Zusammenfassung
Für die Behandlung dieses Problems ist es gleichgültig, ob Wissenschaftlichkeit eine Eigenschaft von Urteilen, Aussagen oder Sätzen, von Satzsystemen oder von Methoden, ein Charakteristikum bestimmter Tätigkeiten oder ob sie deren Ergebnis ist, denn in jedem Fall bemühen wir uns, festzustellen, ob der betreffende „Gegenstand“ dieses Kennzeichen besitzt. Um nun dieses Prohlem im konkreten Fall entscheiden zu können, scheint die Kenntnis irgendwelcher Kriterien der Wissenschaftlichkeit erforderlich zu sein. Diese mögen in jeweils unterschiedlicher Weise gewonnen werden, ihre Anerkennung mag umstritten, sogar Gegenstand heftiger Kontroversen sein; zweifellos aber sind sie vorhanden und werden angewendet Nur dann aber, wenn sie erfüllt sind, glauben wir, unserem Objekt das Prädikat „wissenschaftlich“ zuerkennen zu dürfen. Es scheint demnach klar zu sein: Wir müssen die Kriterien im Sprachgebrauch derjenigen aufsuchen, die die Wörter „Wissenschaft“ und „wissenschaftlich“ oder die den Begriff der Wissenschaftlichkeit verwenden und immer schon gebraucht haben, und zwar in der Philosophie und in den Einzelwissenschaften.
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Literatur
M. Scheler: Ges. Werke. Bd. 10: Schriften aus dem Nachlaß. Bd. I. Zur Ethik und Erkenntnislehre. 2. Aufl. 1957. 381.
Wir müssen auch nach den Kriterien der korrekten Anwendung des Wortes „Kriterium“ selbst fragen, z. B. könnten die von Scheler selbst bei der Anwendung des Wortes „Kriterium” beachteten Anwendungskriterien jederzeit explizit gemacht werden.
Der diesbezügliche Sprachgebrauch ist völlig klar, denn wir nennen etwas „wahr“ oder „falsch” immer nur unter bestimmten Bedingungen.
In bestimmten Fällen der „Selbstanwendung“ sind Antinomien ableitbar; als Beispiel dafür diene die klassische Antinomie des „Lügners”. Hier dagegen handelt es sich lediglich um den r naheliegenden Versuch, zu zeigen, daß derjenige, der den Gebrauch der Methode M tadelt, sie ständig selbst anwendet und das obendrein unmöglich verhindern kann.
Es wäre aber nur konsequent, von Scheler zu fordern, daß er auf jegliche Verwendung von Kriterien zur Feststellung derjenigen Fälle, an denen unberechtigt nach Kriterien gefragt wird, auch selbst verzichten möge. Wie könnte er dann aber noch länger argumentieren und Werturteile fällen?
Sofern jemand sprachliche Ausdrücke verwendet, und das trifft natürlich auch auf denjenigen zu, der aus irgendwelchen Gründen die Verwendung bestimmter Sprachausdrücke für unnötig hält, muß er sich um die Richtigkeit ihrer Anwendung bemühen. Das kann er aber nur, wenn usw.
Wiederum Verweis auf das Kap. „Feststellbarkeit des Wahrheitswertes“.
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Wohlgenannt, R. (1969). Zur Problematik der Kriteriumsfrage. In: Was ist Wissenschaft?. Wissenschaftstheorie Wissenschaft und Philosophie, vol 2. Vieweg+Teubner Verlag, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-322-99161-4_2
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DOI: https://doi.org/10.1007/978-3-322-99161-4_2
Publisher Name: Vieweg+Teubner Verlag, Wiesbaden
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