Zusammenfassung
Es wurde bereits darauf hingewiesen, warum man zweckmäßigerweise die Nominierung des Kandidaten als den Beginn des Wahlkampfes im Wahlkreis ansieht. So unterschiedlich nun dieser Termin bei den einzelnen Parteien lag, so unterschiedlich schien auch die Bedeutung zu sein, die man dem lokalen Kampf beimaß. Während SPD und CDU schon im November 1960 bzw. im Januar 1961 diesen Teil der Vorbereitungen abgeschlossen hatten, kam es bei der FDP erst im Juni zur endgültigen Nominierung. Bis Anfang Juli standen auch alle Kandidaten der Splitterparteien fest.
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Anmerkungen
Vgl. »Vorwärts« Nr. 52 vom 23. 12. 1960. Zusätzlich wurden im Wahlkreis Heidelberg 10 000 Sonderdrucke dieses Beitrags verteilt.
Vgl. Vorwärts-Sonderdruck, hier auch die folgenden Zitate dieses Abschnitts.
So der Parteisekretär am 19. 5. 1961 zu den Beobachtern.
Als »Eigentor« wurde von der CDU seine Unterschrift auf dem Antrag der SPD-Fraktion im Stuttgarter Landtag, im benachbarten Mannheim evtl. eine neue Universität zu schaffen, angesehen (vgl. auch S. 268). Zum Briefwechsel mit Wahl vgl. S. 265.
Diesem Komitee gehörten die Kreisvorsitzenden der Stadt (= Kandidat) und des Landes, deren beide Stellvertreter, je fünf Mitglieder der beiden Kreisverbände und der Kreisgeschäftsführer an.
Der Vortrag Deists erweckte bei Möller den Wunsch, sich durch eine ähnliche Veranstaltung in der Universität bekannt zu machen. Er ließ deshalb schon im Februar das Collegium Academicum wissen, er sei bereit, einen Vortrag zu halten. Dieser Plan scheiterte aber an technischen Gründen. Als Möller dann im Juni auf einer Veranstaltung des SHB sprach, dürften seine Erwartungen insofern etwas enttäuscht worden sein, als kein Ordinarius und auch sonst kaum ein Mitglied des Lehrkörpers der Universität anwesend war.
Er geht dabei auf eine ganze Reihe aktueller Gesetzesvorlagen ein, besonders auf das Fernsehurteil. Der Tenor seiner späteren Wahlkampfreden bildet sich bereits heraus: »Adenauer ist noch immer der beste Mann«, »der Alte war großartig«.
Vgl. darüber »Rhein-Neckar-Zeitung«, 17. Jahrgang, 1961, Ausgaben vom 28./29. 1., 3. 2., 6. 2., 8. 2., 9. 2., 20. 3., 4. 5.
Die Versammlung vom 2. 6. in Dielheim.
Auch seine Rede enthält schon die Grundzüge der späteren Ansprachen während des Wahlkampfes.
Bereits am 7. 6. kündigt das »Heidelberger Tageblatt« an, Möller werde als »Vorsitzender des baden-württembergischen Finanzausschusses« kommen. Zunächst trifft er in Schwanheim die Bürgermeister von fünf Odenwaldgemeinden und läßt sich deren besondere Kümmernisse vortragen und lädt sie anschließend zum Mittagessen ein. Die Tatsache, daß Möller der Wahlkreiskandidat der SPD ist, wird dabei mit keinem Wort erwähnt. In Eberbach besucht er das Zweigwerk von BBC, im Steinachtal Schönau und Altneudorf, und am Abend spricht er in Heiligkreuzsteinach auf einer Versammlung »über aktuelle politische Tagesfragen«, einige Tage später in Dossenheim und Sandhausen.
»Heidelberger Tageblatt« vom 3./4. 6. 1961 und »FWV-Rathaus-Infor-mation«, Juli 1961.
Eine ähnliche Einladung spricht die Junge Union Anfang August nach Frankfurt aus.
Einen regulären Geschäftsführer stellt die CDU erst ein ganzes Jahr später wieder ein.
Dort hält unter anderem der Chefredakteur der einen Heidelberger Lokalzeitung ein Referat zur außenpolitischen Lage. Nach den Worten des Landesvorsitzenden der Jungen Union ging es bei diesem Seminar darum, »Argumente zu sammeln, um den Wahlkampf durchzustehen«.
So die Formulierung Möllers in seinem am 18. 7. veröffentlichten Offenen Brief. — Vgl. auch RNZ vom 12. 7., 24. 7., 31. 8.
Die CDU-Rundbriefe wie auch andere vertrauliche Informationen, die den Beobachtern entgegenkommenderweise vollständig überlassen wurden, werden hier und im folgenden beispielhaft besonders ausführlich zitiert.
17a Diese Formulierungen hatten ein gerichtliches Nachspiel, als dessen Ergebnis ihr Verfasser am 12. August 1964 in den beiden Heidelberger Lokalzeitungen eine »Ehrenerklärung« abgeben mußte. Darin heißt es unter anderem: »... Sowohl die Broschüre als auch das Rundschreiben enthalten eine Vielzahl von ehrenrührigen Behauptungen über den Regierenden Bürgermeister von Berlin, Willy Brandt, der deswegen gegen mich Strafantrag gestellt hat.
. . nehme ich die in dem von mir verfaßten Rundschreiben enthaltenen diffamierenden Äußerungen ... als unwahr mit dem Ausdruck des Bedauerns zurück.«
Der Verfasser verpflichtet sich, einen Buße von 500,- DM an die Arbei-terwohfahrt zu zahlen und sämtliche Kosten des eingeleiteten Strafverfahrens sowie der Veröffentlichung dieser Erklärung zu tragen.
Es ging der CDU dabei weniger um den Bericht, der an einem der dar-auffolgenden Tage in der Presse zu lesen sein würde, als vielmehr um eine allgemeine Verbesserung des Verhältnisses zur lokalen Presse.
»Heidelberger Tageblatt« vom 5. 7. 1961.
Hierzu im einzelnen ausführlich: Wahlversammlungen und Wähler (S. 387 ff.), Plakate und Anzeigen, Briefe und Wahlzeitungen (S. 309 ff.) sowie Zeitungen, Rundfunk und Fernsehen (S. 344 ff.).
Die Zählung stützt sich auf die Angaben der Parteigeschäftsstellen, die Ankündigungen in der Presse und auf eigene Beobachtungen. — Über die Splitterparteien vgl. S. 291 ff.
Das widerspricht der Ansicht von Theoretikern, ja Apologeten der »Öffentlichen Meinung« wie Gerhard Schmidtchen, dem Parteiversammlungen wie ein »Relikt« jener Zeit vorkommen, da die politische Kunst im wesentlichen in der Redekunst bestand: In ihnen werden meist nur einige ohnehin sichere Anhänger in ihrer Haltung bestärkt. Die reale Funktion der Parteiversammlungen liegt vornehmlich in der Paroleausgabe für die Getreuen. Eine Bevölkerung kann man auf diesem Weg jedenfalls nicht maßgeblich beeinflussen. (G. S., Die befragte Nation, Freiburg 1959, S. 254.) — Diese Studie kommt zu einer etwas anderen Auffassung (vgl. S. 275).
Vgl. S. 291 ff.
Ausgelassen wurden nur einige kleine Weiler wie der Dilsberger Hof und Rainbach, der zu Horrenberg gehörende Unter- und Oberhof, Gaimühle, Lingenthal, Kloster Lobenfeld (wo aber wohl niemand eine eigene Versammlung erwartet hat), der sehr abgelegene Neckarhäuserhof und der Schwabenheimer Hof.
Nach Auskunft des Geschäftsführers gelang es ihm in Horrenberg und Maisch zunächst nicht, einen Versammlungsraum zu mieten. Es erscheint aber unwahrscheinlich, daß dieser örtliche Widerstand bei wiederholten Versuchen und mit Hilfe Möllers und des im Landkreis wohnenden SPD-Landtagsabgeordneten nicht zu brechen gewesen wäre.
Diese Begründung deckt sich allerdings nicht mit ihren tatsächlichen Wahlerfolgen in diesen Gemeinden.
In Altenbach, Haag, Lampenhain, Moosbrunn, Rockenau, wo die CDU entgegen dem allgemeinen Trend 1957 die für sie abgegebene Zahl der gültigen Stimmen nicht vermehren konnte, war in diesem Wahlkampf keine gesteigerte Aktivität dieser Partei zu erkennen; allenfalls für Walldorf, wo der Anteil der gültigen Stimmen von 1953 auf 1957 deutlich rückläufig gewesen war, könnte man anführen, daß Bundesschatzminister Wilhelmi und Prof. Hahn in einer gut besuchten Versammlung sprachen, die aber ein neues merkliches Absinken der CDU nicht verhindern konnte. — Die SPD entwickelte gerade in ihren Hochburgen besondere Initiative: in Altneudorf, Eppelheim, Kirchheim, Leimen und Schönau sprach der Kandidat selber. Das Steinachtal war ohnehin des Parteisekretärs liebstes Kind.
Die FDP besuchte z. B. Friedrichsdorf, Eppelheim und Rockenau nicht -Gemeinden, in denen sie offensichtlich keine schlechteren Chancen hatte als beispielsweise in Ziegelhausen, wo sie eine Wahlversammlung vorsah, während für Baiertal und Mönchzell gesprochen haben mag, daß sie in diesen Gemeinden bei den ersten Bundestagswahlen recht beachtlich abgeschnitten hatte, später aber Verluste erlitt.
Nicht nur seine berufliche Tätigkeit, auch seine zahlreichen Verpflichtungen als Mitglied der SPD-Mannschaft zwangen ihn zu sehr häufiger Abwesenheit von Heidelberg bzw. Karlsruhe.
Das Karnevalslied: »Wer immer irrt, dem traut man nicht, und wenn er noch so viel verspricht; denn man wird das Gefühl nicht los: wer viel verspricht, verspricht sich bloß.« »Die SPD sprach immerzu nur das Gegenteil der CDU. Jetzt tut sie allerwärts, als war’ das Ganze nur ein Scherz.» Das Nein der SPD:
»1952: Sind Sie für einen deutschen Verteidigungsbeitrag? — nein!
1955: Sind Sie für die Pariser Verträge? — nein!
1956: Sind Sie für eine allgemeine Wehrpflicht? — nein!
1957: Sind Sie für den Gemeinsamen Markt? — nein!
1958: Sind Sie für eine Ausrüstung der Bundeswehr mit modernen Waffen? — nein!
1959: Sind Sie für die Steuerreform? — nein!
1961: Dann haben Sie also gegen die Politik der Bundesregierung nichts einzuwenden? — nei — ein -« schallendes Gelächter.
Macky Messer: »Am Parteitisch macht man Pläne, und man trägt sie an das Licht. Doch dahinter steht der Wehner, und den Wehner sieht man nicht.»
Wie solche Ankündigungen wirken konnten, illustriert die Bemerkung eines Schattenhausener Bürgers: »Mir hawwe grad beim Esse gsesse, da
is so’n Wooche vorbeigfahre, da haw ich gsacht: ›Is da der Goebbels oder der Hitler drin?‹«
Zunächst wurde verkündet, Brandt habe sich in Stuttgart verspätet; dann versetzte die Mitteilung, Brandts Maschine habe einen Schaden erlitten, die Wartenden in Unruhe; schließlich wurde das Ausbleiben mit der Zuspitzung der politischen Situation begründet.
Das Argument der Rhein-Neckar-Zeitung, der Bericht über die Mannheimer Versammlung Adenauers sei in der Mannheimer Ausgabe der RNZ erschienen, wurde vom CDU-Geschäftsführer wegen deren geringer Auflage als lächerlich bezeichnet.
Vgl. unten S. 347.
Vgl. unten S. 361 ff.
Ein CDU-Mitglied berichtet, 37 solcher Gespräche geführt zu haben; zehn Gesprächspartner hätten versichert, ihrerseits je zehn Bekannte anzurufen. Ein anderes Mitglied schrieb mehrere Dutzend persönlicher Werbe-Briefe.
So wörtlich ein Mitglied der Wahlkampfleitung am 25. 8. zu den Beobachtern.
Man hatte sich die beiden abgelegenen Gemeinden Brombach und Heddes-bach ausgesucht; ein Wahlstratege wollte wissen, hier werde stets die Partei gewählt, die das letzte Wort im Wahlkampf spräche. Diese Voraussage wurde allerdings durch das Ergebnis des nächsten Tages alles andere als bestätigt, obwohl die Versammlungen sehr gut besucht waren und es zu heftigen Diskussionen kam.
Vgl. oben S. 260.
Für die DFU ging er beispielsweise in Erfüllung, als ihr Kandidat während des Eberbacher Forums eine heftige Kontroverse mit Alex Möller provozieren konnte.
Ihr Hauptstützpunkt in Baden-Württemberg war die südbadische Gegend um Freiburg; vgl. Kaufmann-Kohl-Molt, a. a. O., S. 142.
Vgl. hierzu und überhaupt zur Vorgeschichte des BHE Engelberta Boos, Die wirtschaftliche und soziale Eingliederung von Heimatvertriebenen in die Altstadt Heidelberg, Heidelberger phil. Diss., 1958.
Am 3. Steptember in Schönau.
So in einem Brief des Vorsitzenden Heidelberg-Stadt an die Beobachter vom 21. 5. 1962.
In Pleutersbach selbst entfielen 78 von 165 Stimmen auf diesen Sohn des Ortes; in den Nachbargemeinden Schwanheim, Haag, Schönbrunn und Waldwimmersbach wurden ebenfalls die meisten Stimmen für den SRP-Kandidaten abgegeben. In Moosbrunn, einer besonders bäuerlichen Gemeinde, war zwar die Wahlbeteiligung mit 56,3% recht schwach; wer aber zur Urne kam, wählte mit wenigen Ausnahmen Rupp. Aber auch in Heddesbach (dort erreichte die Wahlbeteiligung mit 22,6% einen neuen Tiefstand), Rockenau, Waldhilsbach und Friedrichsdorf fand Rupp sehr viele Anhänger. Erstaunlich ist, daß es ihm auch in Eberbach gelang, fast ein Viertel der gültigen Stimmen auf sich zu vereinigen; doch dürfte sich hier weniger der Beruf und die persönliche Bekanntheit des Kandidaten ausgewirkt haben als die verwurzelte nationalsozialistische Tradition. — Über Rupps Wahlerfolg als Kandidat der DNS vgl. oben S. 180 ff.
Beschlossen auf dem Außerordentlichen Parteitag in Oldenburg am 17. 6. 1961 und veröffentlicht in einem Sonderdruck des sonst wöchentlich erscheinenden »Reichsruf«.
Vgl. hierzu und zum folgenden: Hund, Der Gesamtdeutsche Block/BHE, Heidelberger phil. Diss. 1955; hier besonders die Ausführungen über die Vorgeschichte.
Vgl. Hund, a. a. O., S. 5.
Der Heidelberger Geschäftsführer nannte dies einen »unglücklichen Zufall«, ließ aber offen, ob sich diese Bemerkung auf den Geburtstag Hitlers oder auf das Gründungsdatum der SED beziehen sollte.
Keine von diesen Parteien verfügte über eine Geschäftsstelle, ein eigenes Telefon usw. oder über ein Auto oder gar einen Lautsprecherwagen.
So das Stuttgarter Manifest vom 17. Dezember 1960.
Eine Glosse der »Rhein-Neckar-Zeitung« vom 7. 8. 1961 (»Wahlkampf-Modefarben«) charakterisiert treffend das Bild der ersten August-Tage: »... Im September ist Wahl. Aber schon heute wird geworben. Geworben: Denn Wahl->kampf< kann man dieses Spiel mit farbigen Plakaten nicht nennen. Die Köpfe, die sich auf den Plakaten präsentieren, tragen nicht die Züge von Kämpfern . . . Auch die Farben vermitteln nicht den Eindruck eines allzu harten Kampfes. Weinrot, zartblau, lindgelb grüßen die Plakate. Vielleicht in den Modefarben der Saison? . . . Behutsam, bedächtig, mit Samthandschuhen und einer leichten Verbeugung wird geworben. Alles, was aufreizen könnte, verkrampfte Gesichter, knalliges Rot, ist vermieden. Gediegenheit und Qualität strahlen die Plakate aus.«
Man vergleiche beispielsweise die Darstellung bei Hirsch-Weber (a. a. O., S. 76 ff.) mit jener bei Kitzinger (a. a. O. passim) und dem Straßenbild der Sommermonate des Jahres 1961.
Vgl. Kitzinger, a. a. O., S. 79 f.
FAZ vom 28. 8. 1961 : »Die Masse besteht aus Leuten.«
Kitzinger, a. a. O., S. 79.
Auch für diesen Text gab es ein fast identisches Vorbild im Wahlkampf von 1957: »Moskau befiehlt: ›Stürzt Adenauer!‹ Nun erst recht — CDU.«
Trotzdem schreibt Horst Reimann, Wahlplakate, Anhang zur »Ruperto-Carola«, XIII. Jg., Bd. 30, 1961, S. 37, daß der »siegreiche Slogan ›keine Experimente‹ einst schon vom Zentrum kreiert. . . 1961 nur wenig von seiner Zugkraft eingebüßt, genaugenommen als Ausdruck der Beharrung und Sicherung sogar den ganzen Wahlkampf in seinen Bann gezogen« hatte. Zumindest, was den Wahlkampf auf den Plakaten betrifft, wird man ihm zustimmen müssen.
Reimann, a. a. O., S. 32.
Die SPD hatte zwar in ihre Regierungsmannschaft eine Frau aufgenommen, im Wahlkreis Heidelberg aber wurde ihr Bild nicht plakatiert.
Eine solche Beschwörung des »Geistes der Großen« war übrigens keine neue Idee dieses Wahlkampfes; schon in der Weimarer Republik dienten Bismarck und Hindenburg der Deutschen Volkspartei als Hintergrund für Stresemann; vgl. Reimann, a. a. O., S. 37.
Reimann, a. a. O., bes. S. 32.
In beiden Blättern zusammen erscheint diese Anzeige in den beiden Wochen vor der Wahl über 5omal.
SPD-Jahrbuch, 1960/61, S. 311.
ebda., S. 310.
Vgl. oben S. 322.
Vgl. oben S. 176–188, bes. S. 178 f.
Hieß es doch z.B. im Hirtenbrief von 1953: »In deutschen Ländern aber, die von sozialistischen, liberalistischen Mehrheiten regiert werden, macht man sich häufig einer Intoleranz gegenüber den Christen und ihren Gewissensfragen schuldig, die unglaublich erscheinen möchte, wenn sie nicht Wirklichkeit wäre, und die den inneren Frieden unseres Volkes aufs höchste gefährdet.« — Kitzinger meint, der Hirtenbrief von 1957 sei bereits »viel allgemeiner gehalten« gewesen (a. a. O., S. 148).
Gespräch zwischen dem Vorsitzenden der SPD-Betriebsgruppen im Stadt-und Landkreis Heidelberg und einem Mitglied der Beobachtergruppe am 3. 10. 1961.
Stephanie Münke, a. a. O., S. 144.
Beide Heidelberger Zeitungen haben den Leitartikel wohl deswegen auch auf die zweite Seite gestellt.
Schon die Frage, wieviel Zeitungen, Zeitschriften, Illustrierte täglich von der Bevölkerung des Wahlkreises gekauft werden, wäre nur durch eine Spezialstudie zu klären; wieviele Personen aber diese Zeitungen dann auch lesen oder gar, welche Folgerungen sie daraus ziehen, übersteigt auf jeden Fall diesen Zusammenhang.
W. Stamm, Leitfaden für Presse und Werbung, Essen 1958, und nach Angaben der Zeitungen selber.
In die Stadt Heidelberg selbst werden etwa 25 000 Exemplare geliefert, in den Landkreis — den Raum Wiesloch ausgenommen — etwa 12 000 Exemplare, nach Wiesloch und Umgebung etwa 4500.
In der Stadt Heidelberg etwa 8700, im Wieslocher Raum 2500, im übrigen Kreisgebiet etwa 3700.
Vgl. die Leseranalyse des Bundesverbandes Deutscher Zeitungsverleger 1960/61, »Die täglichen Millionen«, Teil C., S. 5.
Münke, a. a. O., S. 142.
Vgl. S. 34 ff.
Entstanden aus dem Zusammenschluß des 1862 gegründeten »Heidelberger Anzeigers« und der 1858 gegründeten »Heidelberger Zeitung«.
Vgl. dazu Kaufmann, a. a. O., S. 188 f.
Die Beobachtung erstreckt sich auf den Zeitraum vom 1. Juli bis zum 16. September 1961.
Die Zuordnung der Schlagzeilen zu bestimmten Themengruppen ist selbstverständlich in einzelnen Fällen zweifelhaft: Sind Willenserklärungen des Bundestages oder eine Kontroverse zwischen Adenauer und Brandt, selbst wenn sie außenpolitischen Fragen gelten, nur oder hauptsächlich Außenpolitik oder, zumal während des Wahlkampfes, auch oder fast ebenso Innenpolitik? Hier wurden solche Schlagzeilen unbeschadet ihres innenpolitischen Hintergrundes, zur Außenpolitik gerechnet. Das gleiche gilt für Aktionen verbündeter oder anderer Mächte, selbst wenn sie innenpolitische Folgen gehabt haben. Dagegen wurden alle Aktionen, die mit der Berlin- und Deutschland-Frage zusammenhängen, zunächst zur Innenpolitik gerechnet, es sei denn, es handelte sich um Noten oder andere diplomatische Aktionen der Siegermächte des zweiten Weltkrieges unter sich.
»Gemeinsam« soll heißen: nicht nur dasselbe Ereignis betreffend, sondern auch in der Formulierung mindestens ähnlich.
Vgl. oben S. 286 f.
Auch die erwähnte Veröffentlichung »Die Zeitungsleser 1960/61«, hrsg. vom Bundesverband Deutscher Zeitungsverleger, Bad Godesberg 1961, gibt darüber keine Auskunft. Immerhin interessieren sich danach die Leser regionaler Tageszeitungen für »politische Berichte« mehr als z. B. für den Wirtschaftsteil, Sport oder den Roman, weniger allerdings als für den lokalen Teil. Das Interesse der Männer ist freilich wesentlich höher, während bei den Frauen Roman und Anzeigenteil noch vor ihrem Interesse an den politischen Berichten rangieren. — Alle der genannten Untersuchung entnommenen Ergebnisse sind mit dem Vorbehalt zu betrachten, daß die Unterscheidung zwischen »regionalen« und »nationalen Kaufzeitungen« nicht präzis getroffen wurde. Die Anmerkung: »Der in diesem Heft immer wieder vorkommende Begriff regionale Tageszeitung< bezieht sich auf die Tageszeitungen mit einem geschlossenen Verbreitungsgebiet« klärt nicht, von welcher Größe dieses Hauptverbreitungsgebiet ist und unter welchen Begriff jene Zeitungen subsummiert werden, die teils als »Zeitung für Deutschland« erscheinen, aber auch lokale Ausgaben haben.
Beispielsweise wurde Möllers Vortrag vor dem SHB vom Tageblatt in 117 Zeilen, von der RNZ in 82 beschrieben; bei der Versammlung in Sandhausen war das Verhältnis 105 : 60, in Leimen 180 : 102. Man muß sich allerdings hüten, diesen Zeilenangaben mehr Gewicht beizumessen, als sie verdienen. Die Beobachter konnten an anderen Beispielen testen, von welchen Zufälligkeiten u. U. Länge und Inhalt der Berichte in den Lokalteilen beider Zeitungen abhängen können.
So wird er in einem Bericht über seine Versammlung in Leimen Anfang März vorgestellt: »Der Generaldirektor der Karlsruher Lebensversiche-rungs-A.G. und Vorsitzende der SPD-Landtagsfraktion, Dr. Alex Möller. Der bekannte Finanzexperte und profilierte Politiker . . .«, und in dem Artikel über Möllers Rede in der Universität Mitte Juni heißt es: ». . . war Dr. h. c Dr. Ing. e. h. Alex Möller, Generaldirektor der Karlsruher Lebensversicherungs-A.G. und Vorsitzender der SPD-Fraktion im Stuttgarter Landtag, nach Heidelberg gekommen . . .«
Vgl. hierzu auch die Eindrücke der Beobachter, oben S. 282 ff.
Vgl. oben S. 16.
Hirsch-Weber/Schütz, a. a. O., S. 76. — In der ersten Wahlstudie des Berliner Instituts — der häufig zitierten Arbeit von Stephanie Münke -wurde darauf hingewiesen, daß der »gewaltige Einfluß, den der Rundfunk auf die Meinungsbildung der Bevölkerung ausübt«, auch in der Wahlzeit nur über das Medium des »Unpolitischen« zur Geltung gekommen sei; »Untersuchungen darüber, wie weit der ›neutrale‹ Rundfunk auf solchen Umwegen die politischen Entscheidungen der Staatsbürger lenkt und gestaltet, fehlen vollständig« (S. 152). Diese Feststellung dürfte auch heute noch gelten.
Die Frage, was eigentlich die politische Willensbildung des Lesers, Hörers oder Sehers beeinflußt, konnte auch bei der Betrachtung der Zeitungen nur gestellt werden; vgl. oben S. 346. 100 Kitzinger, a. a. O., S. 223 und 224. Allerdings ist zu berücksichtigen, daß in den letzten fünf Jahren die Zahl der Fernsehapparate erheblich zugenommen hat, von 900 000 zur Zeit des Wahlkampfes von 1957 auf etwa 7 Millionen bis Ende 1962.
So Dr. Eberhard Klumpp, Persönlicher Referent des Intendanten des Süddeutschen Rundfunks, in einem Brief an die Verfasser vom 23. 10. 1961.
Vgl. Kitzinger, a. a. O., S. 224.
Vgl. oben S. 390.
Zeitschrift f. Politik, 1960, S. 384.
Kitzinger empfiehlt diese Beschränkung: »Je weiter man sich von der Schätzung der eigenen Geldausgaben der Parteien entfernt, desto weniger besagen die erreichten Endziffern«, a. a. O., S. 383.
Kitzinger, a. a. O., S. 390. Vgl. zum ganzen Problem auch den Aufsatz von Rupert Breitling, »Das Geld in der deutschen Parteipolitik«, in PVS, 2. Jg., 4. Heft, 1961.
Kitzinger, a. a. O., S. 390 f.
Vgl. Kitzinger, a. a. O., S. 384.
Vgl. S. 314 f. und S. 326, S. 330.
Selbst dann, wenn es zutrifft, daß nur die reinen Materialkosten anfielen, weil die Anfertigung von einer Betriebsgruppe der Karlsruher Lebensversicherung in ihrer Freizeit und von Heidelberger Jungsozialisten besorgt wurde.
In dieser Summe sind nur die realen Ausgaben für den Wahlkampf von 1961 enthalten, nicht aber Beträge, wie sie beispielsweise von der CDU zur Deckung alter Schulden abgezweigt wurden.
Seinen »eigentlichen« Plan will der Heidelberger Hauptverantwortliche verwirklicht haben. Daß die im »Vorwärts« entwickelten Ziele und Methoden tatsächlich nicht für bare Münze zu nehmen waren, geht beispielsweise auch daraus hervor, daß die dort präsentierte »Mannschaft« Möllers als solche nie in Aktion trat. Die genannten Personen griffen nicht einmal alle als Redner in den Wahlkampf ein, einige gar nicht, wie der Heidelberger Oberbürgermeister und die Kandidatin der vorhergehenden Wahlen.
Hirsch-Weber/Schütz, a. a. O., S. 7 f.
Jürgen Habernas, »Relexionen über den Begriff der politischen Bildung«, in: Student und Politik, Neuwied 1961, S. 15.
ebda., S. 50.
Vgl. die in der Einleitung genannten Titel, bes. die vorhergehende Arbeiten und Umfrage-Ergebnisse auswertende wahlsoziologische Studie von Erwin Faul.
Unter den neuesten noch berücksichtigten Materialien sind die Ergebnisse der EMNID-Untersuchungen während und nach der Legislaturperiode des 3. deutschen Bundestags von Nutzen: »Der Prozeß der Meinungsbildung«, Bielefeld 1962.
Die Angaben stützen sich vor allem auf Protokolle über etwa 125 während der letzten Phase des Wahlkampfes von den Beobachtern besuchte Wahlversammlungen; das waren knapp die Hälfte aller während dieser Zeit im Wahlkreis abgehaltenen Versammlungen (die Versammlungen aller Parteien wurden relativ gleichmäßig jeweils zur Hälfte besucht).
Dabei entfielen auf die 116 Versammlungen der CDU etwa 11 600 Besucher, auf die 54 Versammlungen der SPD etwa 7550, auf die 44 Versammlungen der FDP etwa 2800, auf die insgesamt 46 Versammlungen der Splitterparteien etwa 1700; bei den beiden gemeinsamen Foren wurden 360 Besucher gezählt.
»Prozeß der Meinungsbildung«, S. 95 f. — Zu demselben Ergebnis kam Frau Noelle-Neumann, die Leiterin des Instituts für Demoskopie in Aliensbach, in einem vor dem Heidelberger Forschungsseminar Prof. Sternbergers am 19. Januar 1962 gehaltenen Referat.
Die 49% CDU-Anhänger von Mitte August gehen auf 35% (23.–25. August) zurück, steigen in der ersten Septemberwoche schon wieder auf 42% an, in der zweiten Septemberwoche weiter auf 44%; die Prognose über das Wahlergebnis lautete von Allensbach (übereinstimmend mit EMNID) 46%.
Am frühen Morgen des 15. September 1961 wurde untenstehender Fragebogen an 954 Bewohner des Wahlkreises Heidelberg im jeweiligen Wohnort zur Post gegeben. Beigefügt war ein kurzer Brief, der auf den wissenschaftlichen Charakter und die Anonymität der Befragung hinwies und um (kostenlose) Rücksendung bat.
Entsprechend der Einwohnerzahl wurden 455 Fragebogen in der Stadt Heidelberg, 504 im Landkreis versandt. Im Landkreis wurden die acht Gemeinden Eberbach, Wiesloch, Neckargemünd, Schönau, Leimen, St. Leon, Dielheim und Waldwimmersbach ausgewählt, um eine Berücksichtigung der verschiedenen geographischen Bereiche, Größenklassen, Konfessionsstrukturen, Parteitraditionen zu erreichen. In diesen Gemeinden lebt ein gutes Drittel der Einwohner des Landkreises, jeder 100. von ihnen sollte befragt werden. — In der Stadt Heidelberg wurden keine Stadtteile ausgewählt, jeder 300. Bewohner wurde angeschrieben. Die Anschriften wurden dem amtlichen Adreßbuch von 1961 entnommen, wobei davon ausgegangen wurde, jeder dritte Bewohner sei (als Haushaltungsvorstand) dort aufgeführt.
Über 315 dieser Fragebogen (= 32,8%) läßt sich eine Angabe machen, über 66 allerdings nur eine negative: ihre Empfänger waren verstorben (14), verzogen (36), verreist (2), staatenlos (1) oder sandten die Bögen leer zurück (8) ; die Empfänger sahen sich aus Altersgründen außerstande, die Fragen zu beantworten (3), oder sandten unauswertbare Antworten ein (2). — Mithin enthielten 249 Bogen (= 26%) auswertbare Angaben. Der größere Teil kam aus der Stadt Heidelberg (145), der kleinere aus dem Landkreis (104). Innerhalb des Landkreises kamen aus Neckargemünd und St. Leon — also aus einer kleinstädtischen Siedlung und aus
einer Arbeiterwohngemeinde — der höchste Prozentsatz beantworteter Bogen zurück (26,1 bzw. 25%); weitaus am geringsten war er aus dem kleinsten der ausgewählten Orte, Waldwimmersbach (900 Einwohner, ii,i%).
Vgl. Fußnote 133.
Die Erststimme wurde nur in sieben von 249 Fällen dem Bewerber einer anderen Liste gegeben. Sechs Wähler, die ihre Listenstimme der FDP geben wollen, haben sich mit ihrer Kandidatenstimme für die CDU entschieden; einer teilt seine Stimme zwischen der SPD und der CDU, »damit keine absolute Mehrheit bei CDU weiter besteht«. Die Frage nach dem Kandidaten, den man wählen wolle (2a), wurde sehr häufig richtig verstanden. 136 von 249 Antworten nennen den Namen des Heidelberger Direktkandidaten, 43 nennen auch hier die Partei. — Bei der SPD wird 22mal als Kandidat Willy Brandt angegeben, bei der CDU 14mal Adenauer, 3mal Erhard sowie 4mal Adenauer und Erhard. Bei der FDP erscheint 12mal (!) der Name Mendes. -
Sowohl aus der Stadt Heidelberg wie aus dem Landkreis kam eine größere Zahl von Antworten, die sich für die FDP entschieden, als dem tatsächlichen Wähleranteil dieser Partei entspricht. Vermutlich verstärkt die ausgeprägte »Mobilität« der Wähler dieser Partei ihre Bereitschaft, durch die Beantwortung einer Umfrage sich gewissermaßen zu rechtfertigen.
Hier und bei den nächsten Zitaten werden folgende Abkürzungen verwandt: m. = männlich; w. = weiblich; ev. = evangelisch; kath. = katholisch; die Zahl gibt das Alter an.
Die gestrichelte Linie markiert den städtischen Durchschnitt; zu beachten ist, daß 1957 und 1961 die Wahlbeteiligung in den bevorzugten Wohnvierteln, den »bürgerlichen« Stadtteilen (z. B. Neuenheim, Weststadt, auch Handschuhsheim und Rohrbach), tatsächlich höher gewesen sein dürfte, da die nicht auf die Stadtteile aufgegliederten 5122 (= 6% der Wahlberechtigten) bzw. 5219 (= 6,1%) Briefwähler zu einem großen Teil hier zu suchen sein werden.
Ferner das benachbarte Baiertal, wo der Wettbewerb zwischen einer rührigen CDU und traditionell SPD wählenden Arbeitern den gleichen Effekt hat.
Für Nußloch, das nun ebenfalls zu dieser Gruppe gehört, gilt wohl ähnliches wie für Baiertal; vielleicht ist hier der konfessionelle Gegensatz noch etwas stärker ausgeprägt.
Wenn man die 10,1 % von St. Leon gelten läßt; von den zehn katholischen Südgemeinden fehlt nur Rotenberg.
Die Zahl der ungültigen Erststimmen betrug nur 26 von 1000; vgl. S. 188.
In den Hochburgen verlor die CDU einen besonders großen Teil ihrer Wähler von 1957.
Ein interessantes Licht auf die Wählerschaft der FDP wirft das Wahlergebnis in der Altstadt. Die Zahl der Wahlberechtigten ging hier von 1957 auf 1961 um etwa 1200 zurück. Die Stimmenzahl der FDP veränderte sich aber fast gar nicht (das führt natürlich zu einer leichten prozentualen Steigerung). In allen Stimmbezirken weist die FDP nur minimale Schwankungen auf. Darin bestätigt sich, daß die FDP-Wählerschaft dieses Stadtteils zu einem großen Teil aus den seßhaften Geschäftsleuten, dem hier recht zahlreichen Kleingewerbe und Handwerk besteht, aber nicht aus den fortziehenden sozial schwächeren Schichten, die der billigen Mietpreise in den meisten Straßenzügen dieses Stadtteils wegen zunächst hier Unterkunft gesucht haben.
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Vogel, B., Haungs, P. (1965). Die Bundestagswahl von 1961. In: Wahlkampf und Wählertradition. Politische Forschungen, vol 7. VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-322-98558-3_5
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