Zusammenfassung
Gelingender Schriftspracherwerb ist nach heutigem Kenntnisstand von einem Bündel von Bedingungen abhängig, die weit über die individuellen Lernvoraussetzungen eines Kindes hinausgehen. Die familiäre Situation, die elterlichen Erziehungspraktiken, die peer-group, der Migrationsstatus, der Unterricht, die Art der Lernangebote, das Lehrer-Schüler-Verhältnis, das Schul- und Klassenklima usw. sind Einflussfaktoren, die sich gegenseitig beeinflussen und sich ihrerseits auf die Entwicklung von Lese-Rechtschreibschwierigkeiten auswirken. Mit Schuleintritt werden mit einem Male Verhaltensmuster von einem Kind verlangt, die es bis dahin nicht kannte oder zumindest nur in weitaus geringerem Maße erbringen musste. Am leichtesten fällt natürlich dieser Übergang jenen Kindern, die schon in ihrem häuslichen Milieu Regelbewusstsein, Verbindlichkeiten, Ordnung und vor allem Schreib- und Lesekultur1 erlebt haben. Uns allen ist die Heterogenität dieser Ausgangsbedingungen bei Schulbeginn bewusst. Trotz dieser Varianz der Bedingungen, unter denen Schriftspracherwerb stattfindet, soll hier der Blick auf die kindliche Persönlichkeit gerichtet werden. Das bedeutet nicht, Probleme der Schriftsprachentwicklung als individuelle Defizite interpretieren zu wollen, sondern es ist das Votum für eine förderdiagnostische Wahrnehmung des Kindes. Nur eine genaue Kenntnis jener Bereiche kindlicher Entwicklung, die für das Lesen- und Schreibenlernen relevant sind, ermöglicht es der Lehrerin, lernförderliche Hilfestellungen in der unmittelbaren Lehrer-KindInteraktion anzubieten.
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Schründer-Lenzen, A. (2004). Schwierigkeiten des Schriftspracherwerbs rechtzeitig erkennen und gezielt helfen. In: Schriftspracherwerb und Unterricht. VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-322-97604-8_9
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