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Zusammenfassung

Darf ich, um Sie vor Enttäuschungen über die Art meiner Aussagen zu bewahren, gleich zu Anfang gestehen, daß ich mich nicht ohne Bedenken an die mir gestellte Aufgabe heranbegebe. Das Schicksal, diese merkwürdige Macht, die mit uns Deutschen nicht mehr Krieg führen, aber auch noch nicht Frieden schließen will, hat mich in ein Heide-Idyll verschlagen, in eine Landschaft, die zwar musischer Geister und Strahlungen nicht entbehrt, wohl aber anderer Voraussetzungen, die zum zünftigen Literatengetriebe gehören, und ich bin dort draußen auch kaum versucht, sie mir ins Dasein zu wünschen. Ich fürchte, ich habe weit weniger als die Mehrzahl unter Ihnen von dem gelesen, gehört oder zu Gesicht bekommen, was den Begriff der gegenwärtigen Literatur in einem wörtlichen Sinne ausmacht. Mein Verhältnis zum Schrifttum ist in mehr als einem Betracht durch Sehnsucht und Liebe bestimmt, viel eher als durch minutiöse Kenntnis des Bestehenden; d. h. ich möchte lieben, verehren und glauben dürfen, weil mich das Wesen bezwingt, nicht urteilen müssen, weil mich das Einzelne herausfordert. Und da ich auch am eigentlichen Schaffensprozeß der gegenwärtigen Literatur nur einen bescheidenen Anteil nehme, kann ich also zu Ihnen weder als bekannter Schriftsteller noch als belesener Kritiker noch als bewanderter Literaturprofessor sprechen, sonden einfach als ein Mensch, dessen Leben absichtslos in Sprache und Dichtung und Musik verflochten ist, unabdinglich allerdings, wie sich im Lauf der Jahre herausgestellt hat, und der ihr Dreigestirn liebt, der aber auch der Gegenwart nicht ausweichen möchte.

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© 1948 Springer Fachmedien Wiesbaden GmbH

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Seidelmann, K. (1948). Dichtung in der Gegenwart. In: Dichtung in der Gegenwart. Der Schatten des Todes in der Dichtung. Vieweg+Teubner Verlag, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-322-98683-2_1

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  • Publisher Name: Vieweg+Teubner Verlag, Wiesbaden

  • Print ISBN: 978-3-322-98050-2

  • Online ISBN: 978-3-322-98683-2

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