Zusammenfassung
Die Vorgeschichte des Europäischen Wirtschaftsrats ist die Geschichte der amerikanischen Bemühungen, den europäischen Völkern bei der Überwindung der wirtschaftlichen Kriegsfolgen zu helfen. Sie ist zugleich aber die Geschichte des amerikanischen Anteils an den Bemühungen um die europäische Integration. Es ist keine Abwertung dieser Bemühungen, wenn festgestellt wird, daß die Maßnahmen, die unter dem Begriff Marshall-Plan zusammengefaßt werden, auch eine Konsequenz der amerikanischen Politik zur Wiederherstellung der Weltwirtschaft darstellen, wie sie in den Proposals vom November 1945 deklariert wurden 93. Die amerikanische Auffassung, daß die Sicherung des Weltfriedens weitgehend von der Wiederingangsetzung und Entwicklung der Weltwirtschaft abhinge und daß den Vereinigten Staaten hierbei nicht nur die Initiative zufiele, daß vielmehr nur sie auch in der Lage seien, die notwendigen Opfer zu bringen, darf man ohne Pathos als großherzige Maxime eines Siegerlandes bezeichnen. Hierzu gehört die Sanierung der Währungen ebenso wie die Beseitigung der zahlreichen, aus der Weltwirtschaftskrise und der Kriegswirtschaft des zweiten Weltkrieges hervorgegangenen Handelsbeschränkungen, hierzu gehört auch die Wiederherstellung eines echten europäischen Marktes als Grundlage der wirtschaftlichen Höchstleistungen der europäischen Völker und ihres wirtschaftlichen Verkehrs mit der übrigen Welt, hierzu gehört schließlich die Entwicklungshilfe.
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Literatur
Proposals for Expansion of World Trade and Employment. Department of State Publication, No. 2411, November 1945.
Originaltext in: A Decade of American Foreign Policy, Basic Documents 1941–1949. Prepared at the Request of the Senat Committee an Foreign Relations by the Staff of the Committee and the Department of State, No. 123, Washington, 1950, S. 1269.
Das unter diesen Umständen höchst merkwürdige diplomatische Spiel wird eingehend dargestellt bei David Wightman: “Economic Co-Operation in Europa. A Study of the United Nations Economic Commission for Europe”, London, 1956, S. 27 ff. — Eine kritische Auseinandersetzung mit dieser Darstellung, die sensationell ist, ist hier nicht möglich. Wahrscheinlich wird die Forschung hier noch einige Lücken zu füllen haben.
Übersetzt aus: “A Decade of American Policy”, a. a. O., S. 1322.
A Decade of American Policy“, a. a. O., S. 1353. Dort heißt es: „Da 10 der den Nordatlantikpakt bildenden Nationen europäische Nationen sind, erwog der Ausschuß die mögliche Wirkung des Pakts auf die Entwicklung der europäischen Integration auf dem Gebiete der Wirtschaft und der Politik. Durch die Benelux-Union und den Brüsseler Pakt ist schon viel praktische Integrationsarbeit geleistet worden. Das europäische Wiederaufbauprogramm, das ein gewisses Ausmaß von dauernder wirtschaftlicher Integration der beteiligten Nationen sichern sollte, und der vorgeschlagene Europarat, der die politische Kooperation zum Ziele hat, sind konkrete und ermutigende Schritte zur Einheit.”„Der Ausschuß glaubt, daß der Nordatlantikpakt, in dem er die Mittel für die Zusammenarbeit in der Frage der gemeinsamen Sicherheit und der nationalen Verteidigung bietet, ein günstiges Klima für weitere Schritte in der Richtung auf eine fortschreitende engere europäische Integration schafft. Ferner verstärkt die Zusammenarbeit für die gemeinsame Sicherheit die Kraft der Bewegung zur Vereinigung.“ (Obers.)
Siehe Quellenteil.
Rede Prof. Hallstein’s im Südwestfunk am 28. November 1955: „Auf dem Wege zur europäischen Einheit“. Text im Bulletin des Presse-und Informationsamtes der Bundesregierung vom 6. 12 1955 Nr. 228, S. 1933. Dort heißt es: „Das Wort,Integration` hat, seit die Bemühungen um die organisierte Einheit Europas sichtbare Gestalt gewonnen haben, also etwa seit dem Jahre 1950, einen ganz bestimmten Sinn angenommen. Gemeint sind damit nicht alle Bemühungen um europäische Zusammenarbeit auf einem bestimmten Gebiet, hier also auf dem Gebiet der Wirtschaft, sondern ein Ausschnitt daraus. Gemeint sind nicht die innerhalb der OEEC, oder wie man auf deutsch sagt: Europäischer Wirtschaftsrat, angestellten höchst wichtigen und wertvollen Bemühungen, die darauf abzielen, die seit dem ersten Weltkrieg in Unordnung geratenen weltwirtschaftlichen Verflechtungen von allen seitdem geschaffenen künstlichen Beschränkungen zu befreien und diese Beziehungen wieder den Prinzipien einer weltweiten internationalen Arbeitsteilung und konvertibler Währungen zu unterwerfen.”
Die wirtschaftliche Problematik der Marktintegration kann hier nicht erörtert werden. Diese Problematik wird aber in systematischer Vollständigkeit und unter Berücksichtigung verschiedener, vom Standpunkt der ökonomischen Theorie aus möglicher Auffassungen in Band 8 der Veröffentlichungen der List-Gesellschaft dargestellt. Vergleiche Rolf Sannwald — Jacques Stohler: „Wirtschaftliche Integration“, Tübingen, 1958.
Text siehe Quellenteil.
Einzelheiten hierüber siehe:Harry Bayard Price, a. a. O.Der Europäische Wirtschaftsrat, a. a. O.Die Jahresberichte der OEEC, insbesondere Sechster Bericht: Vom Wiederaufbau zur wirtschaftlichen Expansion. Deutsche Übersetzung herausgegeben vom Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit, Bad Godesberg, 1955; sowie der Neunte Bericht: A Decade of Co-Operation, OEEC, Paris, 1958.
Vergleiche hierzu: OEEC at Work for Europe. An Account of the Activites of the Organisation for European Economic Co-Operation, Third Edition, Paris, 1956. Außerdem sei auf den Generalkatalog der Veröffentlichungen der OEEC von 1948 bis 1958 verwiesen, der die große Fülle der sehr spezialisierten Fachpublikationen aufführt. Es handelt sich um insgesamt 396 Spezialstudien, die nicht nur vom dem Umfang der geleisteten Arbeit Zeugnis ablegen, sondern zuverlässiges Informationsmaterial über die europäische Wirtschaft bieten.
Das gilt natürlich nicht von den Kontingenten, die als Ausnahmeerscheinung in älteren Handelstarifverträgen, meist in zeitlicher Beschränkung, vorkamen.
Damit wird zugleich einer an Keynes’ Lehren anknüpfenden theoretischen Auffassung der 30er Jahre der Boden entzogen, die, ausgehend von. der Unvereinbarkeit der drei wirtschaftspolitischen Ziele: 1. Stabilität der Wechselkurse, 2. Freiheit des Außenhandels, 3. Vollbeschäftigung, in Deutschland bemüht war, den Autarkiegedanken des Nationalsozialismus theoretisch zu fundieren.
PEP, a. a. O., S. 126.
Der Europäische Wirtschaftsrat, a. a. O., S. 17.
Vom Wiederaufbau zur wirtschaftlichen Expansion, a. a. O., S. 282.
PEP, a. a. O., S. 124/126.
Price, Harry Bayard, a. a. O., S. 303.
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Reif, H. (1962). Der Europäische Wirtschaftsrat (OEEC). In: Europäische Integration. Die Wissenschaft von der Politik, vol 11. VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-322-98520-0_4
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