Zusammenfassung
Um den Beginn des 19. Jahrhunderts erhob sich die mathematische Theorie der Wahrscheinlichkeit durch die Schriften von Laplace, Gauß und anderen großen Mathematikern zu einem hohen Rang. Sie hat in der Physik viele Anwendungen gefunden. Zuerst war sie fast ganz auf die Behandlung der Beobachtungsfehler beschränkt, — besonders in der Astronomie, die den zweifelhaften Ruhm genossen zu haben scheint, daß sie einer Fehlertheorie den größten Spielraum gewährte. Mit dem Aufschwung der Thermodynamik und der Zerlegung der Materie in eine große Zahl von unabhängigen Teilchen, die sich ganz ungeordnet bewegen, ist die Wahrscheinlichkeit in eine engere Beziehung zu den Grund-Problemen der Physik getreten. Heute wird das vornehmste Symbol der Wellenmechanik, das geheimnisvolle Ψ, das der Quantenphysiker von Gleichung zu Gleichung verfolgt, mit einer Wahrscheinlichkeit identifiziert — soweit wir das undefinierbare definieren können. In den allerneuesten Theorien der Physik scheint die Wahrscheinlichkeit den Äther in seiner Rolle als „Hauptwort für das Zeitwort schwingen“ ersetzt zu haben.
Es ist eine bemerkenswerte Tatsache, daß eine Wissenschaft, die mit der Betrachtung von Glückspielen begann, der wichtigste Gegenstand des menschlichen Wissens zu werden bestimmt war.
Laplace, Théorie Analytiqne des Probalités.
Access this chapter
Tax calculation will be finalised at checkout
Purchases are for personal use only
Preview
Unable to display preview. Download preview PDF.
Literatur
Ich verstehe das Problem dahin, daß D etwas bestimmtes behauptet hat, und daß A bestätigt, usw. wie oben. Dann sind die mit „A bestätigt usw.“ nicht vereinbarten Kombinationen: Wahrheit—Lüge—Wahrheit— Wahrheit und Wahrheit—Lüge—Lüge—Lüge, die zweimal bzw. achtmal unter 81 Fällen vorkommen. Schließen wir sie aus, so bleibt D mit 27–2 Wahrheiten gegen 54–8 Lügen hängen, so daß die gesuchte Wahrschein-lichkeit 25/71 ist. Natürlich nimmt die Lösung keine Rücksicht auf die psychologische Seite des Handels. Z. B. versuchen wir nicht, irgend etwas aus der Tatsache herzuleiten, daß A dazu veranlaßt wurde, zu reden, statt den Mund zu halten.
The Nature of the Physical World, S. 138–145. Das Weltbild der Physik, S. 141–149.
Additional information
Besonderer Hinweis
Dieses Kapitel ist Teil des Digitalisierungsprojekts Springer Book Archives mit Publikationen, die seit den Anfängen des Verlags von 1842 erschienen sind. Der Verlag stellt mit diesem Archiv Quellen für die historische wie auch die disziplingeschichtliche Forschung zur Verfügung, die jeweils im historischen Kontext betrachtet werden müssen. Dieses Kapitel ist aus einem Buch, das in der Zeit vor 1945 erschienen ist und wird daher in seiner zeittypischen politisch-ideologischen Ausrichtung vom Verlag nicht beworben.
Rights and permissions
Copyright information
© 1935 Springer Fachmedien Wiesbaden GmbH
About this chapter
Cite this chapter
Eddington, A.S. (1935). Wahrscheinlichkeit. In: Die Naturwissenschaft auf neuen Bahnen. Vieweg+Teubner Verlag. https://doi.org/10.1007/978-3-322-99086-0_6
Download citation
DOI: https://doi.org/10.1007/978-3-322-99086-0_6
Publisher Name: Vieweg+Teubner Verlag
Print ISBN: 978-3-322-98349-7
Online ISBN: 978-3-322-99086-0
eBook Packages: Springer Book Archive