Zusammenfassung
Die Anschläge auf das World Trade Center und das Pentagon haben Pakistan mit einem Mal in das Rampenlicht der Weltöffentlichkeit gerückt. Die Entscheidung von Präsident und Armeechef General Pervez Musharraf, den Vereinigten Staaten im Kampf gegen Al Qaida und die Taliban Luftwaffenbasen und Geheimdienstinformationen zur Verfügung zu stellen sowie die offenen Grenzen zu Afghanistan schließen, bedeutete eine dramatische außenpolitische Kehrtwende (vgl. die Beiträge zum „Anti–Terror–Krieg“ und zu Afghanistan). Über Jahre hatte Islamabad die Taliban mit Waffen, Finanzmitteln und Kämpfern unterstützt. Zwischen dem pakistanischen Geheimdienst Inter–Services Intelligence (ISI), radikalislamischen Parteien wie der Jamiat-i-Ulema Islam (JUI, Vereinigung der Rechtsgelehrten des Islam) und der Taliban–Führung bestanden enge Beziehungen. Die angesichts des kaum verhohlenen militärischen Drucks der USA und der deutlichen Drohgebärden des verfeindeten Nachbarn Indien unvermeidliche außenpolitische Wende brachte einen innenpolitischen Drahtseilakt mit sich: Die geheimdienstliche, logistische und militärische Unterstützung der US-Truppen sowie ihrer afghanischen Verbündeten gegen die Taliban war im Land nicht nur unpopulär sie lief auch den Interessen militanter islamistischer Parteien und Gruppierungen sowie jener Teile des politischen und militärischen Establishments zuwider, die enge Beziehungen zu den Taliban und Al Qaida unterhielten. Präsident Musharraf entschied sich, die Flucht nach vorne anzutreten und forderte in einer Fernsehansprache am 19. September mit den Worten „Pakistan zuerst, alles andere ist zweitrangig” die Unterstützung seiner Landsleute ein. Er sprach von der schwersten Krise seit der Abspaltung Ostpakistans, des heutigen Bangladesch, im Jahre 1971.
Access this chapter
Tax calculation will be finalised at checkout
Purchases are for personal use only
Preview
Unable to display preview. Download preview PDF.
Literatur
Kennedy, Charles H.: The Politics of Ethnicity in Sindh, in: Asian Survey 31 (1991), S.938–955
ohne Autor: On the Abyss. Pakistan after the Coup, New Delhi 2000
Rashid, Ahmed: Taliban. Islam, Oil and the New Great Game in Central Asia, London 2000
Wilke, Boris: Die Gewaltordnungen Karachis, in: Leviathan 28 (2000), S.235–253
Zaman, Muhammad Qasim: Sectarianism in Pakistan. The Radicalization of Shi’i and Sunni Identities, in: Modem Asian Studies 32 (1998), S.689–716
http://www.dawn.com(große, in Karachi erscheinende Tageszeitung)
http://www.mqm.org(MQM)
http://www.pak.gov.pk (Regierung Pakistans)
http://www.thefridaytimes.com(kritische pakistanische Wochenzeitung)
Editor information
Rights and permissions
Copyright information
© 2002 Springer Fachmedien Wiesbaden
About this chapter
Cite this chapter
Wilke, B. (2002). Pakistan (Sind, Religionskonflikt). In: Schreiber, W. (eds) Das Kriegsgeschehen 2001. VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-322-97571-3_26
Download citation
DOI: https://doi.org/10.1007/978-3-322-97571-3_26
Publisher Name: VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden
Print ISBN: 978-3-8100-3578-3
Online ISBN: 978-3-322-97571-3
eBook Packages: Springer Book Archive