Zusammenfassung
Zivilgesellschaft und Demokratie, das ist — entgegen mancher Äußerung bei Festanlässen — keine harmonische Beziehung. Im Gegenteil, aus dem Blickwinkel der Zivilgesellschaft wird deutlich, was fragwürdig und brüchig ist an der heutigen Demokratieform. Als die Idee einer demokratischen Zivilgesellschaft, einer öffentlich-egalitären Selbstorganisation der Gesellschaft, in den politisch-wissenschaftlichen Debatten an Boden gewann, hatte sich Demokratie als Funktionssystem schon lange aus der Gesellschaft entfernt. Das Potenzial von Zivilgesellschaft entfaltet sich in einem breiten Spektrum gesellschaftlicher Themen vom Sozialen bis zum Kulturellen, die sie tragenden freien Assoziationen leisten auch einen Beitrag zur Stabilisierung von Demokratie. Fragt man aber enger nach den Möglichkeiten zivilgesellschaftlicher Akteure bei politischen Themen, so ist das Ergebnis ernüchternd. Zivil- bzw. Bürgergesellschaft greift gegenüber dem etablierten Funktionssystem von Demokratie zu kurz. Demokratie ist nicht mehr ganzheitlich zu denken. Sie wird zum sekundären Effekt eines Funktionssystems Demokratie und einer zivilgesellschaftlichen Interventionsdemokratie. Zivilgesellschaft ist, als politisch aktiver Faktor, im Wesentlichen ein kritisches Korrektiv gegenüber etablierter Politik.1 Vorweg und gegen realitätsferne Idealisierung: Zivilgesellschaft ist sowohl ein normativer wie ein empirischer Begriff. Das mindert die Suggestion und erhöht die Spannung, die mit dem Begriff gegeben ist.
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Raschke, J. (2002). Zivilgesellschaft und Demokratie. In: Rossade, W., Sauer, B., Shirmer, D. (eds) Politik und Bedeutung. VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-322-99246-8_6
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