Zusammenfassung
Die Privatisierung der ostdeutschen Stahlindustrie geschieht vor dem Hintergrund der Überkapazitäten in der Europäischen Union und einer Verdrängungskonkurrenz der etablierten Konzerne. Trotz starker Schrumpfung haben auch die ostdeutschen Stahlbetriebe daher weitgehend nur durch politische Intervention überleben können. Die weiteren Entwicklungschancen sehen für den Massenstahlbereich günstiger aus als für den Qualitätsstahlsektor, wobei insgesamt konservative Rationalisierungsstrategien bisher noch dominieren.
Der Beitrag ist als Expertise für die „Kommission für die Erforschung des sozialen und politischen Wandels in den neuen Bundesländern e. V.“ entstanden. Die Darstellung beruht primär auf Expertengesprächen mit Arbeitsdirektoren, Personalleitern, Vertretern des oberen Managements und Betriebsräten sowie auf Betriebsbesichtigungen in sechs von sieben ostdeutschen Stahlunternehmen, die über eine eigene Stahlbasis verfügen. In die Studie sind darüber hinaus Zwischenergebnisse aus einem derzeit noch laufenden Arbeitsgestaltungsprojekt der Hennigsdorfer Elektrostahlwerke GmbH eingeflossen, das im Programm „Arbeit und Technik“ vom Bundesminister für Forschung und Technologie gefördert wird (Förderkennzeichen 01 HH 650/6) und in dem der Verfasser im Rahmen der sozialwissenschaftlichen Begleitforschung mitarbeitet. Ferner sind die aktuellen Entwicklungen des Privatisierungsprozesses in der ostdeutschen Stahlindustrie anhand der Berichterstattung in der Tagespresse verfolgt worden. Nahezu alle verwendeten aktuellen Zahlen stammen aus dieser Quelle.
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Literatur
Die alten Stahl-und Walzwerke Riesa waren bereits 1991 im Einvernehmen zwischen der Treuhandanstalt und der neuen Geschäftsführung wegen völliger technischer Überalterung abgewickelt worden.
Nach Aussage des Arbeitsdirektors des in Abwicklung befindlichen Unternehmens werden allerdings bis 1996 als Resultat einer sehr erfolgreichen Neuansiedlungspolitik 4.000 neue Arbeitsplätze in anderen Branchen entstanden sein.
Erst im Februar 1994 wurde dies wieder einmal aufgedeckt, als die Antitrustbehörde der EU Geldbußen in Millionenhöhe gegen 16 große europäische Stahlunternehmen wegen Preis-und Mengenabsprachen verhängte.
Die Rohstahlproduktion in Deutschland verteilt sich auf die einzelnen Unternehmen wie folgt (in Mio. Tonnen): Thyssen Stahl 10,3; Krupp/Hoesch 8,7; Dillinger Hütte Saarstahl 4,8; Preussag Stahl 4,2; Klöckner Stahl 3,4; EKO Stahl 1,0, zitiert nach “Der Spiegel” Nr. 42/1992, S. 158.
So lag z. B. die Mehrstellenqualifikation im Stabstahlwerk in Hennigsdorf 1990 im Durchschnitt bei nur 1,5 Arbeitspositionen, die “perfekt beherrscht” wurden ( Eigene Befragung d. V.).
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Gebbert, V. (1995). Stahlstandort Ostdeutschland. In: Schmidt, R., Lutz, B. (eds) Chancen und Risiken der industriellen Restrukturierung in Ostdeutschland. KSPW: Transformationsprozesse, vol 1. VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-322-98526-2_12
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