Zusammenfassung
Ein Übergang zum englischen System würde die institutionelle Sicherung der Alleinregierung einer Partei bedeuten. Das darf aber nicht mit der Verankerung einer ÖVP-„Alleinherrschaft“ gleichgesetzt werden. Die Eigenart des parlamentarischen Systems besteht nämlich gerade darin, daß zwei potentielle Regierungen sich zur Wahl stellen und eine davon die Zustimmung der Wähler erhält. Die unterlegene „Mannschaft“ kann sich bis zur nächsten Wahl personell und programmatisch so umstellen, daß sie dann an die Stelle der in der Regierungsverantwortung„verbrauchten“, vorher siegreichen Partei treten kann („alternierendes Regierungssystem“) (1).
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Anmerkungen
Für die Darstellung der Grundlagen parlamentarischer Regierungsweise s. Bagehot, W., “Constitution... ”, a. a. O., S. 1–29; Loewenstein, K., “Verfassungslehre”, a. a. O., S. 84–86 und Hermens, F.A., “Verfassungslehre”, a. a. 0., S. 229–231, 235–254.
Zum Begriff s. Hermens, F. A. /Unkelbach, H. , “Die Wissenschaft und das Wahlrecht”, in: PVS, VIII (1967) 1, S. 12 f.
S. d. Hermens, F. A. , “Anarchie ... ”, a. a. O. , S. 71 ff. und Unkelbach, H. , “Grundlagen der Wahlsystematik. Stabilitätsbedingungen der parlamentarischen Demokratie”, Göttingen 1956, S. 51 ff.
Für die methodischen Grundlagen dieser Überlegungen s. Geismann, G., “Struktur... ”, a. a. O., S. 160–178 und S. 265–286; Wildenmann, R. /Kaltefleiter, W. / Schleth, U., “Auswirkungen... ”, a. a. O., S. 74–79, 95–102; Jäckel, H. /Rass, H. H., “Die Mehrheitswahl–und was dann? ”, in: Der Monat, XVII (1965) 204, S. 24–34; Jäckel, H., “Die Auswirkungen einer Wahlrechtsreform. Methodische Bemerkungen zur Analyse von Wahlsystemen”, in: PVS, VII (1966) 4, S. 537555 und Wildenmann, R. /Kaltefleiter, W., “Voraussetzungen zur Erörterung der Auswirkungen von Wahlsystemen. Eine Entgegnung”, in: PVS, Eine Entgegnung“, in: (1966) 4, S. 556–573.
Der Begriff kann hier sowohl quantitativ (viele Parteien) als auch qualitativ (Regierungsbildung nach den Wahlen) gefaßt werden, s. d. Rabeneick, M. , “Die Konzentration des Parteiensystems der BRD untersucht am Beispiel der Wandlungen der politischenund sozioökonomischen Struktur des Kreises Böblingen (Württemberg)”, Diplomarbeit, Köln 1966/67, S. 31 f.
Diese Annahme erscheint realistisch, wenn man das Verhalten der KPÖ-Wähler in den Bundespräsidentenwahlen und in den Nationalratswahlen 1966 berücksichtigt. Im Jahre 1966 stimmten die KPÖ-Wähler etwa in dieser Weise ab. Vgl. oben S. 137.
Diese Annahme erscheint im Hinblick auf das Verhalten der FPÖ-Wähler in den Bundespräsidentenwahlen 1951, 1957 und 1965 sowie die Aussichtslosigkeit einer FPÖ-Alleinkandidatur realistisch. Vgl. oben S. 107 f.
So Gehmacher, E., “Antwort an Norbert Leser”, in: FORVM, XII (1965) 136, S. 179. Zur grundsätzlichen Kritik dieser Ansicht, d. h. zum Problem der sogenannten “Tyrannei der Mehrheit”, s. Hermens, F. A. , “Verfassungslehre”, a. a. 0., S. 192–203.
Für die Überlegungen zur Kandidatenaufstellung für die Bundespräsidentenwahl 1965 s. Vorhofer, K., “Innenpolitik von innen”, in: FORVM, XII (1965) 135, S. 110 f.
S. d. Selber, K. /Steinbach, G., “Der Weg heraus”, in: Die Zukunft, (1966) 11, S. 18.
Bundeswahlgesetz v. 7. Mai 1956 (BGBl. I, S. 383).
Für einige Beispiele s. Kaufmann, K. /Kohl, H. /Molt, P., “Die Auswahl der Bundestagskandidaten 1957 in zwei Bundesländern”, Köln-Berlin 1961, S. 69–80, 101, 162 f.
Mit einem solchen Argument tritt D. Rollmann einer Einführung der Mehrheitswahl in der Bundesrepublik Deutschland entgegen. (“Wider das Mehrheitswahlrecht”, in: Die Zeit v. 6. August 1965, S. 5 ).
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Naßmacher, KH. (1968). Das englische Modell. In: Das österreichische Regierungssystem Große Koalition oder alternierende Regierung?. Demokratie und Frieden, vol 8. VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-322-98564-4_9
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