1991: 149).
Der Beziehungszusammenhang wird dabei wie folgt gesehen: je mehr verschiedene Interessengruppen mit unterschiedlichen Ansprüchen an eine Institution existieren, desto geringer ist der Grad der Institutionalisierung.
Zudem sind die empirischen Forschungsarbeiten zu einem großen Teil auf den Typus öffentlicher, nicht kommerzieller Organisationen ausgerichtet. Kontext, in dem sich Organisationen befinden, zu lenken, sind die nachfolgenden Darlegungen wie folgt aufgebaut:
Eine vergleichbare Argumentationskette wählen DiMaggio/Powell (1991b: 65, ursprünglich 1983), indem sie unterstellen, daß neue Organisationsstrukturen aus technisch-rationalen Beweggründen entstehen, jedoch im weiteren Zeitverlauf ab einer bestimmten Schwelle institutionalisiert sind und danach überwiegend aus institutionalistischen Motiven weitere Annahme und Verbreitung finden. Trotz der teilweisen empirischen Bestätigung dieses Zusammenhangs (vgl. Baron/Dobbin/Jennings 1986: 379; Meyer/Stevenson/Webster 1985: 183ff.; Tolbert/Zucker 1983: 30) relativiert Powell (1991: 186) später diese Annahme als zu ungenau.
Alle drei Perspektiven finden Eingang in die näheren Betrachtungen zur Steuerung und Kontrolle — vgl. Kapitel 3.3. und hervorzuheben und diese im Kontext anderer Institutionen zu betrachten (Fligstein
Es soll nochmals betont werden, daß das Modell von Scott weniger einen eigenen Ansatz darstellt als vielmehr den Versuch, eine übergreifende Darstellung institutionalistischer Determinanten (Ebenen, Mechanismen etc.) zu entwerfen. Ein beachtenswerter Modellinhalt ist dabei die Einarbeitung von Sichtweisen konkurrierender Ansätze.
Scott unterscheidet in einer anderen Arbeit sogar sechs unterschiedliche Betrachtungsebenen (Scott 1995: 55ff.).
Dieser Grundgedanke ist nicht zu verwechseln mit dem oftmals in der Realität vorzufindenden Umstand, daß einzelne Akteure innerhalb von weltweiten Institutionen versuchen, ihre individuellen Interessen durch diese Institutionen zu transportieren.
Im Gegensatz dazu fragen andere Organisationstheorien (z.B. die Neue Institutionenökonomie),warum Organisationen verschieden sind.
Scott (1987: 501ff.) unterscheidet gar sieben Mechanismen, die jedoch alle unter diese basalen drei subsumiert werden können. Der Nutzen dieser feineren Unterteilung ist vor allem darin zu sehen, einen individuellen Forschungskontext differenzierter einteilen zu können.
Darin ein Problem sehend spricht sich auch Zucker (1987: 444 gegen die Betrachtung von Zwang aufgrund legaler Sanktionsmacht als einen institutionalistischen Prozeß aus. Zucker argumentiert, daß legale Sanktionsmacht einen deinstitutionalisierenden Charakter aufweisen würde, da Zwang impliziere, daß andere, attraktivere Möglichkeiten bestünden. %2 Dies kann auch als Sozialisierung oder Sozialisationsprozeß bezeichnet werden. 83
Auch Quereinsteiger werden in diesen Institutionalisierungsprozeß mit eingebunden (DiMaggio/Powell 1991b: 72).
Beispielsweise greifen Kraatz/Zajac (1996: 832) das Konzept paralleler Umwelten an, indem sie darlegen, daß technische Umwelten bewußt gegen institutionelle Umwelten ausgerichtet werden können (“...even at the risk of institutional illegitimacy...”). Powell (1985: 565) kritisiert die Vorstellung der Entkopplung von Organisationsstrukturen und tatsächlichen Aktivitäten, welche Organisationen letztlich als zynische Fassaden ohne Bezug zu institutionalistischen Einflüssen erscheinen ließe (ähnlich äußern sich auch Tolbert/Zucker 1996: 180).
Die Notwendigkeit, den Ansatz des Institutionalismus weiter theoretisch auszuarbeiten und zu präzisieren, kann zudem dadurch unterstrichen werden, daß auch die Kritik an diesem Ansatz widersprüchlich ist: so weise der Institutionalismus gerade die Schwäche auf, daß Machtaspekte (vgl. oben die gegensätzliche Kritik) keine bis zu geringe Berücksichtigung fanden (Perrow 1985: 155; Bealing/Dirsmith/Fogarty 1996: 319).
Auch wenn diese Bezeichnung aus dem Jahre 1987 stammt, kann festgestellt werden, daß der Institutionalismus seitdem zwar eine — vor allem empirische — Festigung erfahren hat, aber weiterhin wesentliche Kritikpunkte aufrecht erhalten werden und daher weitergehende Forschungen vonnöten sind. Scott (1994a: 78) führt dazu aus: “I see convergent developments among the approaches of many analysts as they recognize the importance of examining meaning systems, symbolic elements, regulatory processes, and govemance systems. Divergence occurs along several fault lines...”
Ein Überblick über die seit dieser Feststellung von Powell veröffentlichten Arbeiten zeigt, daß sich die Forschungssituation in dieser Hinsicht kaum verbessert hat.
Die kritische Reflexion der Agenturtheorie ist auf den in dieser Arbeit verwendeten positiven Theoriezweig ausgerichtet.
Diese Kritik wird bereits in der frühen Arbeit von Mirrlees (1976: 107) vorweggenommen und relativiert: “A theory that overemphasizes self-interested behavior in this way deserves to fail in predicting various features of actual organizations; but it would be surprising if it were wholly irrelevant.”
Was sicherlich auch ein wesentlicher Grund dafür sein dürfte, daß solche Untersuchungen kaum zu finden sind, obwohl fast jeder wissenschaftliche Theoriediskurs geradezu auf derartige Untersuchungen hinauslaufen müßte.
Dieser Situation sind die Unternehmungen in der Baubranche ausgesetzt.
In beiden Arbeiten wird gezeigt, daß die Erklärungskraft jeder einzelnen Theorie geringer ist als die Summe bei einem simultanen Einbezug beider (Eisenhardt 1988: 506; Conlon/Parks 1990: 621).
Daran anknüpfend seien auch Flamholtz/Das/Tsui (1985: 36) zitiert: “The literature on control can be characterized as confusing in regard to the meaning of the construct as well as the measurement of relevant variables.” und “Clearly, there is no consistent definition of the concept of control, leading inevitably to divergent approaches to the study of it.”
An den Veröffentlichungszeitpunkten der Quellen läßt sich ermessen, wie lange diese Thematik schon diskutiert und bearbeitet wird — mit zunehmenden Differenzierungs-und damit auch latenten Konfusionstendenzen.
In ähnlicher Weise wurde auch die Auswahl hinsichtlich der näher betrachteten Ansätze getroffen: Prämissen waren hierbei neben der erwähnten organisationstheoretischen Ausrichtung 1) die Eigenständigkeit der Forschungsrichtung in ihrem Aufbau und Erkenntnisinteresse und 2) die Nähe und Sinnhaftigkeit bezüglich der Aussagengewinnung zu Steuerungs-und Kontrollfragen. Aus der letzten Begründung heraus wird auch nicht jeder Ansatz in seiner Breite und seinen verschiedenen Teilkonzeptionen dargestellt.
Vgl. zu grundlegenden Darstellungen verhaltenswissenschaftlicher Ansätze Frese (1992: 266ff.), Berger/ Bernhard-Mehlich (1995: 123–153), Schoppe et al. (1995: 103–134).
Die nachfolgenden Ausführungen zu diesem Ansatz sind sehr eng an Tannenbaum (1962, 1968) angelehnt, da durch ihn Steuerung und Kontrolle in einer verhaltenswissenschaftlichen Konzeption maßgeblich geprägt wurde und sich nachfolgende Untersuchungen anderer Autoren sehr eng an Tannenbaum orientieren.
Tannenbaum (1968: 307f.) führt darüber hinaus auch noch die motivierende Wirkung von Steuerung und Kontrolle bei dem Ausübenden selbst aus. Daraus folgert er, daß Kontrollkompetenzen möglichst breit in einer Organisation verteilt werden sollten, um die motivierende Wirkung auszunutzen.
Zu grundlegenden Darstellungen systemtheoretischer Ansätze vgl. Ackoff (1971), Jehle (1975), Braun (1979).
Die verschiedenen Steuerungs-und Kontrollfunktionen werden in späteren Arbeiten weiter verfeinert (in planning, coordinating, communicating, evaluating, deciding, influencing), jedoch wird die Trennung in Planung und Kontrolle insgesamt aufrechterhalten (vgl. Anthony/Govindarajan 1995: 7).
Vgl. zur Darstellung der Verbindung von Organisationstheorien und Fragestellungen des Controlling auch Welge (1988: 54–84), Amshoff (1993: 53–70), Sjurts (1995: 169–225).
Zu den Ursprüngen des Controlling und der Semantik der Begriffe control, controller und controlling vgl. Buchner (1981: 8ff.) und Horvath (1994: 25–29).
Darüber hinaus beschäftigen sich einige Arbeiten fast nur mit dieser Problematik — vgl. z.B. Vahs 1990, Günther 1991, Amshoff 1993, Niedermayr 1994, Kurrle 1995, Sjurts 1995.
Ein weiteres Beispiel für die integrative Sichtweise von Organisationstheorien und Controlling ist die Arbeit von Flamholtz/Das/Tsui (1985).
In bezug auf den Aufbau und die Erklärung von Steuerung und Kontrolle hat sich die agenturtheoretische Konzeption und Erklärung als besonders fruchtbar erwiesen. Dies liegt sicherlich vor allem darin begründet, daß Steuerungs-und Kontrollprobleme den Hauptfokus der Theorie darstellen und Agenturbeziehungen universell beschreibbar sind, was eine Anwendung der Theorie auf so unterschiedliche Fragestellungen wie z.B. zu Verkaufsorganisationen (Anderson/Oliver 1987; Eisenhardt 1988), Entlohnung von Managern (Kosnik/ Bettenhausen 1992; Beatty/Zajac 1994), Verrechnungspreisen (Eccles 1985), Zulieferbeziehungen (Lassar/ Kerr 1996) oder Franchising (Brickley/Dark 1987; Shane 1996) ermöglicht.
Wie bereits in Kapitel 2.1.2 und 2.1.3 ausgeführt, ist die Theorie des Institutionalismus nicht spezifisch darauf ausgerichtet, die Steuerung und Kontrolle von Organisationen oder Individuen zu beschreiben. Aus diesem Grund können auch keine institutionalistischen Sichtweisen in die Konzeptionalisierung der Steuerung und Kontrolle eingebracht werden.
Eine output-orientierte Steuerung und Kontrolle wird auch als outcome control (Anderson/Oliver 1987: 76), results control (Merchant 1985: 17), performance control (Mintzberg 1979: 150) oder budgetary control (Otley 1978: 125) bezeichnet.
Eine input-orientierte Steuerung und Kontrolle wird auch als behavior control (Anderson/Oliver 1987: 76), action control (Merchant 1985: 29), process control (Jaworski 1988: 26) oder monitoring system (Bergen/ Dutta/Walker 1992: 4) bezeichnet.
Eisenhardt (1985) führt in ihrer theoretischen Arbeit die Ansätze der “klassischen” Organisationstheorie (u.a. Thompson 1967, Perrow 1970, Ouchi 1977) und der Agenturtheorie zusammen, indem sie aufzeigt, daß diese sich hinsichtlich der Steuerung und Kontrolle von Austauschbeziehungen sehr stark in ihren Annahmen und Schlußfolgerungen überlappen. Die Agenturtheorie wird zwar als der umfassendere Ansatz dargestellt, der Nutzen des Ansatzes der “klassischen” Organisationstheorie wird jedoch in der genaueren Betonung der Aufgabencharakteristika und des Konstruktes der sozialen Steuerung und Kontrolle gesehen (Eisenhardt 1985: 139).
Später nannte Ouchi (1979: 843) diese Art der Steuerung und Kontrolle clan control, andere Autoren bezeichnen sie als socialization (Eisenhardt 1985: 135), informal control (Jaworski 1988: 27) oder capability control (Challagalla/Shervani 1997: 162).
So bemerkt auch Snell (1992: 297), der selbst diese Art der Steuerung und Kontrolle als eine dritte, gleichberechtigte Form ansieht, “...it [clan control, Anmerk. d. Verf.J only manages potential; there is no guarantee that what can be actually will be, and there is virtually no way to identify performance problems post hoc.”
...allerdings nicht in Form einer eigenständigen Steuerungs-und Kontrollstrategie.
Otley (1980: 423), Jaworski (1988: 31f.) und Tosi/Katz/Gomez-Mejia (1997: 597) weisen in diesem Kontext auf die Problematik hin, daß sich die unterschiedlichen Steuerungs-und Kontrollstrategien und —mechanismen gegenseitig in ihren Wirkungen beeinflussen können. Aufgrund dieses Umstandes wird es von diesen Autoren als schwierig erachtet, die singulären Wirkungen einer Strategie genau zu bestimmen.
CoenenbergBaum (1987: 18) entgegnen auf die häufig anzutreffende Kritik, Planung sei Wunschdenken mit geringer praktischer Relevanz, folgendes: “Planung bedeutet aber, die Ressourcenabhängigkeit des Zielniveaus zu akzeptieren. Dieser Abstimmungsprozeß, ergänzt um den Möglichkeitsrahmen der Umwelt, ist untrennbar mit der Erarbeitung von Planzielen verbunden.”
Die unterschiedlichen Leistungsbeschreibungen sind oftmals sehr eng an die Regelungen nach der VOB angelehnt (Rösel 1992: 105f.; Bauer 1995: 46f.).
Vor Auftragsvergabe sind Funktionsbeschreibungen ähnlich wie Leistungsbeschreibungen mit einem Leistungsprogramm anzusehen — Leistungsprogramme werden allerdings meistens im Vergabeverfahren durch das detaillierte Beschreiben und Bewerten der einzelnen Teilleistungen in Leistungsverzeichnisse umgewandelt (Rösel 1992: 106).
Die klassischen Teilbereiche der Kosten-und Leistungsrechnung zur Erfüllung dieser Aufgabenstellung sind die Kostenartenrechnung (Erfassung der Kosten), die Kostenstellenrechnung (Verteilung der Kosten auf die entsprechenden Bereiche), die Kostenträgerstückrechnung (Kalkulation von Kosten und Leistungen) und die Kostenträgerzeitrechnung (Periodenerfolgsrechnung) (vgl. Kilger 1987; Coenenberg 1997; Haberstock 1997).
Eine dritte Kategorie stellt die Normalkostenrechnung dar, die in ihrer Konzeption und Informationsfunktion zwischen Ist-und Plankostenrechnung einzuordnen ist (Kilger 1987: 56f.; Haberstock 1997: 174f.).
Vgl. zu Anwendungsbedingungen, Arten und Durchführung der Kalkulation von Bauleistungen die ausführ‑ lichen Darstellungen bei Mantscheff (1986), Prange/Leimböck/Klaus (1995) und Drees/Bahner (1996).
Vgl. die Darstellungen verschiedener Kennzahlensysteme aus unterschiedlichen Funktionsbereichen bei Welge (1985: 389ff.), Weber (1988: 77–82), Peemöller (1990: 259–261).
Diese Argumentation entspricht der Grundannahme klassischer und neo-klassischer Theorien, daß in ökonomischen Austauschbeziehungen die Akteure grundsätzlich ihre, zumindest teilweise divergenten, Eigeninteressen verfolgen. Das Ziel einer Vertragsgestaltung muß folglich sein, die Eigeninteressen zielgerichtet zusammenzuführen, damit die Erfüllung der eigenen Interessen gleichzeitig der Erfüllung der Interessen des Austauschpartners dienen.
Die meisten organisationstheoretischen und ökonomischen Ansätze basieren auf der gleichen Sichtweise der Grundannahmen von Austauschbeziehungen — die verhaltenswissenschaftliche Entscheidungstheorie wird hier deshalb angeführt, weil sie sich sehr gut für eine einfache Darstellung dieses Zusammenhangs eignet.
Da das Werkvertragsrecht für verschiedenste Arten von Werken Anwendung finden soll, ist die Ausformulierung im Gesetzbuch sehr allgemein — aus diesem Grund haben sich in der Bauwirtschaft, ebenso wie in vielen anderen Branchen, eine Reihe branchenspezifischer Vertragskonstruktionen und somit auch Preiskonstruktionen entwickelt.
Vgl. zur Preisbildung von Einheitspreisen die ausführlichen Darstellungen und Beispiele der Ermittlung bei Mantscheff (1986: 95ff.) und Prange/Leimböck/Klaus (1995: 11ff.).
Der in den letzten Jahren starke Anstieg der Konkurrenzintensität in der Bauwirtschaft, welcher sich vor allem in heftigen Preiskämpfen niederschlägt, hat auch zu vermehrten Auseinandersetzungen und gerichtlichen Streitigkeiten im Kontext der Entlohnung geführt (Derks 1996b: 254f.).
Vgl. zur Preisbildung von Selbstkostenpreisen die ausführlichen Darstellungen und Beispiele der Ermittlung bei Drees/Bahner (1996: 247ff.).
Sehr häufig wird auch das negative Pendant hierzu vereinbart, z.B. in Form von Konventionalstrafen oder Verlustbeteiligungen. oftmals selbst erbracht; im Gegensatz zu anderen Vertragskonstruktionen, bei denen in der Regel der Auftraggeber das Leistungsverzeichnis erstellt (Bauer 1995: 571).136 Analog zu Einheitspreisen werden auch bei Pauschalpreisen oftmals weitere Zusatzvereinbarungen und Regelungen getroffen, jedoch generell in wesentlich
Bei einem Pauschalvertrag nach § 5, Nr. lb VOB/A ist eine Leistungsbeschreibung explizit vorgesehen und die bei der Leistungsausführung davon abweichenden Vorfälle sind bei der Vergütung zu berücksichtigen. In der Baupraxis wird diese VOB-Regelung jedoch nicht immer beachtet (Prange/Leimböck/Klaus 1995: 74).
Unter Effektivität ist die grundsätzliche Wirksamkeit von Aktionen zu verstehen, bestimmte Anforderungen oder Ziele zu erfüllen (Ausmaß der Zielerreichung). Effizienz ist eine Maßgröße für die Wirtschaftlichkeit von Aktionen, z.B. in Form von Input-Output-Relationen (vgl. zur Darstellung und Diskussion der Begrifflichkeiten Hoffmann 1980: 71f.; Cameron 1986a: 87f.; Scholz 1992: 533ff.).
Vielfaltige empirische Forschungsarbeiten unterschiedlichster organisationstheoretischer Ausrichtung haben die Relevanz solcher Faktoren gezeigt.
Vgl. zu dieser grundlegenden Sichtweise des Zusammenhangs unterschiedlicher organisatorischer Effizienzen auch die Ausführungen von Welge (1988: 451ff.), der eine Differenzierung in eine Controllingeffizienz (= funktionelle Effizienz) und eine unternehmungsbezogene Gesamteffizienz vornimmt.
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Matzke, M. (2000). Theoretische und baupraxisorientierte Konzeption der Steuerung und Kontrolle von Leistungsbeziehungen in Bauprojekten. In: Steuerung und Kontrolle von Leistungsbeziehungen. Gabler Edition Wissenschaft. Deutscher Universitätsverlag, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-322-99258-1_2
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