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Part of the book series: Rheinisch-Westfälische Akademie der Wissenschaften ((VG,volume 176))

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Zusammenfassung

In Theorie und Struktur der Volkskirche ist die „politische Dimension“ scharf ausgeprägt und seit Jahrhunderten überaus wirksam, was schon mit der paradoxen Gründung des landesherrlichen Kirchenregiments beginnt und mit jener „cura religionis“ seitens des Landesvaters begann, die man „ius circa sacra“ nannte, die aber je länger, desto mehr in den innersten Raum der Kirche, den der Verkündigung und der Sakramente, hineingriffen. Der Beispiele sind Legion. Friedrich II. von Preußen gebot den Pastoren, daß sie über den Nutzen des Kartoffelanbaus zu predigen hätten, daher der späterhin metaphorisch gebrauchte Terminus „Kartoffelpredigten“. Am Anfang des 19. Jahrhunderts machte man in Preußen die Leitung und Verwaltung der Kirche zu einem Departement im Kultusministerium usf. D. h.: Die Kirche wird als Staatskirche zum direkten Organ und Werkzeug des Staates in Sachen Volkserziehung und Volksaufklärung; die Kirche ist moralischreligiös-pädagogische Staatsanstalt geworden, sie hat in erster Linie dafür zu sorgen, daß den Untertanen die Ethik eingeprägt wird, die für den Bestand des Staates unerläßlich ist: Gehorsam, Sparsamkeit, Fleiß, Redlichkeit — die Moral der frommen Aufklärung, seit I. Kant als preußisches Pflichtbewußtsein, absolute Korrektheit und Sauberkeit des Staatsbeamten berühmt. Dieses Ethos war groß in seiner Weise, und es machte jede Art von Korruption unmöglich.

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Literatur

  1. Vgl. H.-D. Wendland, Ethik des Neuen Testaments (Grundrisse zum NT, Bd. 4), Göttingen 1970, S. 13 ff., 16 ff., 95 ff., 122 ff. über das radikale Ethos der Bergpredigt, Haupttypen seiner Interpretation und seine Bedeutung im Verhältnis zur Ethik der christlichen Bürgerlichkeit (Pastoralbriefe).

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  2. Quellenbelege in Fülle bei Günther Brakelmann, Das Heilige Reich deutscher Nation, Evangelische Kommentare 1971, Heft 1. Hier auch theologische Beurteilungskriterien für die erstaunlichen Synthesen von Reichs- und Kaiser-Herrlichkeit bei der Reichs- und Geschichtstheologie evangelischer Herkunft, mit Bibelzitaten gerechtfertigt, nationaler Idealismus und Utopismus im Bunde mit „lutherischem“ Christentum im Glanze der Siege und der Waffen. Man meint den durch die Geschichte wehenden Mantel Gottes ergriffen zu haben, doch schon nach 48 Jahren sinkt diese ganze Herrlichkeit in Trümmer, kurz war der Wahn.

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  3. So auch vor allem in: Die sozialistische Entscheidung, Potsdam 1933, jetzt in Ges. Werke, Bd. II (Christentum und soziale Gestaltung), Stuttgart 1962, S, 219 ff.

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  4. Vgl. besonders Trutz Rendtorf, f Christentum zwischen Revolution u. Restauration, München 1970; derselbe Christentum außerhalb der Kirche, Hamburg 1969; M. Baumotte Der politische Begriff des neuzeitlichen Christentums, ZEE 1970, Heft 6, S. 321 ff. Fragwürdig dürfte allerdings die Verbindung dieser Entdeckung mit einem theologischen Neoliberalismus sein, der infolge seiner scharfen Ablehnung der Orthodoxie Karl Barths nicht mehr imstande zu sein scheint, die Substanz einer kirchlichen Dogmatik unvoreingenommen zu verstehen und zu würdigen. Hatte die Schule Karl Barths den Blick auf manche modernen ethisch-politischen und sozialethischen Probleme verstellt und die Philosophie aus der Theologie eliminiert, so begeht man heute den genau entgegengesetzten Fehler mit der Installation eines rein ethischen Christentums, das von dogmatischen Inhalten der verabscheuten „Kirchlichkeit“ chemisch gereinigt zu sein scheint.

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  5. Es sei noch einmal auf das oben zitierte Buch von W.-D. Marsch hingewiesen sowie auf den Art. „Kirchenreform“ in: Taschenlexikon Religion u. Theologie, Bd. 2, Göttingen 1970, S. 208 ff.

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  6. Vgl. das Buch von Hans Gerhard Fischer, Kirche und Demokratie seit 1945, Lübeck 1970; Theodor Strohm, Evangelische Kirche und demokratischer Sozialismus, München 1970.

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  7. Im Anschluß an Karl Mannheim; vgl. „Einführung in die Sozialethik“ (Sammlung Göschen Bd. 4203), 2. Aufl., Berlin 1971, S. 78 ff.; vgl. „Die Kirche in der revolutionären Gesellschaft”, 2. Aufl., Gütersloh 1968, S. 50 ff., 99 ff.

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  8. Siehe auch H.-D. Wendland Eschaton und Futurum, in: Christsein in einer pluralistischen Gesellschaft (Festschrift W. Künneth), hg. von H. Schulze und H. Schwarz, Hamburg 1970, S. 392 ff.

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© 1971 Westdeutscher Verlag GmbH, Opladen

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Wendland, HD. (1971). Die politische Funktion und Wirkung der Volkskirche. In: Die Krisis der Volkskirche — Zerfall oder Gestaltwandel?. Rheinisch-Westfälische Akademie der Wissenschaften, vol 176. VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-322-98613-9_6

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  • DOI: https://doi.org/10.1007/978-3-322-98613-9_6

  • Publisher Name: VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden

  • Print ISBN: 978-3-322-98614-6

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