Zusammenfassung
Im Mittelpunkt der „wertorientierten Unternehmensführung“ stand in der Vergangenheit — zumindest im deutschsprachigen Wirtschaftsraum — der Shareholder Value-Ansatz, der spätestens seit der Übersetzung des 1986 erschienenen Buchs von Rappaport „Creating Shareholder Value“508 in der Literatur intensiv diskutiert wurde. Neben der Shareholder Value-Analyse existieren aber auch alternative Wertsteigerungskonzeptionen,509 von denen im folgenden das Konzept des Economic Value Added (EVATM) vorgestellt wird.510 Die EVATM-Konzeption ist eingetragenes Warenzeichen der Stern Stewart & Co Unternehmensberatungsgesellschaft in New York und basiert auf dem von Stewart 1991 publizierten Werk „The Quest for Value“511. Das Economic Value Added-Konzept wird sowohl in der Praxis von namhaften US-amerikanischen und deutschen Unternehmen, wie z.B. Coca-Cola, Eli Lilly, Procter&Gamble, der Metallgesellschaft AG und der Siemens AG512 als Instrument zur Unternehmensführung verwendet und erfreut sich offenbar auch in der Literatur großer Beliebtheit: „today’s hottest financial idea and getting hotter“513. Dabei soll der Economic Value Added nicht nur als Performancemaß dienen, sondern auch ein „framework for a complete financial management and incentive compensation system“ darstellen, „that can guide every decision a company makes, from the boardroom to the shop floor; that can transform a corporate culture; that can improve the working lifes of everyone in an organization by making them more successful; and that can help them produce greater wealth for shareholders, customers, and themselves“514
Access this chapter
Tax calculation will be finalised at checkout
Purchases are for personal use only
Preview
Unable to display preview. Download preview PDF.
Literatur
Vgl. Rappaport (1986) sowie die deutsche Übersetzung ders. (1995). Mittlerweile sind sowohl das Original als auch die Übersetzung in der zweiten Auflage erschienen. Vgl. Rappaport (1998) und ders.
Zu nennen sind desweiteren das Konzept des Cash Value Added der Boston Consulting Group, das namens-gleiche, aber markenrechtlich geschützte Konzept des Cash Value AddedTM der schwedischen Unternehmensberatung FWC AB, das Konzept des Economic Profit der Unternehmensberatung McKinsey Co sowie das Konzept des Added Value der London Business School, die in diesem Beitrag nicht näher diskutiert werden. Vgl. zum Überblick Ober die Shareholder Value-Ansätze: Bilhner/Tuschke (1999), S. 21–33; Crasselt/Pellens/Schremper (2000), S. 72–78 und S. 205–208; Lorson (1999), S. 1329–1339; Richter/Honold (2000), S. 265–274 zum CVA: Boston Consulting Group (1996), zum CVATM: Ottoson/Weissenrieder (1996) und Weissenrieder (1997), zum Economic Profit: Copeland/Koller/Murrin (1998), S. 171–175, vgl. insbesondere zum CFROI auch Hackmeister (1997b), S. 556–579; Matthey (1998), S. 56–65 und zum Added Value: Davis/Flanders/Star (1991), S. 1–33; Davis/Kay (1990); Kay (1996) und ‘banger (1994).
Vgl. Mensch (1999), S. 441–447; Richter/Honold (2000), S. 265–274.
Vgl. Stewart (1991). Vgl. auch Ehrbar (1998); Stem (1994), S. 46–70; Stem/Stewart/Chew (1995), S. 32–46; Stewart (1994), S. 71–84 sowie für den deutschsprachigen Raum Hostettler ( 1997 ). Al Ehrbar ist Senior Vicepresident bei Stem Stewart Co, Dr. Stephan Hostettler ist seit März 1997 Mitarbeiter bei Stem Stewart Co.
Vgl. Ehrbar (1998), S. viii; Hostettler (1995), S. 308; Metallgesellschaft AG (1998), S. 12; Siemens AG (1998), S. 49.
ATT erkannte, daß der Economic Value Added ein vergangenheitsorientierter Performancemaßstab ist, der zudem relevante qualitative Werttreiber (Kunden-und Mitarbeiterzufriedenheit) unberücksichtigt läßt. Vgl. Ittner/Larcker (1998), S. 7. „The message we bring is not new [Chrw(133)]“. Stewart (1991), S. xxiii und „EVA, as a measure of performance, has been a part of the economist’s tool kit for more than 200 years.” Ehrbar (1998), S. xi. SIS Stewart (1991), S. xxiii.
Vgl. Leysinger (1997), S. 246.
Vgl. Bühner/Weinberger (1991), S. 191; Serfling/Pape (1996), S. 58.
Der Shareholder Value-Ansatz bezeichnet das von Rappaport entwickelte Wertsteigerungskonzept, das durch die Verwendung von Discounted Cash Flow-Verfahren charakterisiert ist. Für Hostettler ist der Begriff des Shareholder Value jedoch „nicht an eine bestimmte Bewertungsmethode geknüpft“. Hostettler (1995), S. 308.
In its most fundamental form, EVA (economic value added) is the simple notion of residual income.“ Ehrbar (1998), S. xi. Vgl. zu den deutschen Ausprägungen der Übergewinnverfahren Moxter (1983), S. 56–63.
Vgl. Hostettler (1997), S. 53; Mandl/Rabel (1997), S. 379.
Vgl. Hostettler (1997), S. 202–204. Ein direkter Unternehmensvergleich anhand der Kriterien Umsatzrentabilität und Kapitalumschlagshäufigkeit erscheint wegen der Branchenspezifika wenig sinnvoll.
Vgl. Stewart (1991), S. 86. Die Vermögensrendite rc „ is computed by taking net operating profits after taxes, or NOPAT, and dividing by capital outstanding of the beginning of the fiscal year [Chrw(133)]“. Stewart (1991), S. 742.
Ehrbar (1998), S. xi. Vgl. auch Hostettler (1995), S. 310; Wechsler (1997), S. 825.
NOPAT is the profits derived from the company’s operations after taxes but before financing costs and non-cash-bookkeeping entries.“ Stewart (1991), S. 86. Vgl. auch Hostettler (1995), S. 309.
Vgl. Stewart (1991), S. 102, der die Berechnung des NOPAT nach dem fmancing approach exemplarisch für Wal-Mart durchführt.
Vgl. zur Vorgehensweise Stewart (1991), S. 99–101, der beide Ansätze am Beispiel von Wal-Mart verdeutlicht.
Vgl. Stewart (1991), S. 744.
Stewart (1991), S. 91 (beide Zitate). Der Unterschied zwischen „successful-efforts to full-cost accounting“ besteht darin, daß beim erstgenannten Ansatz nur die Aufwendungen als Investition aktiviert werden, die zu tatsächlichen Erfolgen führen, während beim „full-cost accounting” alle (also auch die erfolglosen) Aufwendungen als Investition angesehen werden. Als Beispiel führt Stewart die Ölindustrie an, in der erfolglose Probebohrungen sofort als Aufwand gebucht werden, erfolgreiche Probebohrungen dagegen als Investition gesehen und aktiviert werden. Vgl. Stewart (1991), S. 30.
Vgl. Hostettler (1997), S. 51–52. Die Schwankungen des Kapitalbestands werden dann als stark bezeichnet, wenn „assets declined by more than 20% over the year“. Stewart (1991), S. 742.
Vgl. zum Konzept des ökonomischen Gewinns z.B. Kahle (1995); Linn (1974) und Schreiber (1993).
Auch die informationsorientierten US-GAAP sind nicht vollständig in der Lage, die tatsächliche ökonomische Performance eines Unternehmens in der Bilanz und GuV abzubilden. „There’s a whole laundry list of items where our conventional GAAP accounting system clearly fails to capture economic reality“. Stern (1994), S. 65.
Vgl. Wechsler (1997), S. 822. Stewart führt die Anpassungen nur dann durch, wenn diese wesentlich und leicht nachvollziehbar sind, das Ergebnis vom Management beeinflußt werden könnte und die zur Anpassung erforderlichen Informationen leicht beschaffbar sind. Vgl. Stewart (1994), S. 74.
In Stern Stewart’s experience, most companies require no more than 15 accounting adjustments to calculate an optimal EVA, and many get by with fewer still.“ Ehrbar (1998), S. 166. „In most cases, we find it necessary to address only some 20 to 25 key issues in detail — and as few as 5 to 10 key adjustments are actually made in practice.” Stewart (1994), S. 73–74. Die Durchführung von mehr als 15 Konversionen wird zum einen nur unwesentliche Auswirkungen auf den Economic Value Added haben - „At some point a trade-off exists between achieving a more accurate return and additional complexity“ Stewart (1991), S. 92 -, zum anderen befürchten die Manager bei einer Vielzahl von Anpassungen Klagen externer Dritter, da offenbar die Zahlen des Jahresabschlusses nicht wirklich „true and fair” sind. Young (1999), S. 9.
Die vollständige Liste der 164 identifizierten Konversionen stellt einen integralen Bestandteil der Beratungstätigkeit von Stem Stewart Co dar und ist nur den Kunden der Beratungsgesellschaft zugänglich. Vgl. Hostettler (1997), S. 97, FN 437. Vgl. zur Anzahl der Anpassungen Stewart (1994), S. 73.
Die genannten Konversionen basieren auf der Arbeit von Hostettler (1997), S. 97–105 und ders. (1995), S. 311.
Vgl. IAS 14 par. 18. Vgl. ausftihrlich zu den einzelnen Korrekturen innerhalb der Operating Conversion Hostettler (1997), S. 111–153. Vgl. ausführlich zu internationalen Vorschriften zur Segmentberichterstattung Böcking/Benecke (1998).
Vgl. Böcking (1997), S. 85–103, der unter einer wirtschaftlichen Betrachtungsweise das Abstellen auf die betriebswirtschaftliche Kalkulationsbasis versteht.
Vgl. ausführlich zu den einzelnen Korrekturen innerhalb der Funding Conversion Hostettler (1997), S. 121129 und S. 215–224.
Vgl. ausführlich zu den einzelnen Korrekturen innerhalb der Tax Conversion Hostettler (1997), S. 129–130, 153–155, 170–172 und 220–224.
Vgl. hierzu ausfllvlich Hostettler (1997), S. 272–314. Vgl. auch Leysinger (1997), S. 246.
Vgl. Ballwieser (1994), S. 1388; Hostettler (1995), S. 312; MandURabel (1997), S. 380; Pfingsten (1998), S. 35.
Eine Bewertung 1.000 US-amerikanischer Unternehmen mit Hilfe des MVA ergab für das Jahr 1994 folgende Plazierungen: 1. General Electric, 2. Coca-Cola, 3. Wal-Mart, [Chrw(133)] 998. General Motors, 999. RJR Nabisco und 1.000. IBM. Vgl. Hostettler (1995), S. 312 mit weiteren Verweisen.
Ein Problem des Economic Value Added besteht darin, „daß er zwar investitionstheoretisches Vokabular gebraucht und insofern zahlungsstromorientiert zu sein scheint, aber seine Leistungsbeurteilungen aufgrund von Jahresabschlüssen und den in ihnen enthaltenen Informationen vornimmt.“ Ballwieser (1994), S. 1387.
Rights and permissions
Copyright information
© 2003 Deutscher Universitäts-Verlag/GWV Fachverlage GmbH, Wiesbaden
About this chapter
Cite this chapter
Nowak, K. (2003). Economic Value Added. In: Marktorientierte Unternehmensbewertung. Rechnungswesen und Unternehmensüberwachung. Deutscher Universitätsverlag, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-322-99182-9_3
Download citation
DOI: https://doi.org/10.1007/978-3-322-99182-9_3
Publisher Name: Deutscher Universitätsverlag, Wiesbaden
Print ISBN: 978-3-8244-7698-5
Online ISBN: 978-3-322-99182-9
eBook Packages: Springer Book Archive