Aggression von Männern und Frauen in Partnerschaften: Unterschiede und Parallelen

Zusammenfassung

Die Frage nach dem Verbreitungsgrad und den Risikofaktoren von Aggression und Gewalt in Partnerbeziehungen ist in den letzten Jahren verstärkt in den Blickpunkt der psychologischen Forschung gerückt (Bergen 1998; Harway/O’Neil 1999). Nachdem Partnergewalt zunächst entsprechend zu anderen Formen aggressiven Verhaltens als primär männliches Verhaltensmuster gesehen wurde (und von einer Reihe von Autorinnen auch immer noch gesehen wird; z.B. Dobash/Dobash 1998), hat seit Beginn der 1980er Jahre die Frage nach der Rolle von Frauen als Täterinnen verstärkte Aufmerksamkeit erfahren. Die These, Frauen träten in gleichem Maße, wenn nicht stärker als Männer durch aggressives Täterhandeln in Paarbeziehungen in Erscheinung, ist seitdem Gegenstand kontroverser Diskussionen (Currie 1998). Dagegen ist der Frage nach geschlechtsbezogenen Ähnlichkeiten bzw. Unterschieden im Hinblick auf Bedingungsfaktoren von Partnergewalt deutlich weniger Aufmerksamkeit geschenkt worden (vgl. hierzu kritisch White/Kowalski 1994). Der Beitrag skizziert zunächst den aktuellen Erkenntnisstand zum Verbreitungsgrad von Partnergewalt unter besonderer Berücksichtigung des Geschlechts der Täter. Anschließend wird kurz auf die vorliegende Forschung zu Parallelen und Differenzen hinsichtlich der Bedingungsfaktoren männlicher und weiblicher Aggression in Partnerschaften eingegangen. Danach werden zwei eigene Studien vorgestellt, in denen geschlechtsspezifische Befunde zum Verbreitungsgrad und zu Risikofaktoren physischer sowie sexueller Aggression in den Paarbeziehungen von Jugendlichen untersucht wurden.