Zusammenfassung
Die zivilisatorische Umwelt, in der wir leben, ist von Konstrukteuren und Organisatoren entworfen, gebaut und eingerichtet worden. Damit haben diese Konstrukteure der Zivilisation — wie ich sie einmal zusammenfassend bezeichnen möchte — großen Einfluß auf die Lebens- und Arbeitsweise der Menschen genommen. Nicht nur, daß durch den technischen Fortschritt und die damit verbundenen produktiven Leistungen der Lebensstandard der Menschen gehoben werden konnte, sondern auch eine Vielzahl der Annehmlichkeiten und Bequemlichkeiten unserer zivilisierten Welt stammen aus diesem Gestaltungsprozeß. Letzten Endes sind alle diese Leistungen von Menschen für Menschen vollbracht worden, und dennoch müssen wir uns fragen, ob der Mensch in den vielfachen technischen und organisatorischen Bezügen, in die er hineingestellt ist, wirklich seinem Wesen entsprechend und seinen psycho-physischen Möglichkeiten gemäß eingegliedert wurde. Gibt es nicht vielmehr Stellen in den von uns entworfenen Systemen, in denen Menschen überfordert, einseitig überlastet oder auch unterwertig eingesetzt sind?
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Referenzen
Bjerner, B., Holm A. und Svensson, A.: Om Natt och Skiftarbete, Stockholm 1948. Diese Untersuchung wurde bestätigt durch Menzel, W.: Zur Physiologie und Pathologie des Nacht- und Schichtarbeiters, Arbeitsphysiologie 14, 304 (1950), der fand, daß nachts gegen 3 Uhr eine generelle Kreislaufschwäche vorliegt, die eine Minderdisposition für geistige und körperliche Arbeit hervorruft. Eine besondere Schwierigkeit tritt bei Piloten, die weltweite Strecken befliegen, durch die Verlagerung der Tageszeiten auf. Dies Problem erfordert noch eingehendere Untersuchungen.
Nader, Ralph: „Unsafe at any Speed“, New York: Grossmann, 1965.
Vgl. K. Steinbuch: Automat und Mensch, Berlin: Springer, 3. Aufl., 1965, S. 85.
Nicht miteinbezogen in die Systemtypen wurde der Begriff „Bezugssystem“ (frame of reference), der in der Psychologie, aber auch in der Systemforschung verwandt wird. Ein Bezugssystem bewirkt, daß Erfahrungen und Bewußtseinsinhalte, die in einer bestimmten Ordnung und Beziehung zueinander stehen (z. B. Bild von der Umwelt, Weltanschauung), das Erleben und Verstehen zukünftiger Erfahrungen beeinflussen. So bedeutet z. B. „Verstehen“ subjektiv die Einordnung einer Erfahrung in das eigene Bezugssystem, d. h. eine Art Platzanweisung.
In der Sozialwissenschaft wird vielfach zwischen dem sozialen System und dem personalen System unterschieden. Das soziale System ist dabei der Gegenstand der Soziologie, die die Gruppe und ihre Erscheinungen als überindividuelles Phänomen betrachtet. Das personale System steht dagegen mehr unter sozialpsychologischer Betrachtung, bei der die Wechselwirkung von Individuen und Gruppen untersucht wird. In unserem Zusammenhang der Systemanalyse spielt beides eine Rolle. Zur Abgrenzung gegenüber dem funktionalen System, in dem auch formale Beziehungen zwischen Personen eine Rolle spielen, erscheint als Kennzeichnung des Systemtyps der Begriff soziale Systeme geeigneter, weil hierdurch eher Gedankenverbindungen, die mit einem System der persönlichen Interessen verknüpft sind angeregt werden.
Redundanz bedeutet zusätzliche Information über die Mindestaussage hinaus zu geben, um damit Korrektur (Ergänzung) bei Störungen (z. B. Nachrichtenverstümmelung) zu ermöglichen. Dies läßt sich sinngemäß auch bei Regelsystemen erreichen.
W. D. Kleidel: Neuere Ergebnisse der Kybernetik, München/Oldenbourg 1963, S. 7.
Helmar Frank: Zeitschr. Grundlagenstudien aus Kybernetik und Geisteswissenschaft, Bd. 7, 1966.
Terminologische Schwierigkeiten mit „Regelung“ und „Steuerung“ scheinen auch davon herzurtüthren, daß entsprechende Begriffe im englischen Sprachgebrauch fehlen, der lediglich den Ausdruck „control“ kennt, das soviel wie Planung, Steuerung, Überwachung und auch Regelung bedeuten kann. Zur Unterscheidung von Steuerung und Regelung muß daher im Englischen von offenen und geschlossenen Kontrollschleifen gesprochen werden. Diese Sprach regeiung hat sich offenbar aufgrund der amerikanischen Vorbilder auch bei uns eingeschlichen, d zwar vorzugsweise in Verbindung mit dem Wort „Regelung“. Dies stimmt jedoch weder mit DIN 19226 überein noch mit dem in Praxis und Wissenschaft üblichen deutschen Sprachgebrauch.
Für die verwendeten Begriffe wird auf DIN 19226 verwiesen.
R. Bernotat. Die Anthropotechnik als wissenschaftliche Disziplin, Bad Godesberg 1966, als Manuskript gedruckt.
M. A. Bird : Cutting down on reports, Zeitschr. International Management, McGraw-Hill, November 1966.
Vgl. Kretschmer, E.: Körperbau und Charakter. 27. Aufl., Berlin 1967.
Es liegt dem Arbeitswissenschaftler fern, etwa autoritärem Verhalten das Wort zu reden, doch ist es angebracht, häufig kolportierten pseudowissenschaftlichen Gemeinplätzen über Erziehung und Menschenführung entgegenzutreten, die unrealistisch, wenn nicht gar heuchlerisch sind.
McKeachie, L. Doyle, Reading, Mass.: Addison — Wesley, 1966, S. 14/15.
E. Jaques, Time-span handbook, London 1964. — W. Brown und E. Jaques, Glacier Project Papers, London 1965.
Eine treffende deutsche Benennung für time span“ wäre auch „Kontrollspanne“, jedoch ist dieser Ausdruck in der Organisationslehre bereits belegt und bezeichnet die Zahl der einer Führungskraft unterstellten Mitarbeiter bzw. den Überwachungsbereich.
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Rühl, G. (1967). Arbeitswissenschaftliche Optimierung technischer und organisatorischer Systeme. In: Stöhr, R.W. (eds) Unternehmensführung auf neuen Wegen. Gabler Verlag, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-322-99108-9_2
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