Zusammenfassung
Am Abend des einundzwanzigsten April gab das Kasseler Königspaar einen höchst prunkvollen Ball. Eine ausländische Sängerin sang wunderschön wie die Nachtigall am Sommerabend im Paradies, ja, in der Nacht vor dem Sündenfall. Karl saß nachher, während der König und seine Frau in den Kreis ihrer Gäste traten, im Nebensaal an einem Tisch mit einem Stabsoffizier, Major von Rünne, der schon seit mehreren Jahren den König begleitete. Sie konnten durch die offene Tür den König, seine Frau und ihre Umgebung beobachten. Das Königspaar stand auf einem Teppich vor der ausländischen Sängerin und bei ihnen nur noch die Prinzessin Georgette, die mit der Sängerin befreundet war, so daß sie bei ihr abstieg. Schweigend in ehrfürchtiger Bewunderung hielt sich der Kreis der übrigen Ballgäste ringsum gleich einem Wall der Treue. Die drei Frauen beim König trugen kostbare gestickte Seiden- und Schleierkleider, und vom Gürtel unter den Achseln flossen ihnen schwere, goldgestickte Sammetschleppen. Perlenketten lagen um den Nacken und über der Brust, Diamantengeschmeide blitzte um ihre Stirnen. Nur Prinzessin Georgette sah königlich aus, denn die Sängerin war für diesen schweren Aufputz zu klein und Königin Katharina, Prinzessin von Württemberg, viel zu dick. Ihr Vater, der König von Württemberg, galt für den dicksten Mann der Welt, mußte seinen Bauch im Netz tragen und konnte von vorn nur aus seiner eignen Kutsche aussteigen.
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Dieses Kapitel ist Teil des Digitalisierungsprojekts Springer Book Archives mit Publikationen, die seit den Anfängen des Verlags von 1842 erschienen sind. Der Verlag stellt mit diesem Archiv Quellen für die historische wie auch die disziplingeschichtliche Forschung zur Verfügung, die jeweils im historischen Kontext betrachtet werden müssen. Dieses Kapitel ist aus einem Buch, das in der Zeit vor 1945 erschienen ist und wird daher in seiner zeittypischen politisch-ideologischen Ausrichtung vom Verlag nicht beworben.
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© 1934 Friedr. Vieweg & Sohn A.G., Braunschweig
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Kurlbaum-Siebert, M. (1934). Glockenläuten zum Volksgebot. In: Die Echte Macht. Vieweg+Teubner Verlag, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-322-98669-6_13
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DOI: https://doi.org/10.1007/978-3-322-98669-6_13
Publisher Name: Vieweg+Teubner Verlag, Wiesbaden
Print ISBN: 978-3-322-98042-7
Online ISBN: 978-3-322-98669-6
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