Zusammenfassung
Aus dem Vorstehenden geht hervor, daß die Minderheit unter dem Mehrheitswahlsystem keineswegs zu kurz kommt: Die Minderheit hat versucht, die im Wahlakt enthaltene Entscheidung in einer bestimmten Richtung zu beeinflussen; sie hat zwar keinen Erfolg gehabt, aber trotzdem hat jede für sie abgegebene Stimme ihr Gewicht. Wenn sich die Minderheit trotzdem beklagt, können wir ihr nur mit den erst von Cobden und später von Disraeli gebrauchten Worten antworten: „Wenn die Minderheit mit dem Stand der Dinge unzufrieden ist, soll sie sich an die Arbeit machen und nicht nachlassen, bis sie zur Mehrheit geworden ist.“1)
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Literatur
Cf. G. Horwill, „Proportional Representation, Its Dangers and Defects“, ( London 1925 ), p. 113.
Farley sagt: „Je stärker die Opposition, desto sicherer ist es, daß die demokratischen Einrichtungen ihr Bestes leisten werden. Es ist im Interesse des Volkes wichtig, daß die Republikanische Partei stark ist.“ (Senator Arthur H. Vandenberg, „How Dead is the G.O.P.”, Saturday Evening Post, 27. März 1937, S. 15.)
W. Jennings “Parliament”, (New York 1940), p. 128.
Das gilt natürlich nur so lange, wie die Mehrheitsregierung wirklich durch Überredung regiert. Wo das, was Le Bon und andere die „Psychologie der Massen“ nennen, eine Rolle spielt, kann es anders sein: Dann wird aus der Regierung durch Überredung eine Regierung durch Leidenschaft, und solche Leidenschaften können von einer bloßen Minderheit ausgehen. Man darf aber nicht vergessen, daß zwar die Stadtdemokratie nie imstande war, das Phänomen der „Massenpsychologie” zu überwinden, die moderne Demokratie jedoch, die sich auf das parlamentarische Prinzip und auf die öffentlich anerkannten politischen Parteien stützt, das in bemerkenswertem Ausmaß zustande gebracht hat. Hierüber siehe auch G. Colm, „Die Masse“, Handwörterbuch der Soziologie, ( Stuttgart 1931 ), pp. 353–60.
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© 1968 Westdeutscher Verlag GmbH, Köln und Opladen
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Hermens, F.A. (1968). Das Mehrheitswahlsystem und die Rolle der Minderheit. In: Demokratie oder Anarchie?. VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-322-98475-3_5
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DOI: https://doi.org/10.1007/978-3-322-98475-3_5
Publisher Name: VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden
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