Zusammenfassung
Der Katalog von Anfragen der Entwicklungsvölker an die westlichen Industrienationen, der in diesem Beitrag zusammengetragen ist, begründet sich aus der weltpolitischen Situation dieser Völker: Ihre politische Souveränität ist belanglos, weil ihre ökonomische Abhängigkeit weiterbesteht, strukturell sind sie Ergänzungswirtschaften der Industrienationen geblieben. Deshalb können sie auch keine Konsequenzen ziehen, wenn die Antworten auf ihre Fragen nach den Motivationen der Industrienationen für ihr Engagement in der Entwicklungsförderung ausbleiben. Erst wenn sich diese Völker wirtschaftlich integrieren und zu Großraumwirtschaften zusammenwachsen, können sie revolutionär oder partnerschaftlich auftreten.
Dem säkularisierten Missionseifer der westlichen Welt, der seine sozio-kulturellen Wurzeln als Vorbedingung für eine Industrialisierung ansieht und daher bestrebt ist, diese Wertvorstellungen zu exportieren, steht der Kampf der Entwicklungsvölker um ihre geistige Selbstbehauptung entgegen. Sie wollen auch kulturell als gesprächsfähige Partner akzeptiert werden. Es gilt zu prüfen, ob die westlichen Industrienationen eine Bildungshilfe leisten können, die diese Suche nach Identität nicht verletzt. Damit wird die Entwicklungsförderung zum Übungsfeld, ethnozentrisch verhärtete Horizonte zu entprovinzialisieren. Bisher haben nur die Studenten die Dritte Welt in ihr theoretisches System eingebaut, weil für sie die Idee des Ringens um eine gerechte und humane Gesellschaftsordnung nur in der Dritten Welt lebendig ist in einem Ausmaß, dem gesellschaftlich verändernde Bedeutung zukommt.
Wenn eine Familie an einem Feiertag 20 DM für Aufgaben der Entwicklungshilfe spendet, dann ist das etwa der Gegenwert für die Unterbezahlung der Menge an Kaffee und Schokolade, die die Familie eben an diesem Feiertag verzehrt.
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Literatur
Weitere Einzelheiten über die Haltung der Öffentlichkeit in der BRD zur Entwicklungshilfe s. Beitrag K. F. Schade.
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© 1969 Westdeutscher Verlag GmbH, Köln und Opladen
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Lefringhausen, K. (1969). Der Eintritt der Entwicklungsvölker in die Weltpolitik. In: Die Dritte Welt als Bildungsaufgabe. Offene Welt, vol 117. VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-322-99073-0_2
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DOI: https://doi.org/10.1007/978-3-322-99073-0_2
Publisher Name: VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden
Print ISBN: 978-3-322-98338-1
Online ISBN: 978-3-322-99073-0
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