Zusammenfassung
Die Gesellschaft reagiert auf das Bild, das sie von familialer bzw. häuslicher Gewalt hat. Das Bild, das sich die Mitglieder dieser Gesellschaft machen, wird entscheidend beeinflusst von primären Definierem bzw. Moralunternehmern. In Deutschland sind dies in erster Linie Frauenhaus- und Kinderschutzbewegung. Deren Wissen stammt aus der Praxis, dem praktischen Umgang mit einer spezifischen Klientel: misshandelten und missbrauchten Frauen und Kindern. Deren Situation, nicht die Situation der Opfer von häuslicher Gewalt überhaupt, zu denen auch Männer, Eltern, alte und pflegebedürftige Menschen gehören, ist Hauptgegenstand der Aufklärungsarbeit und gesellschaftspolitischer Kampagnen der Moralunternehmer. Gesellschaft und Politik als Adressaten der Aufklärungsarbeit bzw. Kampagnen werden vor allem über die Massenmedien erreicht. Gesellschaftliche Reaktionen und politische Maßnahmen werden von daher immer auch von der Art und Weise der massenmedialen Berichterstattung über familiale und häusliche Gewalt beeinflusst, so wie die Reaktionen auf und die Maßnahmen gegen häusliche Gewalt selbst den Eingang in das gesellschaftliche Bewusstsein bzw. die öffentliche Meinung überwiegend über massenmediale Aufklärungsarbeit und politische Kampagnen finden. Die Informationen, die Massenmedien hinsichtlich häuslicher Gewalt liefern, können dabei „als Ergebnis von Deutungsprozessen verstanden werden, die von publizistischen Institutionen vorgenommen werden und ein Bild der Realität konstruieren, das dem Rezipienten — gebrochen durch seine Wahrnehmungsprozesse — als Material für seine Interpretation der Wirklichkeit dient“ (Schnögl 1983: 41f.; vgl. auch Lamnek/Luedtke 1995).
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Lamnek, S., Ottermann, R. (2004). Gesellschaftliche Reaktionen auf häusliche Gewalt. In: Tatort Familie. VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-322-97597-3_5
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DOI: https://doi.org/10.1007/978-3-322-97597-3_5
Publisher Name: VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden
Print ISBN: 978-3-8100-3966-8
Online ISBN: 978-3-322-97597-3
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