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Die Berechtigung einer vergleichenden Oberflächenkunde von Erde und Mond

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Part of the book series: Die Wissenschaft ((W))

Zusammenfassung

Die älteren wissenschaftlichen Kosmogonien kamen, allerdings mit gewissen Ausnahmen, darin überein, daß unser Planet und sein Trabant nicht allein durch das Band der Schwerkraft aufs engste miteinander verbunden seien, sondern daß sie auch genetisch ganz zueinander gehörten. Wir werden die Frage, ob der Mond direkt aus der Erde hervorgegangen sei, ob seine Masse in altersgrauer Vorzeit einmal einen Bestandteil der Erdmasse gebildet habe, einer besonderen Prüfung, und zwar unter verschiedenen Gesichtspunkten, im zehnten Abschnitt zu unterwerfen haben; für jetzt nehmen wir sie als eine offene hin, betonen aber zugleich, daß auch dann, wenn man sie ablehnend zu verbescheiden hätte, gleichwohl die innige Verbindung beider Weltkörper zugestanden werden müßte. Denn der Mond bewegt sich um die Erde; daran ändert sich auch nichts, wenn man dem uralten Erfahrungssatze die sachlich korrektere Fassung erteilt, jeder der beiden Bälle bewege sich um den gemeinsamen Schwerpunkt des Systems, denn dieser Punkt befindet sich eben, angesichts der relativ geringen Masse des Mondes, so nahe an der Erde, daß in Wahrheit diese letztere eben doch den Charakter des Hauptplaneten beibehält 1).

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Literatur

  1. Du Prel, Entwickelungsgeschichte des Weltalls, S. 122ff., Leipzig 1882. Man soll sich vorstellen, eine beliebige Menge von Paaren führe in einem ungeheuren Saale ganz nach Belieben Tänze auf, und die Tanzordnung schreibe vor, daß zwei aneinander stoßende Paare sofort auszuscheiden hätten, so daß sich zuletzt nur eine kleine Zahl in diesem „Kampf ums Dasein“ behaupte. Die beste Kritik des sonderbaren Vergleiches lieferte J. Huber (a. a. O., S.33ff.).

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  2. I. Kant, Naturgeschichte und Theorie des Himmels, oder Versuch von der Verfassung und dem mechanischen Ursprung des ganzen Weltgebäudes nach Newtonschen Grundsätzen abgehandelt, Königsberg i. Pr. 1755; neue Ausgabe von H. Ebert, Ostwalds Klass., Nr. 12.

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  3. Da die allermeisten Bearbeiter nur von dem genannten Hauptwerke Kants Kenntnis genommen haben, so tun sie sehr unrecht, wenn sie sich des anscheinend nicht auszurottenden Wortes Kant-Laplacesche Kosmogonie bedienen, denn ersterer war zuerst reiner Agglomerationstheoretiker, Laplace von Hause aus Evolutionstheoretiker. Eine unverkennbare Mittelstellung zwischen beiden Extremen nimmt unleugbar eine später erschienene Schrift Kants ein (Beweisgrund zu einer Demonstration des Daseyns Gottes, Königsberg i. Pr. 1763). Richtig wurde aufmerksam auf diesen Gegensatz gemacht von H. A. E. Faye(L’origine du monde, théories cosmogoniques des anciens et des modernes, S. 147 ff., Paris 1896).

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  4. H. J. Klein, Entwickelungsgeschichte des Kosmos, S. 38, Braunschweig 1870.

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  5. Eberhard, Die Kosmogonie von Kant, Wien 1893.

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  6. C. W. und E. F. L. Marschall von Bieberstein, Untersuchung über den Ursprung und die Ausbildung der gegenwärtigen Anordnung des Weltgebäudes, Gießen-Darmstadt 1802.

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  7. Zu ihren Befürwortern zählten die Astronomen v. Zach (Gehlers Physik.Wörterb., 2. Aufl., 4, 2. Abteil., S. 1247) und Gruithuisen (Analekten für Erd- und Himmelskunde 3, 5 ff., München 1829). Ungedruckt blieb eine in sehr merkwürdigem Gedankengange das Ballungsprinzip konsequent ausbildende Abhandlung des Geologen E. v. Moll (s. Günther, Die Entstehung der Lehre von der meteoritischen Bildung des Erdkörpers, Sitzungsber. d. bayer. Akad. d. Wissensch., math.-phys. Kl., S. 21 ff., 1908).

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  8. Lockyer, The Meteoritic Hypothesis, a Statement of the Results of a Spectroscopic Inquiry into the Origin of Cosmical Systems, London 1890.

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  9. F. Ratzel, Die Kant-Laplacesche Hypothese und die Geographie, Petermanns Geogr. Mitteil. 47, 217 ff. Auch wer sich sachlich auf den Boden dieser Abhandlung stellt, wird gegen den methodologischen Grundsatz, Erdkunde und Geogonie hätten eigentlich nichts miteinander zu tun, Bedenken erheben können.

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  10. Gegen Lockyer ist schon bald nach Veröffentlichung seines Buches einer seiner Landsleute mit unseres Erachtens sehr bemerkenswerten Argumenten aufgetreten (Gore, The Visible Universe, Chapters on the Origin and Constructiou of the Heaveus, London 1890).

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  11. P. S.De Laplace, Exposition du système du monde 1, 343ff., Paris 1796.

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  12. Siehe z. B. J. Riem, Die modernen Weltbildungslehren, Glauben und Wissen, S. 228 ff., 1905.

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  13. Als beachtenswerte literarische Erscheinungen seien, von dem uns bekannten, inhaltreichen Werke Fayes (s. oben) abgesehen, die nachstehenden zitiert: Roche, Essai sur la constitution du système solaire, Montpellier 1872; Budde, Zur Kosmologie der Gegenwart, Bonn 1872; Ennis, Physical and Mathematical Principles of the Nebular Theory, Phil. Mag. (5) 3, 362ff.; C. Wolf, Les hypothèses cosmogoniques, Paris 1886; Hirn, Constitution de l’espace céleste, Paris 1889; K. Braun, Uber Kosmogonie vom Standpunkte christlicher Wissenschaft, Münster i. W. 1889. Letztere Schrift ist durchaus im exakten Sinne gehalten und sehr lesenswert; fremdartige Erwägungen, auf welche der Titel zu deuten scheint, spielen erst ganz zum Schlusse einigermaßen herein. Soweit sich bis zu dem vor 14 Jahren erreichbaren Termine eine zusammenfassende Charakteristik ermöglichen ließ, ist diese an anderem Orte zu geben versucht worden (Günther, Handb. d. Geophysik 1, 44ff.).

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  14. G. H. Darwin(Ebbe und Flut, sowie verwandte Erscheinungen im Sonnensystem, deutsch von A. Pockels, Leipzig 1902, S.307) erinnert an ein von Lord Kelvin (W. Thomson) aufgestelltes, eine Art Kompromiß zwischen Kant und Laplace darstellendes System und fährt hierauf folgendermaßen fort: „Wir haben guten Grund, zu glauben, daß die Nebularhypothese in den Grundzügen eine richtige Darstellung von dem Ursprunge des Sonnensystems und der Untersysteme der einzelnen Planeten ist, da kürzlich Photographien von Nebeln aufgenommen worden sind, auf denen wir fast den Prozeß sich abspielen sehen können.“ Als sehr beweiskräftiges Beispiel gilt ein von Roberts herrührendes Photogramm des Andromeda — Nebels welches eine zentrale Verdichtung und eine ringförmige Anordnung der änßeren Partien erkennen läßt.

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  15. Svante Arrhenius, a. a. O., S. 36. „Wie wir oben sahen, besteht die Erde wahrscheinlich aus einer Gasmasse, die von einer äußerlich festen, nach innen zu zähflüssigen Hülle umgeben ist. Man nimmt mit gutem Grunde an, daß die ganze Erde ursprünglich ein von der Sonne — die sich selbst noch in diesem Zustande befindet — abgesonderter Gasball war. Durch Ausstrahlung in den kalten Weltraum verlor der Gasball, der sich in der Hauptsache ungefähr so wie unsere nunmehrige Sonne verhielt, allmählich seine hohe Temperatur, und schließlich bildete sich eine feste Rinde an seiner Oberfläche.“

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  16. Dies hat schlagend Daubrée dargetan (Synthetische Studien zur experimentellen Geologie, deutsch von Gurlt, S.400ff., Braunschweig 1880).

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  17. Es ist bekannt, daß unsere Oberflächenkunde bezüglich der beiden unteren Planeten Venus und Merkur auf sehr unsicheren Füßen steht. Die vor beinahe 200 Jahren vorgenommenen Beobachtungen Bianchinis (Hesperi et Phosphori nova phaenomena, sive observationes circa planetam Veneris, Rom 1728), welche für eine ganz unerwartet lange Rotationsdauer dieses Wandelsternes sprechen, haben späterhin viel Widerspruch gefunden, sind aber wieder sehr zu Ehren gebracht worden durch Schiaparelli, der jedoch noch weit darüber hinausging und (Sulla rotazione di Mercurio, Astron. Nachr., Nr.123; Considerazioni sul moto rotatorio del pianeta Venere, Mailand 1890) den Satz aufstellte: Venus und Merkur bewegen sich in der gleichen Zeit einmal um die Sonne, welche sie zur Vollendung einer einmaligen Achsendrehung brauchen. Noch immer herrscht nicht vollkommene Gewißheit darüber, ob die Venuskugel, auf welcher einst H. J. Schröter (Aphroditographische Fragmente, Helmstedt 1796) alles Mögliche gesehen zu haben vermeinte, wirklich Dauergebilde aufweist, welche eine auch nur halbwegs exakte Bestimmung der Rotationsachse und Rotationszeit dieses Planeten gewährleisten könnten (s. C. Schoy, Atmosphäre und Rotation des Planeten Venus, Gaea 45, 303 ff.), und wenn schon dieser durch sein helles Licht in die Augen fallende Stern uns noch so manches Rätsel aufgibt, so werden wir nicht erwarten dürfen, bei seinem bekanntermaßen schwer sichtbaren Nachbar Merkur leichteres Spiel zu haben.

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  18. O. Fisher, Physics of the Earth’s Crust, 2. Auflage, London-New York 1889.

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  19. An eine ziemlich mächtige, durch zahllose Risse und Spalten in Schollen zerteilte Erdkruste schließt sich nach unten zu eine homogene, auch das Zentrum noch in sich aufnehmende Magmaflut an, deren Bewegungen Gebirgsbildung, Erderschütterungen und vulkanische Ausbrüche bewirken sollen. Systematisch hat diese Idee auch durchzuführen gesucht J. ar (Grundzüge der Abyssodynamik, Agram 1881).

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  20. In diesem Sinne haben das Problem einer gründlichen Bearbeitung unterzogen Hopkins (Researches in Physical Geology, Philos. Transact. 1839, S. 381 ff.) und Pratt (On Mr. Hopkins’ Method of determining the Thickness of the Earth’s Crust, ebenda 1871, S. 98ff.).

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  21. Für die Auffassung eines Hohlraumes von namhaften Radius, der als mit Gasen im überkritischen Zustande erfüllt zu denken ware, haben sich Physiker und Geographen in größerer Zahl ausgesprochen. Die nachfolgende Zusammenstellung solcher Stimmen erhebt keinen Anspruch auf Vollzähligkeit. Genannt seien: A. Ritter, Untersuchungen über die Höhe der Atmosphäre und die Konstitution gasförmiger Weltkörper, Ann. d. Phys. u. Chem. 5, 405ff., 543ff.; 6, 135ff.; 7, 304ff.; 8, 157ff.; K. Zoeppritz, Über die Mittel und Wege, zur besseren Kenntnis vom inneren Zustande der Erde zu gelangen, Verhandlungen des I. Deutschen Geographeutages, S. 15ff., Berlin 1881; A. Penck, Die Morphologie der Erdoberfläche 1, 446ff., Stuttgart 1894; S. Günth er, Handb. d. Geophysik 1, 344ff.

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  22. E. Wiechert, Die Erdbebenforschung, ihre Hilfsmittel und ihre Resultate für die Geophysik, Physik. Zeitschr., 9. Jahrg., S. 36 ff. Hier werden die in einer früheren Arbeit, die 1899 in den „Gött. Gel. Nachr.“ erschienen war, erzielten rein theoretischen Ergebnisse den seismologischeu Erfahrungen entsprechend modifiziert.

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  23. Um sich rasch über die für die in Rede stehende Theorie geltend gemachten Gründe zu orientieren, empfiehlt sich eine Abhandlung von Benndorf (Über die physikalische Beschaffenheit des Erdinneren, Mitteil. d. Geol. Ges. zu Wien 1908, S.322ff.). Die kompakte Kernkugel wird mit etwa 9500 km, die feste Rinde mit 100 bis 200 km Dicke in Anschlag gebracht. Was insbesondere die an den Erdbebenwellen festgestellten Reflexionserscheinungen und die aus ihnen für die Lagerung einer Unstetigkeitsfläche in relativ nicht sehr beträchtlicher Tiefe sich ergebenden Folgerungen betrifft, so geben darüber Kunde Wiechert und K. Zoeppritz (Über Erdbebenwellen, Nachr. v. d. Kgl. Ges. d. Wiss. zu Göttingen, math. -phys. Kl., 1907, S. 415 ff.).

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Dieses Kapitel ist Teil des Digitalisierungsprojekts Springer Book Archives mit Publikationen, die seit den Anfängen des Verlags von 1842 erschienen sind. Der Verlag stellt mit diesem Archiv Quellen für die historische wie auch die disziplingeschichtliche Forschung zur Verfügung, die jeweils im historischen Kontext betrachtet werden müssen. Dieses Kapitel ist aus einem Buch, das in der Zeit vor 1945 erschienen ist und wird daher in seiner zeittypischen politisch-ideologischen Ausrichtung vom Verlag nicht beworben.

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Günther, S. (1911). Die Berechtigung einer vergleichenden Oberflächenkunde von Erde und Mond. In: Vergleichende Mond- und Erdkunde. Die Wissenschaft. Vieweg+Teubner Verlag, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-322-98990-1_2

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