Zusammenfassung
Die frühen Arthurdarstellungen sind in historische, oder einen größeren historischen Zusammenhang erzählende Werke eingebettet. Das erste dieser Werke, die Historia regum Britanniae2 des Geoffrey of Monmouth oder Gaufridus Monemutensis3, entstand 1136 oder zwischen 1136 und 38 4. Es ist eines der berühmtesten und einflußreichsten Bücher der Weltliteratur, das zwar heute kaum noch gelesen, dessen Inhalt aber jedem Gebildeten verschiedentlich begegnet sein wird. Das Buch gibt sich, wie der Titel besagt, als gelehrtes Geschichtswerk5, das auf Gildas, Beda und der anonymen Historia Britonum6 fußend, in wohlgegliedertem Bericht, den spätere Schreiber in zwölf Bücher 7 einzuteilen vermochten, eine Überschau gibt über Gründung und Nöte, Aufstieg und Blüte, und den Niedergang und Fall des Keltisch-Britischen Reiches.
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Literatur
Das Geoffrey-Kapitel beruht auf zwei Vorträgen, die in der Arbeitsgemeinschaft für Forschung des Landes Nordrhein-Westfalen (am 20. Februar 1957) und in der Berliner Akademie der Wissenschaften (am 21. November 1957) gehalten wurden.
Vollständige Bibliographie der großen Geoffrey-Literatur bis 1929 in der Ausgabe von A. Griscom (s. u.); die wichtigste Geoffrey-Literatur nach 1929 ist verzeichnet in H. Pähler, Strukturuntersuchungen zur Historia regum Britanniae des Geoffrey of Monmouth (Diss. Bonn, 1957). Die wichtigsten neueren Editionen der sog. ‘standard-version’ (amerikanisch: ‘vulgar version’) sind die folgenden:
Gottfried von Monmouth, Historia regum Britanniae ed. San Marte [A. Schulz], Halle 1854 (mit Einleitung, ausführlichen Anmerkungen und Übersetzung des walisischen Brut Tysilio). Dies als Textausgabe überholte, aber in den Sacherklärungen noch gültige Buch habe ich hauptsächlich benützt, da die anderen älteren und neueren Geoffrey-Ausgaben der Bonner Universitätsbibliothek verbrannt sind.
La Légende Arthurienne par Edmond Faral, 3 Bde. Paris, 1929 (grundlegende Abhandlung mit Textausgabe und Teilübersetzung der Historia und der Vita Merlini von Geoffrey, sowie aller vor-Geoffreyschen Texte, besonders der Historia Britonum, der Annales Cambriae und einiger Heiligenlegenden). Der Historia-Text nach Ms. Cambr. Trinity 1125 (aus dem 15. Jh., nach Griscom aus dem 13. od. 14. Jh.) also einem späten Ms. mit Verwertung anderer Mss.
The Historia Regum Britanniae of Geoffrey of Monmouth ed. A. Griscom, Lo. u. N. Y. 1929 (modernste Ausgabe mit kritischem Text-Anspruch). Diplomatischer Druck nach Cambr. Univ. Libr. 1706 (aus dem 12. Jh.), also frühem, noch zu Lebzeiten Geoffreys geschriebenem Ms.; für Varianten herangezogen Ms. Bern 568 mit der Widmung an Stephen und Robert (kurz nach dem Cambridger Ms. entstanden) und Harlech 17 (aus dem 13. Jh., aber charakteristisch für die 150 Mss. mit der Widmung an Robert allein).
Edition der ‘variant version’: Geoffrey of Monmouth, Historia Regum Britanniae. A Variant Version ed. J. Hammer, Cambr. Mass. 1951. Eine kleine Gruppe von 5, durchweg späten Mss., die nicht mehr Bezug nehmen auf die politische Lage z. Z. Geoffreys (Weglassung des Prologs, der Widmung usw.). Mss. Brit. Mus. Harley 6358 und Cardiff Publ. Libr. sind codices mixti, d. h. im Mittelalter hat man die beiden (Standard- und Varianten-) Versionen als zusammengehörig empfunden. — Es sind über 200 Mss. der Historia erhalten (davon 50 aus dem 12. Jh.); näheres darüber in den Einleitungen der genannten Ausgaben. — Übersetzungen der Historia: von J. A. Giles in: Six Old English Chronicles. Bonn’s Antiquarian Library, Lo. 1848 (zus. mit Gildas, Nennius u. a.); von Seb. Evans in: Histories of the Kings of Britain by Geoffrey of Monmouth, Lo. 1912 u. ö. (Everyman’s Libr. No. 577). — Ausgaben der Vita Merlini s. S. 32, Anmerkung 111.
Galfridus Monemutensis, Galfridus Arturus. Walisisch: Gruffyd ab Arthur.
Zur Datierung vgl. A. Griscom, The Date of Composition of Geoffrey of Monmouth’s Historia, in: Speculum 1 (1926) 129 ff., ferner die Abhandlungen in den oben (Anm. 2) genannten Ausgaben und in den später zu nennenden Büchern über Geoffrey. Obwohl Griscom in seiner Ausgabe (S. 95 der Einleitung) mit einem gewissen Grade von Wahrscheinlichkeit die Widmung an Robert und Waleran Anfang 1136 datiert, möchte ich aus inneren Gründen (dem politischen Kontext) die Fertigstellung des Werks bis 1138 hinaufrücken.
Nicht nur im Titel, auch im Text (Griscom S. 219) nennt Geoffrey sein Werk ‘historia’ (Dagegen sagt Wace, wie wir später sehen werden, die inzwischen vorgegangene Wandlung andeutend: ‘Roman de Brut’).
Vgl. S. 17 f., Anm. 54–6.
Die Zahl der Bücher variiert (vgl. S. 13, Anm. 19). H. Pähler, der zuerst den kunstvollen Aufbau der Historia untersuchte (s. o. Anm. 2), wies nach, daß der Handlungsverlauf in 10 Phasen gegliedert ist, die jeweils unter einem besonderen Thema stehen. Jede dieser Phasen beginnt mit einem wichtigen Ereignis, das den Grundton für die folgende Schilderung angibt, wobei der Zusammenhang des ganzen Werks durch die Überschneidung der einzelnen Themenkreise gewährleistet ist: Einleitung (S. 219–22 der Griscomschen Ausgabe); 1. Brutus (S. 223–37); 2. Irrfahrten der Trojaner (S. 237–48); 3. Landnahme, Gründung und Festigung des Reiches (S. 249 bis 302); 4. Die römische Eroberung (S. 306–38, zus. fallend mit Anf. d. 6. Buchs); 5. Ausdehnung des Britischen Reichs (S. 338–50); 6. Einfall fremder Völkerschaften u. Niedergang des Reichs (S. 351–83); 7. Merlin (S. 383–98, zus. fallend mit dem 7. Buch); 8. Neuer Aufstieg des Reichs (S. 399–432); 9. Arthur (S. 432–501, einsetzend mit dem Anfang des 9. Buchs); 10. Endgültiger Verfall des Reichs (S. 502–35); Schluß (S. 536) — vgl. auch S. 12, Anm. 18.
Die uns befremdliche Rückführung auf trojanische Ursprünge ist nicht Geoffreys Erfindung, sondern eine im Mittelalter verbreitete Vorstellung. Henry of Huntingdon berichtet in seiner Historia Anglorum (VII, 38), daß der englische König Henry I. sich 1128 in Frankreich nach den Ursprüngen des dortigen Reiches erkundigte. Ein wohlunterrichteter Mann habe ihm gesagt, daß die Franzosen wie die meisten Völker Europas von den Trojanern abstammten, daß Antenor als Flüchtling von Troja sein Volk nach Pannonia führte ... usw. Was für die französischen Könige galt, konnte ihr mächtiger Rivale, der „leo justitiae“, der Herrscher der „insularum optima“ auch für sich beanspruchen.
The Lamentable Tragedie of Locrine, 1595 anonym, vielleicht von Peele, in der dritten Folio als Shakespeares Werk ausgegeben. Vgl. auch Spenser, Faerie Queene II, X. Swinburne schrieb 1887 ein Drama Locrine. — Die tragische Liebe von Locrine und Estrildis erinnert an die Tristansage. Estrildis heißt in kymrischen Fassungen Esyllt = Isolde (vgl. Pilch in GRM, 7, S. 257).
Gorboduc or Ferrex and Porrex von Thomas Norton und Thomas Sackville, 1561.
Vgl. außer Shakespeares Drama das diesem vorausgehende anonyme Stück King Leir, 1605.
Hier und sonst ist natürlich die Historia nur mittelbare Quelle, die unmittelbare ist Holinsheds Chronik.
Vgl. Anm. 15.
Im 12. Jh. übertrug Florentins von Worcester die Sachsenchronik, das bedeutendste englische Beispiel der Annalenliteratur, ins Lateinische.
Henry of Huntingdon, Historia Anglorum, entstanden in fünf, jeweils erweiterten und fortgeführten Umarbeitungen ca. 1130, 35, 39, 45, 54 in zunächst 8, später 10 Büchern. Gedruckt in der Rolls Series. — William of Malmesbury, Gesta regum Anglorum ca. 1125, verschiedentlich überarbeitet; 1135–40 entstanden zwei weitere Recensionen; behandelt die Zeit 449–1127 in 5 Büchern. Daran schließt sich die Historia Novella, die in 3 Büchern die Geschichte bis 1142 fortführt. Gedruckt in der Rolls Series. — Vgl. H. Richter, Englische Geschichtsschreiber des 12. Jhs. Diss. Leipzig 1938.
Vgl. auch Geoffrey, Historia II, 15.
Historia XII, 20 .. . Reges vero Saxonum Guillelmo Malmesberiensi, et Henrico Huntingdonensi [in materia scribendi permitto] : quos de regibus Britonum tacere jubeo ... vgl. S. 19.
Die Struktur der Geoffreyschen Historia wurde in der Sekundärliteratur wenig beachtet. H. Tausendfreund, Vergil und Gottfried von Monmouth (Diss. Halle 1913) wies nach, daß Vergil für zahlreiche Stellen Vorbild war. P. Feuerherd, Geoffrey of Monmouth und das Alte Testament (Diss. Halle 1915) versuchte den Nachweis, daß die Historia als Parallele zur Geschichte des Judenvolkes geschrieben. E. Greulich, Die Arthursage in der Historia regum Britanniae (Diss. Halle 1916) sagt, die Arthursage in der Historia sei der Alexandersage nachgebildet. Alle diese Studien beschränken sich auf Teilaspekte und sind in der Beurteilung getrübt durch die These von Kompilator oder Erfinder. E. K. Chambers, Arthur of Britain (Lo. 1927) S. 30 ff. gliedert die Historia rein inhaltlich in sechs Abschnitte: 1. Eroberung Albions (Buch I); 2. die vorrömischen Könige (II, III); 3. Die römische Herrschaft (IV, V, VI); 4. das Haus Constantin (VI,4-VII); 5. Arthur (IX–XI,2); 6. die Sachsenherrschaft (XI,3-XII). Die Arthurdarstellung bezeichnet Chambers als ‘romance’, das übrige als Pseudochronik. E. Faral, La Légende Arthurienne a. a. O., stellt die Historia in die Entwicklungsreihe, die zum höfischen Roman führt. Er gliedert in 208 Abschnitte, die er in sieben Haupteile zusammenfaßt. 1. Beschreibung Britanniens (I, 2); Geschichte des Brutus (I, 3–18); 3. Nachfolger des Brutus bis zu Caesar (II, III); 4. die römische Eroberung (IV, V); 5. die Barbaren (VI, VII, wobei die Merlinprophezeiungen als selbständiges Werk aufgefaßt werden); 6. die hohe Zeit der britischen Geschichte (VIII–X); 7. Fall des Britischen Reichs. Arthurs Nachfolger (XI, XII). J. S. P. Tatlock, The Legendary History of Britain (Berkeley 1950) streift die Strukturfrage nur kurz (S. 392–5). Alle diese Studien vertreten verschiedene Gesichtspunkte und wissen mit Merlin (Buch VII) nichts anzufangen. Überzeugend ist m. E. die Dissertation (1957) von H. Pähler (s. o. S. 7, Anm. 2), deren Ausführungen ich im Text benutze. Pähler stellt die These auf, daß die Prophezeiungen Merlins (das Buch VII) kein nachträglich eingefügtes selbständiges Werk, sondern strukturelles Zentrum der Historia sind. Die Pählersche Gliederung der Historia s. S. 8, Anm. 7.
Die maßgeblichen, den ursprünglichen Typus darstellenden Mss. (Cambr. und Bern) haben keine Einteilung in Bücher. Aber schon zu Geoffreys Lebzeiten pflegten die Kopisten auch die Historia in Bücher zu gliedern. Vgl. den Eintrag in Robert von Torignis Katalog der Klosterbibliothek von Bec: ‘Item historiarum de regibus maioris Britanniae usque ad adventum Anglorum in insulam libri XII, in quorum septimo continetur pro-phetia Merlini’ (The Chronicle of Robert of Torigni ed. R. Howlett, Lo. 1889, Rolls Series. S. XI und 179).
Concepit quoque eadem nocte celeberrimum uirum arturum. qui postmodum ut Celebris foret mira probitate promeruit (Griscom S. 426).
Z. B. Aurelius VIII, 3.
Hier kann man geradezu von einer Verknüpfung der Charaktereigenschaften mit dem Gang der Handlung sprechen. IV, 1 redet Caesar großsprecherisch, daß die Briten leicht zu besiegen seien; dann folgen seine verzweifelten Anstrengungen im Kampf. In ähnlichem Kontrast hebt sich gegenüber dem rachsüchtigen (IV, 5), aber doch einzuschüchternden (IV, 10) Caesar der besonnen seine Verteidigungsmaßnahmen treffende Cassibe-launus wohltuend ab (IV, 5).
Z. B. bei der Arthur-Lucius Schlacht (Griscom S. 482).
VIII, 4, 16 (Buch, Kapitel und Zeilen nach San Martes Ausgabe). Erst Wace bringt die von Geoffreys Geschichtswerk absichtlich unterdrückten Details von blitzenden Waffen, flatternden Fahnen etc. vgl. darüber Teil II dieser Abhandlung.
X, 3, 68.
IX, 19; X, 1; X, 6, 35; X, 8, 51. — VIII, 6, 3; VIII, 6, 6.
X, 4, 78; X, 7, 20.
IX, 11, 53; IX, 11, 65; IX, 11, 71; VIII, 11, 46.
X, 9, 41 : dum ... dum ... dum.
IX, 11, 65, 71.
X, 10, 1 (bei Henry of Huntingdon, dessen Schlachtschilderungen noch formelhaft unwirklich sind, kann man nicht am Ausgang des Kampfes zweifeln).
I, 14, 12; VI, 15, 48; VI, 16, 11; IX, 20, 9; X, 3, 61.
X, 4, 78; X, 12, 4.
X, 4, 82; XI, 2, 38.
X, 4, 81.
X, 4, 89; X, 7, 23; X, 9, 36; X, 11, 51. Ähnlich wirkt eine steigernde Aufzählung z. B. clamor-turbatio-caedes (X, 4, 80 auch X, 4, 95).
Bibliographische Angaben s. u. Teil II.
Bibliographische Angaben s. u. Teil III
Ed. E. Björkman, Heidelberg 1915; übers, von A.Boyle, Lo. 1912 Everyman’s Library No. 634).
Ed. H. O. Sommer, 3 Bde. Lo. 1889–91; The Works of Thomas Malory, ed. E. Vina-ver, 3 Bde. Lo. 1947; deutsche Übersetzung von H. Lachmann, 3 Bde. Leipzig 1913.
Ed. J. C. Smith, 2 Bde. Oxf. 1909; deutsche Übersetzung von C. G. Schwetschke, Halle 1854.
Ed. W. Foerster in seiner 4bändigen Chrestienausgabe, Halle 1884–99, Bd. III.
Ed. J. Frappier, Paris 1936 (neufranzösisch bearbeitet in J. Boulenger, Les romans de la Table Ronde, Paris 1922).
Ed. J. D. Bruce, Lo. 1903 (Early English Text Society. Extra Series 88).
Th. D. Kendrick, British Antiquity, Lo. 1950 sagt auf S. 7: ‘within 15 years of its publication not to have read it was a matter of reproach; it became a respected textbook of the Middle Ages; it was incorporated in chronicle after chronicle; it was turned into poetry; it swept away opposition with the ruthless force of a great epic; its precedents were quoted in Parliament; two Kings of England cited it in support of their claim to dominion over Scotland; it was even used to justify the expenditure of the royal household.’
Historia de gestis regum Britanniae ad annum 1129, ed T. Hearne, Oxf. 1716.
Nur die Fortsetzung L’Estoire des Engles erhalten (ed. T. D. Hardy, Lo. 1888) R. S.
Vgl. Exkurs I.
Ed. W. A. Wright, Lo. 1887.
Vgl. die Einleitung zu San Martes Geoffrey-Ausgabe, S. XXVII.
Der Warinus Brito wird von Tatlock, Legendary History a. a. O. S. 205 wiedergegeben als Guérin le Breton. Er fügt hinzu, daß es fünf Mönche dieses Namens im Kloster Bec gegeben; einer von ihnen mag Henrys Freund gewesen sein.
Die Epistola ad Warinum abgedruckt in: Chronicles of the Reigns of Stephen, Henry II. and Richard I., ed. R. Howlett, Lo. 1884–89 (Rolls Series) IV, 65–75.
Zur Quellenfrage vgl. außer den unten genannten Einzelabhandlungen die ausführlichen Darlegungen bei E. Tarai, La Légende Arthurienne a. a. O. und Griscoms Einleitung zu seiner Ausgabe.
Bedas grundlegende Historia ecclesiastica gentis Anglorum (731) ed. J. E. King, 2 Bde. Lo. 1930 (Loeb classical Library, mit Übersetzung).
Das Buch des romanisierten britischen Mönchs Gildas, De excidio et conquestu Britanniae (ed. Mommsen in Mon. Germ. Hist. 1898 [zus. mit Nennius] übers, von J. A. Giles in: Six Old English Chronicles, Lo. 1848) ist nicht als Geschichte gemeint; fünf Sechstel sind Klagen über die Verderbtheit der britischen Geistlichen und Fürsten. In Teil II (The History) findet sich ein kurzer Bericht über die römische Eroberung Britanniens und die Angriffe der Sachsen, und später werden britische Könige des 6. Jh. erwähnt. In Teil III (The Epistle) geht der Verf. nach wenigen Paragraphen zu einem predigenden Erbauungstraktat über, der den Rest des Buches einnimmt (§ 37–110). Arthur wird weder von Gildas noch von Beda erwähnt.
Nennius ist Teilautor oder Bearbeiter der anonymen Historia Britonum (ed. Momm-sen s. o. Anm. 55, übers, von Giles ibid.), die 7 verschiedene Schriften zusammenfaßt. Der älteste Text ist nach Faral das Ms. Chartres (nach 731 aber vor 11. Jh.), worin Arthur erstmals erwähnt wird (in Kap. 56 werden 12 Schlachten aufgeführt, an denen Arthur teilgenommen habe). Arthur wird auch fälschlich die Schlacht am Mount Badon zugeschrieben, womit er zum ,Chef de la Bretagne entière’ gemacht wird. — Spätere Überarbeitungen des ältesten Textes fügen den trojanischen Ursprung der Briten hinzu (Kap. 11), die Verbindung dieses Ursprungs mit biblischem Ursprung (Kap. 18) und die Verbindung mit Brutus (Kap. 11). So wird die Historia Britonum im Laufe der Überarbeitungen zu einem das Unglück und die Hoffnung der Briten aussprechenden nationalen Werk. Arthur wird zum Vorkämpfer der britischen Unabhängigkeit und bekommt messianische Züge. Vgl. Faral a. a. O. und E. K. Chambers, Arthur of Britain a. a. O. passim. Zu Nennius vgl. ferner: H. Zimmer, Nennius vindicatus, Bln. 1893 und F. Liebermann, Nennius in: Essays in Medieval History presented to T. F. Tout ed. A. G. Little und F. M. Powicke, Manchester 1925).
Neben der Vita des S. Cadocus ist noch die Vita Gildae zu nennen (von einem Mönch von Ruiz in der Bretagne aus dem 9. oder 11. Jh.) und die kurze Vita von Caradoc of Llancarfan (nach 1088 in Glastonbury geschrieben). Faral faßt wie folgt zusammen: das Geoffrey of Monmouth vorliegende schriftliche Material über Arthur beschränkt sich auf zwei Kapitel der Historia Britonum, auf einige Zeilen der Annales Cambriae (ca. 954), auf einzelne Seiten in den Heiligenlegenden und auf die von den Historikern erwähnten Lokallegenden. Die Historia Britonum (Nennius) kennt Arthur als ,dux bellorum’, der gegen die nach Hengists Tod eindringenden Angelsachsen in 12 Schlachten kämpfte ,et in omnibus bellis victor extitit’. Bes. hervorgehoben wird die Schlacht ,in castello Guinnion’. Arthur trug in diesem Kampf ,imaginem sanctae Mariae perpetuae virginis super humeros suos’ und siegte ,per virtutem sanctae Mariae’. In der 12. Schlacht ,in monte Badonis’ tötete Arthur 960 Feinde.
Vgl. Exkurs I.
Vgl. Exkurs II.
Noch Leland schrieb einen ,Codrus sive laus et defensio Gallofridi Arthurii’, und erst Camdens Britannia (1586) erschütterte die Glaubwürdigkeit der Historia Geoffreys.
Seit San Marte forderte, Geoffrey „in seine Bestandteile aufzulösen, und seine Angaben auf seine Quellen zurückzuführen“ (1854. S. XLVII seiner Ausgabe), bis zu den Ausführungen von J. S. P. Tatlock (The Legendary History of Britain, Berkeley 1950; rez. von G. H. Gerould in: Speculum 26 [1951] S. 222 ff.) ist die Quellenfrage das Hauptanliegen der Sekundärliteratur geblieben (vgl. S. 18, Anm. 56 und 57 sowie Exkurs I).
Vgl. Exkurs I, 2. Teil.
Thomas D. Kendrick, British Antiquity, Lo. 1950. S. 10 f. Kendrick streift allerdings die mögliche politische Bedeutung (wofür er auf G. H. Gerould, King Arthur and Politics in: Speculum 2 (1927) S. 33 ff., 317 f. und auf F. P. Magouns Aufsatz in: E. L. H. Sept. 1947 S. 178 ff. verweist), kommt jedoch zu dem Schluß: ‘there is really no sign that his book was deliberately charged with political significance for his own time’.
Faral, La Légende Arthurienne a. a. O. fragt anläßlich der Prophezeiungen Merlins (II, 67), ob dies Werk politisch eine ‚intention particulière’ hatte und kommt auf die Frage in Kapitel ,Le sens de son œuvre’ zurück (II, 386 ff. vgl. bes. S. 394 f.). Vgl. die Geoffreykritik des Walisers Giraldus Cambrensis (Exkurs II).
E. K. Chambers, Arthur of Britain, Lo. 1927, S. 24 u. 63, spricht sogar die Vermutung aus, daß Geoffrey Bretone war; dieselbe Ansicht vertritt J. E. Lloyd in: Engl. Hist. Rev. 57 (1942) S. 460 ff.
1903 im Epilog zu seiner Übersetzung (Everyman’s Libr. No. 577) S. 242 f.
Über diese schon von H. Zimmer, Gaston Paris, Wendelin Foerster aufgestellte These vgl. G. H. Gerould, Arthur and Politics in: Speculum 2 (1927), S. 33 ff. und W. A. Nitze, Geoffrey of Monmouth’s King Arthur (ibid. S. 317 ff.). Dagegen wandten sich u. a. Faral, La Légende Arthurienne a. a. O. II, 391, und R. S. Loomis, Geoffrey of Monmouth and Arthurian Origins in: Speculum 3 [1928], S. 16 ff
Nach Abschluß dieser Studie erhielt ich das Buch von Erich Köhler, Ideal und Wirklichkeit in der höfischen Epik (Beiheft zur Ztsch. f. Rom. Phil. 97), Tübingen 1956, das auf breiter soziologischer Grundlage die zeitgeschichtlichen Züge in der Arthurepik und in Geoffreys Historia herausarbeitet. Hier wird der politische Zweck der Historia betont, wenn auch nicht auf das bestimmte Ereignis der Thronergreifung Stephens zugespitzt: „Galfried .. . läßt König Artus Neustrien seinem Mundschenk, Anjou und die Touraine seinem Truchseß übertragen, um so den Anspruch des englischen Königs auf diese Gebiete zu rechtfertigen“ (S. 7).
H. E. Salter, Geoffrey of Monmouth and Oxford in: Engl. Hist. Review XXXIV (1919) S. 382–5.
E. H. R. (s. o.) S. . H. E. Salter, The Medieval University of Oxford, in: History 14 (1929) S. 57 f. Rashdall, The Universities of Europe in the Middle Ages. O. U. P.2 1951, III, 10, note.
E. H. R. XXXIV a. a. O.
Bibliographie zur Historia S. 7, Anm. 2, zur Vita Merlini S. 32, Anm. 111.
Es handelt sich meist um kirchliche Dokumente z. B. Foundation Charter of Osney 1129, Charter at St. John’s College Oxford etc.
Vgl. auch Tatlock, Legendary History (a. a.O.) S. 444.
† 1148 vgl. DNB I, 267. Die Bischöfe von Lincoln (zu dessen Diözese Oxford gehörte) waren zu Geoffreys Lebzeiten: 1093–1123 Robertus Bloeth; 1123–1148 Alexander von Blois; 1148–1166 Robert de Cheineto seu Querceto (= Chesney).
† 1171 vgl. DNB XXVI, 112.
vgl. DNB XXI, 133 ff.
E. H. R. XXXIV, 385.
S. u. S. 23 und Exkurs III.
E. H. R. XXXIV a. a. O. S. 384.
Gaufridus episcopus sancti Asaphi.
Nach H. Lewis 1155 (Brut Dingestow, Cardiff 1942, p. XI).
Vgl. Exkurs III.
1104–66 vgl. DNB IV, 69. Waleran (Gualeranus) de Beaumont, Count of Meulan, der Zwillingsbruder von Robert, Earl of Leicester, war der Sohn von Henrys I. Ratgeber Robert de Beaumont. Er erbte die Lehen Mellent und Beaumont in der Normandie und war einer der mächtigsten normannischen Adligen. Er war überdies literarisch interessiert und war, wie ein Dokument von 1131 erweist, ein Patron der berühmten Abtei von Bec. Er war zusammen mit Robert of Gloucester am 1. Dez. 1135 in St. Denis-le-Ferment bei Gisors am Totenbett König Henrys I., als dieser seine Tochter Mathilda für die Thronfolge designierte. Waleran hat sich jedoch Stephen angeschlossen und wurde dessen erster Ratgeber. Später allerdings hat er sich auf die Seite von Geoffrey of Anjou geschlagen (1143) und schließlich hat er Mathilda gegen Stephen unterstützt (1150).
,affabilis omnibus’ nennt ihn William of Malmesbury (Hist. Nov. I, 12), während die hochfahrende Mathilda nicht beliebt war.
William (1103–20), der legitime Sohn und designierte Nachfolger Henrys I., der bereits die Huldigungen der normannischen Barone und der englischen ,witan’ entgegengenommen (1115/16) und von Louis VI. das Herzogtum Normandie erhalten hatte, war 1120 auf der Rückfahrt von dort im „weißen Schiff“ beim Schiffsuntergang ertrunken. So war Robert of Gloucester der einzig überlebende Sohn König Henrys I. Als natürlicher Sohn war er nicht erbfolgeberechtigt, stand aber den anderen Adligen voran und galt als mächtigster der englischen Earls. Wie sein Vater hatte er den Ruf eines Patrons der Wissenschaften. William of Malmesbury widmete ihm 1125 seine Gesta regum und später die Historia Novella.
Vgl. Exkurs IV.
XII, 19: At Saxones sapientius agentes pacem et concordiam inter se habentes, agros colentes, civitates et oppida reaedificantes erant.
Die auffällige Heraushebung Roberts, als ob es sich um einen Regenten handelte, spricht sich vielleicht auch darin aus, daß die heldischen Vorgänger des 1122 zum Earl of Gloucester Erhobenen herausgestellt werden: Eldol (VI, 16; VIII, 5 und 7), Eldad (VI, 15; VIII, 7 und 8), Morvid of Gloucester (IX, 12; X, 6 und 11). Letzterer wird vor Arthurs Auseinandersetzung mit Lucius zuerst genannt (X, 6) und bringt dann auch die Entscheidung im Kampf mit Rom (X, 11).
Dies betont auch Tatlock, Legendary History a. a. O., S. 427: ‘at any rate, his needless emphasis on a nephew’s treacherous and forsworn securing of the throne after his uncle is hard not to associate with an identical event about the time he was writing’.
XI, 1: De hoc quidem [i. e. dem Ehebruch Mordreds], consul Auguste, Gaufridus Monemutensis tacebit. Sed ut in Britannico praefato sermone invenit, et a Gualtero Oxenefordensi... audivit, vili licet stylo, breviter tarnen propalabit, quae proelia incly-tus ille rex ... cum nepote suo commiserit’. Diese Stelle — auch die Anrede an Robert allein (‘consul auguste’) — steht auch in dem König Stephen und Robert gewidmeten Bern Ms., was dafür spricht, daß diese Widmung eine eilige, von den Zeitverhältnissen bedingte Umredaktion darstellt.
So Tatlock, Legendary History a. a. O. S. 426. Vgl. auch Griscoms Ausführung über die Leirgeschichte (in der Geoffrey-Ausgabe S. 197 f.; Text der Leirgeschichte S. 270).
Natürlich in allegorischer Weise: man würde zögern, die Stelle: ,populus in ligno et ferreis tunicis superveniet’ (VII, 3) auf den Eroberungszug Wilhelms von der Normandie 1066 und den vertriebenen ,Draco Germanicus’ auf die Dänen zu deuten, wenn nicht Ordericus Vitalis diese Stelle wörtlich in seine Historia ecclesiastica eingerückt hätte (Buch 12).
S. o. S. 25, Anm. 87.
Selbstverständlich sind bei einem Werk der damaligen Zeit, auch wenn es aus weltlicher Sicht und nicht, wie die Geschichtswerke Henry of Huntingdons und William of Malmesburys, aus christlicher Sicht geschrieben ist, die Bibelzitate die häufigsten. 250 nichtbiblischen Zitaten stehen 554 Entlehnungen aus der Bibel gegenüber, 243 (44 %) aus dem A. T., 61 (11 %) aus dem N. T.; vgl. P. Feuerherd, Geoffrey of Monmouth und das Alte Testament a. a. O., S. 12, Anm. 18 und besonders J. Hammer, Geoffrey’s Use of the Bible in: Bulletin of the John Rylands Library 30 (1947), S. 293–311.
Vgl. H. Tausendfreund a.a.O., S. 12, Anm. 18, der hier gegebene Nachweis stofflicher Entlehnung wird ergänzt von E. Faral, La Légende Arthurienne a.a.O.; von den 250 nicht-biblischen Zitaten entfallen 144 (29 °/o) auf Vergil. Der Rest verteilt sich auf 27 andere Autoren. Im Streben nach einem ,beau style oratoire’ (II, 283) hat Geoffrey ständig Gedanken und Wendungen aus Vergil geborgt. Schon die Schlußworte der Doppelwidmungen flechten das ,Tityre tu patulae recubans ...’ der ersten Ekloge ein: im Cambridger u. a. Mss.: ,Fidelis itaque protectio tuorum existens me tuum uatem codicemque ad oblectamentum tui editum sub tutela tua recipias ut sub tegmine tarn patulae arboris recubans calamum musae tue coram inuidis atque improbis tuto modulamine resonare queam’. Eine ebenso deutliche Übernahme findet sich im Traum, der die Mont St. Michel-Episode einleitet, wenn die alte Frau warnend ausruft: ,fuge, dilecte mi, fuge’, vgl. Vergil Vers 630: ,sed fugite, o miseri, fugite’. Beim Verlassen Trojas befragen Brutus wie Aeneas das Orakel teilweise mit denselben Worten (Faral II, 78). Die Nisus und Euryalus-Geschichte wird (nach Faral II, 72) als Muster gedient haben für die trojanische Eroberung des griechischen Lagers in der Brutusgeschichte. Aus Vergil stammt die Idee, auf griechischem Boden Brutus und die Nachkommen des Helenus sich treffen zu lassen, die Befragung des Orakels, die Jagd, welche den Streit mit Goffarius mit sich bringt. Die Abgesandten des Lucius, die mit Ölzweigen vor Arthur erscheinen, rufen die Boten in Erinnerung, die Aeneas zu Latinus schickt (Faral II, 282). Arthurs Schwert Caliburn, das auf der Insel Avalon geschmiedet, erinnert an das von Vulcan auf der Insel Lipari geschmiedete Aeneasschwert (Faral II, 265).
Darauf weist Tatlock hin in: Legendary History a.a.O., S. 392 f.
Insofern ist auch Henry I. der Erbe der vom Diana-Orakel seinem Ahnherrn Brutus erteilten Welteroberungsmission: Hic de proie tua reges nascentur: et ipsis Totius Terrae subditus orbis erit (I, 11).
Mustergültig zusammengestellt von H. Brandenburg, Galfrid von Monmouth und die frühmittelenglischen Chroniken. Diss. Berlin 1918. Mein Resümee fußt auf dieser Arbeit.
Roger of Hoveden, Chronica (behandelt die Zeit 732–1201) ed. W. Stubbs, Lo. 1868 ff. Rolls Series.
Alfred of Beverley, Annales sive Historia de Gestis regum Britanniae (von Brutus bis 1129) ed. Th. Hearne, Oxford 1716.
Benedict of Peterborough, Gesta regis Henrici II. et Ricardi I. (1169–92) ed. W. Stubbs, Lo. 1867 R. S. Die Stelle steht II, 159. Derselbe Bericht bei Roger of Hoveden (s. o.).
Ralph de Diceto, Abbreviationes Chronicorum (von Schöpfung bis 1147) und Opus-cula (von Schöpfung bis 1194). Opera historica ed. W. Stubbs, Lo. 1876 R. S. Die erwähnte Stelle steht II, 241. Zum Bericht der Mönche von Laon vgl. F. Lot in: Romania XXX, 1.
William of Newburgh, Historia rerum Anglicarum (1066–1198) ed. R. Howlett, Lo. 1884 R. S. Die zitierte Stelle S. 11 u. 15; ähnlich: die Merlinprophezeiungen sind ,divinationes fallacissimae’ (S. 12). Die Avalonsage ist eine ,fabula’ (S. 18). Die ganze Historia ist abzulehnen: Geoffrey ,contra fidem historicae veritatis deliravit’ (S. 13), und jimpudenter fere per omnia mentiatur’.
Gervasius of Canterbury, Gesta Regum (von Brutus bis 1210) verfaßt ca. 1200, ed. W. Stubbs, Lo. 1879 R. S.
Radulf of Coggeshall, Chronicon Anglicanum (1066–1233) verfaßt ca. 1215, ed. J. D. Stevenson, Lo. 1875 R. S. Vgl. das Kapitel Quomodo ossa regis Arturi reperta sunt.
Matthaeus Parisiensis, Chronica majora (Schöpfung bis 1259) verfaßt 1259, ed. H. R. Luard, Lo. 1872 f. R. S. Vgl. den Bericht über die Tafelrunde.
Adam of Domerham, Historia de rebus gestis Glastoniensibus (1126–1290), ed. Th. Hearne, Oxford 1727. Die erwähnte Stelle S. 587 ff.
In Rymer, Foedera, 1745. I, 4 S. 9 ff.: Ad literas Papae. .. responsio.
Bibliographie: Vita Merlini abgedruckt in E. Faral, La Légende Arthurienne, 3 Bde. Paris 1929 Bd. III, 306–52 und ed. J. J. Parry, Urbana, Ill. 1925 (Univ. of Illinois Studies No. 10). — Über die Vita Merlini vgl. San Marte, Die Sagen von Merlin, Halle 1853 S. 32 ff.; R. Taylor, The Political Prophecy in England, N. Y. 1911; J. S. P. Tatlock in: Speculum 18 (1943), S. 265 ff. P. Zumthor: Merlin, Paris 1957. Eine Bonner Dissertation über die Vita Merlini ist i. E.
So möchte ich Z. 1/2 ,Fatidici uatis rabiem musamque iocosam Merlini cantare paro’ auffassen. Tatlock (Speculum 18 [1943] S. 265–87), der die Dichtung als nicht ernsthaft, als jeu d’esprit deutet, hat sie völlig mißverstanden.
Hauptfiguren dieser Handlung: Merlin, der verheiratet ist mit Guendoloena, seine Schwester Ganieda, die verheiratet ist mit dem walisischen König Rodarchus, und der aus Armorica (= der Bretagne) zurückgekehrte Weise Thelgesin.
Wegen dieser verschiedenartigen Bestandteile hat die Kritik die Einheit der Dichtung vermißt: Farai (in: La Légende Arthurienne II, 347 ff.) betont nur die „Exkurse“ und sieht den Grund der Uneinheitlichkeit in den uneinheitlich zusammengesetzten „Quellen“, als welche er einige keltische Dichtungen aufführt; Tatlock (in: Speculum 18 [1943] S. 265 ff.) betont nur den Erzählrahmen. Demgegenüber kann man die Einheit der Dichtung, die allerdings sui generis ist, betonen und, wie folgt, in neun Abschnitte gliedern 1) 19–220, 2) 221–415, 3) 416–579, 4) 580–688, 5) 689–731, 6)732–940, 7) 941–976, 8) 979–1135, 9) 1136–1524. Die Struktur erinnert an die der Historia. So wie dort ausführliche Episoden mit erzählenden Zusammenfassungen wechseln, werden hier die Beschreibungen durch lebendige Ereignisse unterbrochen. Es herrscht auch dieselbe Verzahnung zwischen „Roman“ und „Exkursen“ sowohl durch die Personen wie strukturell.
Z. 580–680 erscheinen dieselben Prophezeiungen wie in der Historia, nur daß Merlin hier erst mit Arthur anfängt. — Z. 979–1135 kommt er auf dieselben Ereignisse zurück und schildert, nicht prophetisch, sondern rückschauend, die Geschichte von Vortigern bis Conan [vorangestellt, was in der Historia nur gestreift wurde, das Thema der messianischen Wiederkehr 941–76]. — Z. 1461–1517, jetzt über Henry I. hinausgreifend und Ganieda in den Mund gelegt, die Anspielungen auf die Regierung Stephens.
Über Merlin sagt G. Williams, An Introduction to Welsh Poetry, Lo. o. J. [1953] S. 38: ‘Myrddin, the Merlin of Arthurian legend, was probably a warrior bard of North Britain who lived towards the end of the sixth century. The legend which grew about his name says that he went mad in battle and retired to a wood in Scotland called Coed Celydon (the name is remembered in Caledonia) where he lived alone and wrote prophetic verse’. Geoffrey bedient sich dieser Überlieferung wie er sich der Gildasvorlage (s. o. S. 26 f.) bediente: Uneinigkeit und Bürgerkrieg sind als Ursache des Unheils hineininterpretiert, was die politische Absicht klar erkennen läßt.
La Légende Arthurienne II, 347 ff.
z. B. 2. 158, 231, 696, 973, 1094.
Vgl. Exkurs V.
S. o. S. 15 f. vgl. E. K. Chambers, Arthur of Britain, Lo. 1927; J. D. Bruce, The Evolution of Arthurian Romance, 2 Bde. Gött. 21928; Th. Grasse, Die großen Sagen des Mittelalters, Dresd. 1842; L. Uhland, Schriften zur Geschichte der deutschen Dichtung und Sage, 2 (1866) S. 112 ff. (Zusammenstellung der deutschen Dichtungen aus dem Arthurkreis); S. Singer, Keltischer Mythos und französische Dichtung, in: Germanischromanisches MA, Zürich 1935; M. Pelan, L’influence du Brut de Wace sur les romanciers français de son temps, Paris 1931.
Le roman de Brut de Wace ed. J. Arnold, 2 Bde. Paris 1938–40 (Soc. Anc. Textes Frç.). Das hier fehlende Vokabular in: H. E. Keller, Etude descriptive sur le vocabulaire de Wace. Bln. 1953 (Akad. d. Wiss.). Die Zeilenzählung der Arnoldsehen Ausgabe deckt sich nicht mit der älteren (überholten) Ausgabe von Le Roux de Lincy, 2 Bde. Rouen 1836–38.
Zur Bedeutung des Wortes vgl. San Marte im Vorwort zu seiner Ausgabe von Geoffreys Historia S. XX: „Brut heißt im Wälschen in erster Bedeutung: reputation, rumour, franz. bruit, wie auch im altfranzösischen brut; in zweiter Bedeutung aber tradition vulgaire, Chronik, Geschichte... Dagegen scheint Wace seine Bearbeitung der Historia Gottfrieds in Beziehung auf den zuerst als Haupthelden auftretenden Brutus... betitelt zu haben.“
Die etwa fünf Jahre vor Wace verfaßte Estoire des Bretons von Geoffrey Gaimar (ca. 1147–51) ist verloren; sie bildete das Vorspiel zu seiner Estoire des Engles (ed. Hardy und Martin, 2 Bde. Lo. 1888 (Rolls Series), aus der nur wenige Rückschlüsse auf die verlorene Geoffrey-Übersetzung möglich sind.
Vgl. M. Pelan, L’influence de Brut (vgl. Anm. 120), sowie die üblichen Geschichten der altfranzösischen Literatur, insbes. Gröbers Grundriß der Romanischen Philologie Bd. II, 1.
Die maschinenschriftliche Diss, von B. F. Carpenter, The Life and Writings of Maistre Wace (Univ. of North California 1930) war mir nicht zugänglich. Einzelnes daraus im Vorwort von J. Arnolds Ausgabe Le roman de Brut de Wace, S. LXXIV ff. Ältere Arbeiten : E. du Méril, La vie et les ouvrages de Wace, in : Jb. f. roman, u. engl. Literatur I (1859) und in: Etudes sur quelques points d’Archéologie, Paris u. Lpz. 1862. G. Paris in: Romania IX, S. 592 ff.; G. Gröber, Grundriß d. rom. Philologie II, 1 S. 635 ff.; H. Morley, English Writers III, 55 ff.; vgl. ferner G. Huet, Notes d’histoire littéraire, I: Le témoignage de Wace sur les fables arthuriennes, in: Moyen Age 19 (1915/6); J. H. Philipot, Maistre Wace, a Pioneer in two Literatures, Lo. 1925; M. M. Jirmounsky, Essai d’analyse des procédés littéraires de Wace in: Revue de linguistique Romane 63 (1926/8); — der Name Wace oder Gace (= Wazzo), lat. Wacius vermutlich Abkürzung für Wistache, Eustache.
Z. 40 ff. Ausgabe des La3amonschen Brut s. u. S. 54, Anm. 143.
sofern es nicht einfach Gelehrter, savant bedeutet, vgl. Wace, La. vie de Ste. Marguerite ed. A. A. Francis, Paris 1932 (Les classiques français du Moyen Age), p. VI f.
ed. H. Andresen, 2 Bde. Heilbronn 1877–79. Zum folgenden vgl. H. E. Keller, Etude descriptive (s. Anm. 121) S. 17 und die dort gegebenen Nachweise.
Benoît od. Beneeit von Sainte-More (Sainte-Maure bei Tours), Histoire des ducs de Normandie ed. F. Michel, 3 Bde. Paris 1836–44.
Vgl. Tatlock, The Legendary History of Britain S. 466 ff.; J. Arnolds Analyse in seiner Brutausgabe LXXXVI–XCI; F. M. Warren in: Mod. Philol. III S. 190 ff., 517 ff.; Margaret Houck, Sources of the Roman de Brut of Wace (Diss. Univ. of California, 1941, ungedruckt); G. Paris, La Littér. Normande, Paris 1899 S. 43 ff.
H. L. Levy, As myn auctor seyth, in: Medium Aevum XII (1943) S. 1 ff.
Über die Quellen des Waceschen Brut ist mir die neueste Arbeit M. Houck, Sources of the Roman de Brut (vgl. o. S. 44, Anm. 130) nicht zugänglich gewesen. Einzelnes daraus in Arnolds Vorrede zu seiner Ausgabe S. LXXIX ff. Ältere Arbeiten: A. Ulbrich, Über das Verhältnis von Waces Roman de Brut zu seiner Quelle, des Gottfried von Monmouth Historia Regum Britanniae, in: Romanische Forschungen 26 (1909) S. 181 – 260; L. Waldner, Waces Brut und seine Quellen (Diss. Jena) Karlsruhe 1914.
9747–84; 10285 f.; 13269 f. vgl. S. 52.
13275–98 vgl. u. S. 79, wo die Stelle im Original zitiert ist.
Vgl. E. Faral, Les arts poétiques du XIIe et du XIIIe siècle, (Bibl. de l’Ecole des Hautes Etudes fasc. 238) Paris 1924.
In der Sekundärliteratur häufig betont, besonders nachdrücklich in St. Hofer, Chrestien de Troyes, Leben und Werk. Graz und Köln, 1954. S. 16 ff.
Lettree fu e sage dame, De buen pris e de bone fame. Sun enging mist tut e sa cure A saveir lettre e escriture. Mult soute e mult estudia. (3337–41)
Neben der Gattin (dame) steht die ,amie’ des Ritters, vgl. auch 10177: Baisent les dames lur mariz; 10183 Les amies lur amis baisent; — die oben erwähnte Stelle 10539–42: Les dames sur les murs muntoent / Pur esgarder cels ki juoent; / Ki ami aveit en la place / Tost li turnot l’oil e la face.
Sie kämpfen gegen die heidnischen Sachsen: auxiliante Christo triumphabimus (IX. 3); der Sieg über diese Feinde öffnet die Himmelstür: vivam hostiam se praestat Deo (IX, 4).
s. o. S. 46.
Vgl. Arnold in seiner Wace-Ausgabe S. LXXVIII.
Eine gekürzte englische Fassung des III. Teils dieser Abhandlung erschien als ‘Presidential Address’ im Annual Bulletin of the Modern Humanities Research Association, 1957.
Die einzige moderne Ausgabe ist die das sog. A-Ms. (Cotton, Caligula A IX) und das B-Ms. (Cotton, Otho C XIII) abdruckende von Sir F. Madden, La3amon’s Brut, or: Chronicles of England, 3 Bde. Lo. 1847. — Die Sekundärliteratur hat sich hauptsächlich mit der Sprache und Versifikation befaßt, wofür auf die Cambridge Bibliography of English Literature I, 163 f und J. E. Wells’ Manual of the Writings in Middle-English verwiesen sei. — Sodann stand die Quellenfrage eine Zeitlang im Mittelpunkt des Interesses, vgl. R. H. Fletcher, La3amon und Geoffrey of Monmouth, in: PMLA 18 (1903) S. 91 ff; R. Imelmann, La3amon, Versuch über seine Quellen. Bln. 1906; A. C. L. Brown, Welsh Traditions, in: Mod. Philol. 1 (1903) S. 95 ff. — Kulturhistorische Verhältnisse vergleichen zwei deskriptiv gehaltene Dissertationen: H. Krautwald, La3amons Brut verglichen mit Wace (Diss. Breslau 1887), worin Nahrung und Getränke registriert werden und M. Kolbe, Schild, Helm und Panzer z. Zt. La3amons (Diss. Breslau 1891). — Der Stil La3amons ist schon in Maddens Einleitung S. XXIII f. erörtert, was in H. C. Wyld, La3amon as an English Poet, in: Rev. of Engl. Studies 6 (1930) S. 1 ff, fortgeführt wird. Vgl. auch desselben Verfs. Studies in the Diction of La3amon’s Brut, in: Language VI, IX, X [1930–34]. Bedeutsam sind die Beziehungen zum altenglischen Epos, die der Aufsatz von J. S. P. Tatlock, Epic Formulas in La3amon’s Brut, in: PMLA 38 (1923) klarlegt. Vgl. auch desselben Verfs. La3amon’s Poetic Style, in: Manly Anniversary Studies, Chicago 1923. Die umfassendste Stiluntersuchung ist F. L. Gillespy, La3amon’s Brut: A comparative Study in Narrative Art, in: Univ. of Calif. Publ. in Mod. Philology, Vol. 3, No. 4, S. 361 ff, Berkeley 1916.
J. E. Wells, A Manual of the Writings in Middle English 1050–1400, New Haven, 1923. S. 32 u. 191.
Wells (s.o.Anm. 144) S. 191; Wyld in: Rev. of Engl. Studies 6 (1930). Wells folgt den Ausführungen des Herausgebers Madden. J. Hall in der Einleitung zu seiner Auswahlausgabe (Oxford 1924) sagt S. VI: ‘it is perhaps safest to say that Layamon wrote sometime between 1189 and 1207, and nearer the former date than the latter’
Der von Madden gewählte Abdruck in Kurzzeilen ist prosodisch nicht gerechtfertigt, da die Langzeilen nur gelegentlich, wenn ein die beiden Zeilenhälften bindender Reim stark in Erscheinung tritt, dem Kurzzeilencharakter ähnlich werden, nie aber gleich, da die sprachliche Füllung durch Beibehaltung germanischer Freiheiten stets schwerer bleibt als es bei abwechselnden Hebungen und Senkungen bzw. bei gleichbleibender Silbenzahl der Fall sein würde.
Tatlock modernisiert den Namen als „Lawman“ (Legendary History a. a. O.).
Zitiert nach: La3amon’s Brut [Selections], ed. J. Hall, Oxford 1924, S. 1, Z. 6 ff. (nach Maddens Zählung Z. 13 ff.); im folgenden wird durchweg Maddens Zählung verwendet, der nicht Lang- sondern Halbzeilen druckt.
18848 ff: Longe beoð æuere: dæd ne bið“ he næuere Þe wile ÞeÞis world staent: ilæsten sceal is worðmunt. and seal inne Rome: walden Þa Þæines
29223–92 (bei Wace 13593–610).
13897 ff.
Zoure bilefues me beoÞ loÞe (B-Text 13942; A-Text 13943–8).
22895–955 für Wace vgl. S. 46.
29449–512 nach Beda II, Kapitel 1.
18762 ff.
19255 ff.
21057–638 (bei Wace 9272–406).
22525–674 (bei Wace 9703 ff).
27992–28225 (bei Wace 13031 ff).
7382–92.
9808–65 (bei Wace 5135).
13211 ff.
Bei Wace 6480–534.
12998–13270.
19043 ff.
19226–815.
21432 ff.
23416–992.
24846 ff.
s. o. S. 40.
28621–51.
9641–58.
22223–49.
18096 ff.
8350 ff.
8573 ff.
18537.
18613 nur im B-Text (vgl. aber A- und B-Text 18840: nis na wimmon treowere).
28181: Modred ich wulle slean: & Þa quen for-berne.
28216: Þa quene ich wulle mid goddes la3e: al mid horsen to-dra3e:
28457–85.
28486.
Wace 10525–616; La3amon 24695–727.
Wace 10545–52......chançuns Rotruenges e novels suns Vieleures, lais de notes Lais de vieles, lais de rotes, Lais de harpes, lais de frestels, Lires, tympes e chalemels, Symphonies, psalteriuns, Monacordes, timbes, coruns ...
2. B. Wace 9157 f., 10344, 10348, 10354, 10543 etc.
2. B. 10334 (englischer Erstbeleg 1280).
2. B. 2190 (englischer Erstbeleg 1230).
Wace 10541.
Wace 10525.
Lazamon 24695.
Wace 10527.
La3amon 24697.
La3amon 22239.
20507 f.
10327.
24413 f.
10525 ff.
Wace 10599 ff.
Þe king 3af his knihtes Seoluer and read gold: somme hors somme lond (B-Text 24725 f ; der A-Text ist ewas ausführlicher und fügt noch castles & claðes eke hinzu.
10337 ff.
24421 ff.
6116.
1080.
3582.
6386.
6226.
W. 11289.
25656 (25658: ‘reordi feond’ und ‘loÞliche feond’).
26031.
25859.
26040.
1808.
Vgl. F. L. Gillespy, Lagamon’s Brut; (s. o. S. 54, Anm. 143), bes. das Kapitel: Germanic Elements.
H. Reinhold, Humoristische Tendenzen in der englischen Dichtung des Mittelalters. Tübingen 1953, bes. S. 30 ff.
Reinhold a. .a. O. S. 35 u. 54 f.
Paul-Braune, Beitr. III, 551.
loc. cit. s. o. Anm. 213.
Laut Klaeber poet. Wort, das nur in Bēow. (54) belegt ist, und dessen Wiederkehr bei La3amon um so auffälliger ist.
Bei Madden sind 14 solche Zusammensetzungen verzeichnet, in Greins Sprachschatz 26.
Z. B. 20387 ff.
s.o.S. 41, Anm. 121.
s. o. S. 63.
Z. B. burhfolc, londfolc, burhmon, burhcnauen, leondcnihtes, etc.
Vgl. auch: der lebende Gott (27213), der Herrscher des Himmels (21084), hoher Himmelskönig (23747).
S. o. S. 66 f., obige Stelle La3amon 801, das Bündel z. B. 1741 ff.; vgl. auch 630 ff.; feollen pae fæie ßar was muchel blod-gute: baluwe per wes riue.
J. S. P. Tatlock, Epic Formulas, especially in Lazamon in: PMLA. 38 (1923) S. 494 ff. Tatlock verzeichnet 128 Formeln, die 1500 Mal vorkommen; keine stammt aus der Vorlage Wace.
S. o. S. 45.
18880, 23029, 23844, 27107, 27979, 28451, 28633.
13275–90 vgl. S. 46, wo die Stelle übersetzt ist.
In Maddens Ausgabe Z. 2094–109, in der Auswahl-Ausgabe von J. Hall (a. a. O. vgl. Anm. 148). Z. 1812–19 (S. 63): Þenne sculle Bruttes sone bu3en to Rome, and dra3en ut Þine banes al of Þan marme[n]stane, and mid blissen heom ferien forÞ mid heom seoluen, in seoluere and in golde in to Brutlonde. Þenne sculle Bruttes anan balde iwurpen. Al pat hi biginneÞ after heore wille iwurpeÞ. penne scullen i Brutaine blissen wurÞen riue; wastmes and wederes sele after heore iwille.
Zitiert nach J. Hall (s. o.) Z. 1884 f. (S. 65).
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Schirmer, W.F. (1958). Die frühen Darstellungen des Arthurstoffes. In: Die frühen Darstellungen des Arthurstoffes. Arbeitsgemeinschaft für Forschung des Landes Nordrhein-Westfalen, vol 73. VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-322-98875-1_1
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