Zusammenfassung
Der Begriff Ausbildung knüpft an den Bildungsbegriff an. Bildung ist aber ein außerordentlich vieldeutiger und schwer faßbarer Begriff, der allgemein als „eine Verschränkung von Kultur und Individuum“3) definiert werden kann. Bildung läßt sich immer nur vom Subjekt, d. h. vom Menschen her sehen; „es geht dabei um die Entfaltung und Höherführung des Individuums. Die Spezialisierung ist dem Gedanken der Bildung fremd“3). Wirtschaftliche Sachverhalte, die das Leben weitgehend bestimmen, sind aber als Bildungsgüter anzusehen. Jede Bildung wird durch „Erziehung“ erreicht; Erziehung findet überall da statt, wo in irgendeiner Form eine Verschränkung von Kultur und Individuum erfolgt. Dieser Tatbestand ist aber im Betrieb erfüllt, weil regelmäßig ungesteuerte oder gesteuerte Erziehungsvorgänge erfolgen. Die gesteuerte Erziehung im Betrieb ist nach Abraham4) „auf bestimmte Ziele hin ausgerichtet“ und „formt den Menschen. Der Betrieb handelt in vieler Hinsicht als ein Subjekt, das den ihm als Objekt gegenüberstehenden Menschen veranlassen will, seiner geistigen Bewegung eine Richtung zu geben, die dem Betrieb genehm ist. Das Verhältnis zwischen Betrieb und Mensch wird also durch einen Tatbestand charakterisiert, der die Merkmale des Begriffes Erziehung erfüllt, sofern das Bemühen des Betriebes sittlich gerechtfertigt ist — ... Es ist jedoch nicht so, daß der Betrieb dem Menschen ein Bildungsideal vor Augen stellt, denn seine innere Ordnung wird nicht um ihrer selbst willen, d. h. um der Harmonie aller ihrer Teile willen geschaffen, sondern steht im Dienste des ökonomischen Zielstrebens“. Wegen dieser begrenzten Zielsetzung aller Erziehungsmaßnahmen im Betrieb, selbst wenn sie nicht oder nur sekundär auf die Formung der sittlichen Persönlichkeit abstellen, kann durchaus von einem begrenzten Bildungsvorgang gesprochen werden.
Access this chapter
Tax calculation will be finalised at checkout
Purchases are for personal use only
Preview
Unable to display preview. Download preview PDF.
Literatur
Kosiol, E., Das Bildungsziel der Betriebswirtschaftslehre an wissenschaftlichen Hochschulen, ZfhF, Jahrg. 1960, Heft 8, S. 448 ff.
Abraham, K., Der Betrieb als Erziehungsfaktor, 2. Aufl., Freiburg 1957, S. 17.
Kosiol, E., Das Bildungsziel der Betriebswirtschaftslehre an den wissenschaftlichen Hochschulen, a. a. O., S. 453.
Schlieper, F., Das Wesen wirtschaftsberuflicher Unterweisung, in: Kosiol, E. und Schlieper, F., Betriebsökonomisierung durch Kostenanalyse, Absatzrationalisierung und Nachwuchserziehung, Köln und Opladen 1958, S. 50.
Schlieper, F., a. a. O., S. 45.
Auf den Begriff „Fortbildung` im Sinne des Steuerrechts ist nicht eingegangen worden, weil die dadurch vorgenommene Abgrenzung für Zwecke der Besteuerung zu Ergebnissen führt, die mit den hier angestellten grundsätzlichen Überlegungen nicht auf derselben Ebene liegen.
Houston, G. C., Manager Development, Homewood/Ill. 1961, S. 5: „Manager education and development is a planned, systematic, and continued process of learning and growth designed to induce behavioral change in individuals through bringing out or cultivating their mental abilities and inherent qualities through the acquisition, understanding, and use of new knowledge, insights, and skills as they are needed for and apply to more effective performance of the work of managing.“
Zu diesem Begriff s. Giscard, P. H., La Formation et le Perfectionnement du Personnel d’Encadrement, Le Travail Humain, No. 1–2, 1958, S. 99.
Eine im Grundgedanken vergleichbare Definition des Ausbildungsbegriffes findet sich auch bei Pfaehler, A. W., Ausbildung in der Industrie, Bern und Stuttgart 1959, S. 13 ff. wonach z. B. jede Anweisung eines Meisters Ausbildungscharakter haben könnte. Für diese Untersuchung ist der Begriff jedoch soweit eingeschränkt, daß nur Einwirkungen mit einem tatsächlichen (oder beabsichtigten) Lernerfolg als Ausbildung angesehen werden.
Gutenberg, E., Unternehmensführung, Wiesbaden 1962, S. 20.
Kosiol, E., Organisation der Unternehmung, Wiesbaden 1962, S. 100.
FaBbender, S., Die Führungskräfte im Unternehmen, Veröffentlichungen des Deutschen Instituts zur Förderung des industriellen Führungsnachwuchses, Heft 1, Essen 1957.
Zum Begriff der Führung s. auch Sandig, C., Die Führung des Betriebes, Stuttgart 1953, S. 17, und Fischer, G., Die Führung von Betrieben, Stuttgart 1961, S. 11 ff.
Dieser Begriff der Führungsgruppe deckt sich mit dem in der schweizerischen Literatur verwendeten Begriff Kader. S. dazu z. B. Biäsch, H., Das Problem der Kaderschulung, Industrielle Organisation, Heft 9, Zürich 1949.
Rights and permissions
Copyright information
© 1967 Betriebswirtschaftlicher Verlag Dr. Th. Gabler GmbH, Wiesbaden
About this chapter
Cite this chapter
Schönfeld, HM. (1967). Begriffsbestimmungen. In: Die Führungsausbildung im betrieblichen Funktionsgefüge. Gabler Verlag, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-322-98794-5_3
Download citation
DOI: https://doi.org/10.1007/978-3-322-98794-5_3
Publisher Name: Gabler Verlag, Wiesbaden
Print ISBN: 978-3-322-98131-8
Online ISBN: 978-3-322-98794-5
eBook Packages: Springer Book Archive