Zusammenfassung
Der Einsatz von Gruppenarbeit in Unternehmen ist kein neues Organisationskonzept. Bereits zu Beginn des Jahrhunderts wurde die Leistungsfähigkeit von Gruppen intensiv untersucht,1 aber erst mit dem Aufkommen der Human-Relations-Bewegung2 fanden entsprechende Organisationsformen vor allem als humanistisches Gegenkonzept zum Scientific Management3 Eingang in die betriebswirtschaftliche Organisationstheorie.4 Inzwischen haben Überlegungen zur Vorteilhaftigkeit von Teamkonzepten einen Bedeutungswandel erfahren. Nicht mehr die möglichen Motivationswirkungen, die von der Befriedigung sozialer Bedürfnisse im Gruppenkontext ausgehen, stehen im Mittelpunkt, sondern funktionale Überlegungen. Inspiriert von Erkenntnissen der Komplexitätstheorie werden selbstabstimmende Teams in der betriebswirtschaftlichen Literatur als Instrumente des Komplexitätsmanagements verstanden. Ihr Einsatz kann effizient sein, wenn sehr hohe Wissensdefizite, wie etwa bei Forschungsproblemen, oder aber sehr niedrige Wissensbeschränkungen, wie etwa im Falle der „two people in a canoe“, vorliegen.5 Inzwischen haben sich auch in der Unternehmenspraxis Projektgruppen als innovative Problemlös- ungseinheiten für strategische Problemstellungen offenbar etabliert,6 allerdings nicht immer mit Erfolg.7 Mit diesem Bedeutungswandel von sozialen hin zu funktionalen Überlegungen gewinnt die Sicherstellung der Rationalität von selbstabstimmenden Gruppen an Bedeutung.
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Referenzen
Bis in die 60er Jahre war die Überlegenheit von Gruppen das vorherrschende Ergebnis von GruppenIndividuen-Vergleichsuntersuchungen. Vgl. zur frühen Gruppenforschung insbesondere die Überblicksartikel von Lorange/Fox/Davitz/Brenner: Survey (1958) und Shaw: Comparison (1932).
Vgl. zur Human-Relation-Bewegung im Managementkontext Roethlisberger/Dickson: Management (1939).
Vgl. hierzu Taylor: Principles (1911). 4 Einen ersten Höhepunkt in der Organisationsforschung erlebte das Gruppenkonzept nach dem zweiten
Vgl. z.B. die x-y.Theorie von McGegor: Human Side (1960), sowie die Überblicksdarstellungen bei Bungard/Antoni: Interventionstechniken (1993), S. 377f., und Wiswede: Gruppen (1992), Sp. 736.
Vgl. Alper/Tjosvold/Law: Interdependence (1998), S. 34: „Self-managing teams are one of the most farreaching innovations because these teams are to make decisions about their own processes as well as complete whole tasks.“ Vgl. auch Kirsch: Handhabung (1998), S. 149–153, Knyphausen-Aufseß: Theorie der strategischen Unternehmensführung (1995), insbesondere S. 333–337, Knyphausen: Unternehmen (1988), S. 298–306, Malik: Strategie (1992), insbesondere S. 318, und S. 335, Mintzberg: Structuring (1979), S. 374, und Schäffer (1996), S. 81.
Vgl. auch Gordon: Work teams (1992), der berichtet, daß 80% der Organisationen mit mehr als 100 Mitarbeitern, Teams nutzen und 50% der Angestellten Mitglied in mindestens einem Teams sind. Vgl. auch Kieser: Fremdorganisation (1994), S. 220, und Steinmann/Schreyögg: Management (1993), S. 431ff. Dagegen kommen Kleinschmidt/Pekruhl: Kooperation (1994) für Deutschland zu sehr viel niedrigeren Schätzungen von knapp 7% der Mitarbeiter in den befragten Organisationen.
Vgl. z.B. Badke-Schaub: Gruppen (1993), S. 25f.
Simons: Control (1995), S. 80.
Vgl. zu dieser Interpretation des Höhlengleichnisses Schubert: Platon (1995), S. 1 18ff
Vgl. Plato, 514a — 519c.
Vgl. etwa von Neumann/Morgenstern: Theory (1947), und Arrow: Social Choice (1963).
Vgl. zur Handhabung von Wollensdefiziten im Rechnungswesen ausführlich Weißenberger: Informationsbeziehungen (1997).
Vgl. Simons: Control (1995).
Vgl. Gälweiler: Kontrolle strategischer Pläne (1981), Hasselberg: Strategische Kontrolle (1989), Lorange/Scott Morton/Goshal.: Strategic Control (1986), Lütke Schwienhorst: Strategische Kontrolle (1989), Ohland: Strategische Kontrolle (1988), Schreyögg/Steinmann: Strategische Kontrolle (1985), Steinmann/Schreyögg: Strategische Kontrolle (1984), Steinmann/Schreyögg: Umsetzung (1986) und Zettelmeyer: Strategisches Management (1984). Die Grundidee findet sich aber bereits im Konzept der Krisenkontrolle bei Luhmann: Zweckbegriff (1968), S. 321. Neuere Überblicksdarstellungen zur strategischen Kontrolle bieten die Dissertationen von Nuber: Kontrolle (1995), und Sjurts: Kontrolle (1995), S. 298–326.
Vgl. Kirsch: Handhabung (1998), insbesondere S. 139–154.
Schäffer: Selbstabstimmende Gruppen (1996), S. 226, vgl. auch ders. S. 115.
Senge: Fifth Discipline (1990), S. 238, bestehende Ansätze zur Analyse von Selbstkontrollmechanismen in Gruppen basieren auf wahrscheinlichkeitstheoretischen Überlegungen (Fehlerausgleichsprinzip). Eine breitere Beurteilungsbasis in der Gruppe kann dabei in Richtung einer Versachlichung und Objektivierung wirken. Vgl. ausführlich Manke: Gremien (1980). Aspekte der Fremdkontrolle beschränken sich auf PA-theoretische Untersuchungen, welche die Anreizgestaltung im Sinne einer ex ante Kontrolle bei Zielkonflikten zwischen Instanz und Akteur untersuchen. Das Problem der Kornplexitätshandhabung wird in den genannten Ansätzen ausgeklammert.
Vgl. zum koordinationsorientierten Controllingansatz in Gruppen ausführlich Schäffer: Selbstabstimmende Gruppen (1996), S. 225, der die „Funktion des Controlling“ in diesem Kontext als „Führung der Führung“ versteht und die idealtypische Ausgestaltung verschiedener Führungssysteme ableitet. Dabei stellt Schäffer fest, daß eine konkrete Ausgestaltung der Führung nicht planbar ist. Die Funktion des Controlling im Sinne einer Gestaltung von Führungssystemen muß sich auf die Vorgabe allgemeiner Rahmenparameter beschränkten. Vor diesem Hintergrund zeigt sich damit deutlich die Bedeutung einer kompensierenden Rationalitätssicherungsfunktion.
Vgl. insbesondere Weber: Controllingg (1999), S. 37–44, Weber/Schäffer: Rationalität (1999) und Weber/Schäffer: Sicherstellung der Rationalität(1999).
Vgl. Weber: Controlling (1999), S. 39.
Vgl. Weber/Schaffer: Sicherstellung der Rationalität (1999), S. 742f.
Vgl. dazu ausführlich Schäffer: Selbstabstimmende Gruppen (1996).
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Kehrmann, T. (2002). Einführung. In: Rationalitätssicherung bei hohen Wissensdefiziten. Schriften des Center for Controlling & Management (CCM), vol 6. Deutscher Universitätsverlag, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-322-97820-2_1
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