Zusammenfassung
Gängige Kostenrechnungssysteme unterscheiden sich vorwiegend bezüglich ihrer Entstehungsgeschichte und den Anwendungsbereichen, weniger in bezug auf ihre produktionstheoretischen Grundlagen. Während die Grenzplankostenrechnung ursprünglich für direkte Leistungsbereiche entwickelt und ausgestaltet wurde, resultiert die Entwicklung der Prozeßkostenrechnung aus der Fokussierung auf indirekte Leistungsbereiche.5 Beide Kostenrechnungssysteme weichen eher in bezug auf die mit ihrer Hilfe verrechneten Kostenarten sowie den zur Beschreibung des jeweiligen Systems verwendeten Begriffen voneinander ab als in bezug auf die zugrundeliegenden Modell-, insbesondere die Mengenstrukturen. Sowohl in der Grenzplan- wie auch in der Prozeßkostenrechnung werden im allgemeinen lineare Funktionsverläufe im Rahmen der Mengen- und der Kostenplanung verwendet.6 Aufgrund der Linearitätsannahmen können in beiden Kostenrechnungssystemen Leontief-Produktionsfunktionen zur Abbildung der Input-Output-Beziehungen herangezogen werden.7
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Reference
Während bei direkten Leistungsbereichen eine unmittelbare Beteiligung an der Fertigung der Produkte vorliegt, sind indirekte Leistungsbereiche, wie z.B. Beschaffung, Logistik, Verwaltung und Vertrieb, nur mittelbar beteiligt.
Die Frage, ob eine Linearitätsannahme tir indirekte Leistungsbereiche gerechtfertigt ist oder nicht, soll an dieser Stelle nicht weiter verfolgt werden. Vgl. hierzu z.B. Rummel (1967), S. 6; Schweitzer/Köpper (1995), S. 351ff. Sie ermöglicht jedoch die Anwendung von bekannten Verfahren zur Produktionsprogramm-und Kostenplanung in mehrstufigen Produktionssystemen. Zur Kritik an u.U. zu pauschalen mehrfachen Schlüsselungen unter Verwendung der Linearitätsannahme vgl. z.B. Glaser (1992), S. 287f; Kloock (1992), S. 188ff und S. 237. Grundsätzlich fuhrt die Verwendung realitätsadäquater Mengen-und Kostenbeziehungen immer zu verzerrten Kostendaten, so daß stets zu prüfen ist, ob die verwendeten Linearitätsannahmen gerechtfertigt sind.
Vgl. zu Leontief-Produktionsfunktionen z.B. Schweitzer/Köpper (1997), S. 59ff; Kloock (1993a), S. 299ff sowie die dort zitierte Literatur.
Vgl. Kilger (1993); Dörner (1984), insbesondere S. 284ff. sowie die dort zitierte Literatur. 9 Vgl. z.B. Dierkes (1998).
Vgl. zum Bezugsgrüßenbegriffz.B. Kilger (1993), S. 140ff und 312.
Da die Unterscheidung auf unterschiedlichen Abhängigkeiten von Teilprozeßmengeneinheiten und nicht von mit Preisen bewerteten Teilprozeßmengeneinheiten beruht, werden die Begriffe prozeßmengeninduziert und -neutral anstelle der in der Literatur zur Prozeßkostenrechnung üblichen Einteilung in leistungsmengeninduziert und -neutral verwendet. Vgl. Dierkes (1998), S. 6.
Vgl. Schiller/Lengsjeld (1998), S.527f. Für eine detailliertere Darstellung und Erläuterung von Kostenzurechnungsprinzipien vgl. z.B. Kloock (1993b), S. 185ff; Kloock (1993c), S. 56f; Küting/Weber (1995), S. 1058ff; Schweitzer/Köpper (1995),S. 87ff.
Beim Zugrundelegen der Linearitätsannahme entwickelt sich der zus5tzliche Ressourcenverzehr linear zur zusätzlichen Outputentstehung. Grundsätzlich kann jedoch auch ein nichtlinearer Zusammenhang existieren, z.B. beim Vorliegen von Lerneffekten.
Sofern die Zunahme der der betrachteten Periode zugerechneten Kosten mit Ausgaben in dieser Periode verbunden ist, wird dies als direktes Verursachungsprinzip (Identitätsprinzip), andernfalls als indirektes Verursachungsprinzip bezeichnet, wobei in diesem Fall konkurrierende Verwendungsmöglichkeiten für die Ressourcen vorliegen müssen. Vgl. Kloock (1993b), S. 186f. Beim Zugrundelegen der Linearitätsannahme verläuft der Kostenanstieg linear zur zusätzlichen Outputentstehung. Hierbei kann grundsätzlich auch ein nichtlinearer Zusammenhang existieren, wenn beispielsweise aufgrund von Lerneffekten entweder der zusätzliche Ressourcenverzehr und/oder der Kostenanstieg nichtlinear verläuft (letzteres z.B. aufgrund von Lerneffekten eines Zulieferers).
Vgl. Schiller/Lengsjeld (1998), S. 528.
Vgl. Kloock (1993b), S. 188ff und 193ff; Kloock (1993c), S. 55ff. Unter Anwendung des sogenannten Adam-Theorems können auch prozeßmengeninduzierte Kosten zur operativen Planung herangezogen werden, da die durch Verrechnung fixer Kosten eintretende Verzerrung durch Einführung von „Strafkosten“ für nicht genutzte Kapazitäten neutralisiert werden kann. Vgl. hierzu z.B. Adam (1970), S. 94ff; Kloock (1993c), S. 58ff; Schiller/Lengsjeld (1998), S. 541f.
Vgl. Dierkes (1998), S. 88; Kloock (1997).
Siehe hierzu Schiller/Lengsjeld (1998).
Vgl. Lengsfeld/Schiller (1998) S. 120. Die berechtigte Kritik an der oftmals recht pauschalen wertmäßigen Schlusselung der Kosten des indirekten Leistungsbereichs im Rahmen der Grenzplankostenrechnung ist somit nicht dem Konzept an sich, sondern der undifferenzierten praktischen Umsetzung des Konzepts anzulasten; vgl. hierzu auch Kilger (1993), S. 520f.
Siehe zu einem Überblick über mögliche Verfahren Lengsfeld/Schiller (1998). Sieht man einmal von den nachfolgend noch geschilderten Durchschnittsbildungen ab, so stellt „die Zuordnung der Teilprozesse auf die Hauptprozesse im Verhältnis der beanspruchten Teilprozeßmengen einer Kostenstelle durch einen Hauptprozeß“ (siehe Horvath/Kieninger/Meyer/Schimank (1993), S. 613; vgl. hierzu auch Dierkes (1998), S. 54f) im Prinzip die Ermittlung von Gesamtverflechtungskoeffizienten dar; somit besteht eine Analogie zum sogenannten stellenbezogenen Ansatz im Rahmen einer wertbasierten Kostenplanung, da dort diese Gesamtverflechtungskoeffizienten als Lösung des Wertmodells resultieren. Vgl. hierzu Lengsfeld/Schiller (1998), S. 126ff.
Vgl. Ewert/Wagenhofer (1997), S. 296. 1m allgemeinen entstehen durch derartige Aggregationen Kostenverzerrungen und Disproportionalitäten. Vgl. zur Wahl geeigneter Bezugsgrößen bei Vorliegen von Disproportionalitäten z.B. Glaser (1997a und b).
Vgl. Hardt (1995), S. 289; Dierkes (1998), S. 59; sowie z.B. Glaser (1992), S. 283f und S.288; Kloock (1992), S. 237. Obgleich die Prozeßkostenrechnung eigentlich eine „verursachungsgerechtere“ Zurechnung der Kosten des indirekten Leistungsbereichs erreichen will, wird erstaunlicherweise gerade dieses Vorgehen anhand von Durchschnittswerten als für die Produktkalkulation geeignetes Verfahren angesehen. Vgl. Horvath/Kieninger/Meyer/Schimank (1993), S. 621.
Vgl. zu einer Übersicht Lengsfeld/Schiller (1998).
Vgl. zu primären und sekundären Kosten Kloock/Sieben/Schildbach (1993), S. 62 und 116.
Sofern es sich um ein Produktionssystem des indirekten Leistungsbereichs handelt, sind die Bezeichnungsweisen entsprechend umzuinterpretieren.
Somit ist es stets möglich, disjunkte Hauptprozesse zu definieren, da diese durch die Wahl der Kostentreiber-Teilprozesse voneinander abgegrenzt werden. Hierbei kann ein Teilprozeß zwar Bestandteil mehrerer Hauptprozesse sein (vgl. hierzu z.B. die Modifikation des Beispiels in Abschnitt 4.1.4.2), es ist jedoch nicht möglich, daß ein Teilprozeß sowohl Kostentreiber-Teilprozeß eines Hauptprozesses und als auch Bestandteil eines anderen Hauptprozesses ist.
Das Beispiel ist aus Gründen der graphischen Veranschaulichbarkeit bewußt einfach gehalten. Grundsätzlich ist es denkbar und mit dem in Abschnitt 4 hergeleiteten Aggregationsansatz problemlos erfaßbar, daß ein Teilprozeß Bestandteil mehrerer Hauptprozesse ist oder zwischen den Hauptprozessen komplexe Produktionsstrukturen bestehen, nämlich dann, wenn zwischen den Kostentreiber-Teilprozessen komplexe Strukturen bestehen.
Vgl. hierzu Abschnitt 4.3.
Vgl. zu Grundlagen der Graphentheorie z.B. Dinkelbach (1992), S. 210ff.
Vgl. Anhang 1.1. Vgl. zu hinreichenden Bedingungen, unter denen ein zyklisches Produktionssystem ökonomisch sinnvoll interpretierbar ist, z.B. Kloock (1969), S. 74ff und 89ff; Kistner/ Luhmer (1977),S. 775ff; Kistner (1993),S. 196f.
Vgl. zur Investitionsprämisse Kloock (1997),S. 321f.
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Lengsfeld, S. (1999). Grundlagen. In: Kostenkontrolle und Kostenänderungspotentiale. Schriften zur quantitativen Betriebswirtschaftslehre. Deutscher Universitätsverlag, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-322-97789-2_2
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