Zusammenfassung
Mit der Überwindung der Quantitätstheorie und ihrer Ablösung durch die Liquiditätstheorie 5 vollzog sich mehr als nur ein Wechsel der zentralen Größen »Geldmenge« und »Liquidität«; es änderte sich gleichzeitig der gesamte Bezugsrahmen der Geldtheorie. An die Stelle der einseitigen, quantitativ-mechanistischen Kausalbeziehungen Geldmenge, Gütermenge und Preis, die zwar mathematisch unanfechtbar, aber doch ohne Relevanz für eine wirklichkeitsnahe Geldpolitik sind, tritt ein umfassendes System wechselseitiger Abhängigkeiten zwischen »Geldumlauf, Zahlungsverkehr und Geldwerte auf der einen und Güterversorgung, Investitionstätigkeit und Sparen auf der anderen Seite« 6. Im Mittelpunkt dieses Systems stehen zwar — wie bei der aus der Quantitätstheorie entwickelten Einkommenstheorie — die Entscheidungen der Wirtschaftssubjekte über Güterkäufe und Investitionen, doch wird die Höhe der einzelwirtschaftlichen wie der gesamtwirtschaftlichen Güternachfrage nicht nur — wie es die Quantitätstheorie behauptete — von den jedem Einzelnen sofort zur Verfügung stehenden Geldmitteln oder gesamtwirtschaftlich von der Geldmenge (oder wirksamen Geldmenge) bestimmt, sondern auch von dem erwarteten Geldbesitz und von solchen Geldbeträgen, die man sich durch Kreditaufnahme oder Veräußerung von Vermögenswerten beschaffen zu können glaubt.
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Literatur
Vgl. Schmölders, G., Geldpolitik, Tübingen 1962, S. 89 ff.
Schmölders, G., Von der »Quantitätstheorie zur Liquiditätstheorie« des Geldes, Abhandlungen der Akademie der Wissenschaften und der Literatur, Mainz 1960, S. 11.
Wir definieren Liquidität in Anlehnung an die Begriffsbildung des Radcliffe Reports als die tatsächliche oder / und angenommene Verfügungsmacht über Zahlungsmittel für Güterkäufe oder Kreditgewährung. Vgl. Radcliffe Report, a.a.O., S. 133, vgl. Kapitel 2 dieser Arbeit.
Ähnlich heißt es im Radcliffe Report: »Though we do not regard the supply of money as an unimportant quantity, we view it only as a part of the wider structure of liquidity in the economy. It is the whole liquidity position that is relevant to spending decision ...« a.a.O., S. 132.
Vgl. Zur Bedeutung der Liquiditätsaktivierung: Leutner, H., Geldstrom- und Liquiditätstheorie, Frankfurt 1962;
ferner Stützel, W., Volkswirtschaftliche Saldenmechanik, Tübingen 1958.
Schmölders, G., Von der »Quantitätstheorie« zur »Liquiditätstheorie« des Geldes, a.a.O., S. 11.
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© 1966 Westdeutscher Verlag, Köln und Opladen
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Graebner, W., Schmölders, G. (1966). Einleitung. In: Direkte Kontrollen als Mittel der Geldpolitik. Forschungsberichte des Landes Nordrhein-Westfalen, vol 1688. VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-322-98889-8_1
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