Zusammenfassung
Unsere Ausführungen sind als Versuch zu werten, der Politikwissenschaft eine Perspektive aufzuzeigen, die geeignet sein könnte, ein größeres Maß an theoretischer Klarheit und damit eine theoretisch besser abgesicherte Ausgangsposition für empirische Untersuchungen des politischen Verhaltens zu schaffen. Mit der Bestimmung des homo politicus und seines Verhaltens als eines politischen Identitätsverhaltens sollte versucht werden, den Schnittpunkt von Mensch und Politik zu erörtern und darzustellen, ohne in eine allzu realistische Interpretation der Bedingungen menschlicher Existenz zu verfallen, ohne der Gefahr zu erliegen, eine — notwendigerweise dilettantische — Anthropologie anzubieten, die nicht in den Bereich der Politikwissenschaft gehört und vor ihr gar nicht mit ihren Fragestellungen und Methoden in gültiger Weise erarbeitet werden kann. Das bedeutet jedoch nicht, anthropologische Erörterungen und Untersuchungen seien für die Politikwissenschaft bedeutungslos. Im Gegenteil, weil die Politik kein sich selbst initiierender und erhaltender Mechanismus ist, sondern von Menschen gemacht wird, muß die Politikwissenschaft mit dem Menschen rechnen. Daher ist es für die Politikwissenschaft unerläßlich, will sie gültige Aussagen zum politischen Verhalten des Menschen machen, anthropologische Aussagen als Grundannahmen, als eine Art von Axiomen für eine theoretische Klärung politisch bedeutsamen Verhaltens vorauszusetzen. Diese anthropologischen Annahmen kann die Politikwissenschaft als Ergebnis von der Anthropologie übernehmen, sie kann aber auch auf Grund von Beobachtung und Erfahrung selbst eine Anthropologie entwickeln. Diese Anthropologie muß jedoch aus der Sicht der politischen Theorie zu den vortheoretischen Überlegungen gezählt werden. Entsprechendes gilt von einer politischen Psychologie.
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Bußhoff, H. (1970). Schlußbemerkungen. In: Zu einer Theorie der politischen Identität. VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-322-98605-4_15
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DOI: https://doi.org/10.1007/978-3-322-98605-4_15
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