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Mordanschläge als Jugendprotest — Neonazis als Protestbewegung?

Zur Kritik an einem Deutungsmuster der Rechtsextremismusforschung

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Forschungsjournal Neue Soziale Bewegungen

Zusammenfassung

Als eigener Forschungszweig kaum profiliert, geschweige denn fest etabliert und institutionalisiert,1 ist Rechtsextremismusforschung in der Bundesrepublik eher ein konjunkturelles Phänomen als eine kontinuierliche Einrichtung. Sie verfügt weder über ausreichendes empirisches Datenmaterial noch über eine Theorie, sondern schwankt zwischen verschiedenen Erklärungsansätzen hin und her. Statt die Rechtsentwicklung als bewußte Weichenstellung nationaler Eliten zu begreifen, interpretiert man die Gründe für den Rechtsextremismus in seine zur Unterschicht zählenden Anhänger bzw. in deren Psyche, Familienverhältnisse und Persönlichkeitsstruktur (autoritärer Charakter, Vaterlosigkeit, übermäßiger Alkoholgenuß) hinein oder externalisiert das Problem, drängt es aus dem Machtzentrum der Gesellschaft an den Rand und die Verantwortung dafür an sog. Randgruppen (z.B. Skinheads) delegiert.2 In jedem Fall findet eine Personalisierung, Psychologisierung und Entpolitisierung, aber keine Durchdringung der bestehenden Kausalzusammenhänge statt.

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Anmerkungen

  1. Vgl. Richard Stöss, Forschungs-und Erklärungsansätze — ein Überblick, in: Wolfgang Kowalsky/ Wolfgang Schroeder (Hrsg.), Rechtsextremismus. Einführung und Forschungsbilanz, Opladen 1994, S. 23 ff.

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Ansgar Klein Hans-Josef Legrand Thomas Leif

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© 1994 Westdeutscher Verlag GmbH, Opladen

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Butterwegge, C. (1994). Mordanschläge als Jugendprotest — Neonazis als Protestbewegung?. In: Klein, A., Legrand, HJ., Leif, T. (eds) Forschungsjournal Neue Soziale Bewegungen. VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-322-98428-9_5

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  • DOI: https://doi.org/10.1007/978-3-322-98428-9_5

  • Publisher Name: VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden

  • Print ISBN: 978-3-322-97903-2

  • Online ISBN: 978-3-322-98428-9

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