Zusammenfassung
In der akademischen wie der öffentlichen Wahrnehmung gilt es als ausgemacht, dass die deutsche Variante nationaler Integration durch die Idee ethno-kultureller Homogenität determiniert ist. Diese völkische Tradition hat, dem akzeptierten Narrativ nach, ihre Wurzeln in der Romantik des späten 18. und frühen 19. Jahrhunderts und präludiert also der Gründung eines deutschen Nationalstaates; sie schrieb sich in das Staatsbürgergesetz von 1913 ein, um schließlich in Ungeist und Untat des Nationalsozialismus zu hypertrophieren. Gleichwohl vermochte sie sich hinüberzuretten in die neu gegründete Bundesrepublik, wo sie nicht nur als Medium diente, um die Bürger der DDR und die ethnisch Deutschen in Zentralund Osteuropa zu inkludieren, sondern auch die exkludierende Behandlung mehrerer Generationen von Arbeitsmigranten strukturierte.
Dieses Essay geht auf einen Beitrag zu den „Myths of Nations“-Vorlesungen an der University of British Columbia in Vancouver, Kanada, im Frühjahr 2000 zurück. Ich danke dem Institute for European Studies und dem Green College der UBC sowie den Teilnehmern meiner Doktorandenseminare „Theory and Practice of Nationalism“ am Dept. of Government, Cornell University.
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Literatur
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Schirmer, D. (2002). Schließung der Nation Etatismus und Nationalismus im Deutschland des 19. und 20. Jahrhunderts. In: Rossade, W., Sauer, B., Shirmer, D. (eds) Politik und Bedeutung. VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-322-99246-8_13
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