Zusammenfassung
Welche Stellung beziehen die Kirchen zu dem Problem Revolution in Verbindung mit Entwicklungsprozeß? Diese Frage muß, wie sich zeigt, offen bleiben. Die offiziellen Dokumente enthalten viel Widersprüchliches, und das gerade ist symptomatisch : Dezidierte Forderungen nach revolutionärer Umgestaltung ungerechter Sozialstrukturen auf der einen Seite, andererseits doch übereinstimmend eine Absage an politische Revolution in Industriegesellschaft und Dritter Welt. Mit dieser politischen Option befinden sich die Großkirchen in Übereinstimmung mit der allgemeinen Bewertung des weltpolitischen Entwicklungsprozesses, wie sie etwa in der liberalen Weltpresse zum Ausdruck kommt.
Die Kirchen konservieren, was in den fünfziger Jahren unter dem Aspekt technizistischer Planbarkeit als ultima ratio entwidtelt wurde. Das automare Drohsystem bleibt dabei als unveränderliche Größe bestehen. Demgegenilber liegt in den Entwiddungstheorien der Hauptakzent auf der politischen Emanzipation. Sie fordern, der bewußten Veränderung gesellschaftlicher Machtpositionen den Vorrang zu geben gegenüber der technokratischen Hoffnung auf eine automatische Veränderung der Gesellschaft infolge von Wissenschaft und Technik.
Bahr beschränkt sich nicht auf kritische Anmerkungen und Ergänzungen, er verweist auch auf Ansätze für revolutionäre Erneuerungsbemühungen, in deren Mittelpunkt „die Frage nach dem neuen Menschen“ stehen maß. Es gilt endlich zu unterscheiden zwischen „dem gesellschaftlich wegarbeitbaren und dem gesellschaftlich nicht wegarbeitbaren Leiden“. Eine konsequente Repolitisierung der Öffentlichkeit den Boden fur eine solche neue mensdiliche Erfahrung bereiten.
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Literatur
Vgl. „Uppsala spricht“. Die Sektionsberichte der vierten Vollversammlung des Ökumenischen Rates der Kirchen, Genf, 1968, S. 63. Im folgenden nux- nach Seitenzahl im Text zitiert.
Vgl. Herbert Marcuse, Der eindimensionale Mensch, 1967, S. 68 ff.
Uwe Johnson, Über eine Haltung des Protestierens, in Kursbuch 9, 1967, S. 177.
2it. nach DER SPIEGEL, Nr. 35, 1968, S. 94.
Vgl. Horlemann/Gäng, „Vietnam. Genesis eines Konflikts“, 1966, S. 81 ff. (Zur Entwicklung in Nordvietnam)“;
5a K. Steinhaus, Vietnam. Zum Problem der kolonialen Revolution und Konterrevolution, 1966, S. 16 ff. (Nordvietnams ökonomische Entwicklung)
Bo Gustafsson: „Versuch über den Kolonialismus“, in: Kursbuch 6, 1966, S. 128 ff.
Vgl. Camilo Torres, Darstellung, Analyse, Dokumentation von Hildegard Lüning (Konkretionen, Bd. 6), Hamburg 1969, S. 150.
Vgl. etwa Che Guevaras politischen Humanismus an Hand der Textsammlung „Brandstiftung oder neuer Friede?“, rororo 1154, 1969, S. 9 ff.
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Bahr, HE. (1969). Entwicklungsprozeß und Revolutionstheorie. In: Die Dritte Welt als Bildungsaufgabe. Offene Welt, vol 117. VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-322-99073-0_4
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Publisher Name: VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden
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