Zusammenfassung
Kurz nach Kants Tode im Jahre 1804 hat eine Entwicklung begonnen, in der sich die Wissenschaft zuerst allmählich, später jedoch immer nachdrücklicher von allen absoluten Wahrheiten und vorgefaßten Meinungen befreit hat. Die Gesetze, die Kant als unerläßliche Voraussetzungen der Wissenschaft betrachtete und die er für nichtanalytisch hielt, haben sich nur in beschränktem Umfang als gültig erwiesen. Es hat sich herausgestellt, daß gewisse wichtige Prinzipien der klassischen Physik nur für Geschehnisse gelten, die sich in den Größenverhältnissen der Gegenstände unserer unmittelbaren Umgebung abspielen. Auf astronomischem und auf atomarem Gebiet mußten sie durch Gesetze einer neuen Physik ersetzt werden; und allein diese Tatsache beweist, daß es sich hier nicht um Gesetze handelt, die uns unser Verstand aufzwingt, sondern daß diese Gesetze aus der Erfahrung stammen. Zur Illustration dieser Auflösung des synthetischen Apriori wollen wir die Entwicklung der Geometrie verfolgen.
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© 1968 Friedr. Vieweg & Sohn GmbH, Braunschweig
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Reichenbach, H. (1968). Vom Wesen der Geometrie. In: Der Aufstieg der Wissenschaftlichen Philosophie. Wissenschaftstheorie Wissenschaft und Philosophie, vol 1. Vieweg+Teubner Verlag, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-322-98770-9_8
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DOI: https://doi.org/10.1007/978-3-322-98770-9_8
Publisher Name: Vieweg+Teubner Verlag, Wiesbaden
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