Zusammenfassung
Ausgangspunkt dieses Beitrags soll die These sein, dass wesentliche Erkenntnisse zum Phänomen des Alter(n)s angesichts dessen alle Daseinsbereiche umfassender Komplexität nur auf interdisziplinärer Basis erreichbar sind. Den Nachweis hierfür bringen die zahlreichen Verweise auf Forschungsergebnisse der Nachbarwissenschaften in der gerontologischen Literatur. Die Soziologie des Alter(n)s wird hierdurch auf zweierlei Weise herausgefordert. Erstem müssen ihre Konzepte, Methoden, Argumente und Ergebnisse anschlussfähig in dem Sinne sein, dass sie auch über die Fachgrenzen hinaus nachvollziehbar sind. Zweitens muss aber der Beitrag der Alter(n)ssoziologie, um in den interdisziplinären Dialog eingebracht werden zu können, auch authentisch sein im Sinne einer Erkennbarkeit der Besonderheiten einer soziologischen Perspektive. Worin liegt diese begründet? Sicherlich nicht in einer neuartigen Begriffsmode oder erst kürzlich entdeckten Spitzfmdigkeit, sondern am ehesten in einer Kontinuität der Problemstellungen. Ich möchte hierzu auf eine Feststellung Leopold Rosenmayrs aus dem Jahr 1978 verweisen: „Die Altersstruktur wird gesellschaftlich ‚in Dienst‘ genommen, und sie wird je nach den Produktionssystemen einerseits und Modellen der Deutung des Lebenssinns andererseits defmiert“ (Rosenmayr, Rosenmayr 1978, S. 21). Der Kern dieser noch mit Anklängen an das Schema von Basis und Überbau behafteten Aussage liegt zweifellos darin, dass Alter(n), wie Gertrud M. Backes wiederholt betont, zumindest in seinen Ausdrucks- und Bewertungsformen Ergebnis der Vergesellschaftung ist. Dies bedeutet aber — im Sinne einer ersten Ausgangsthese — nichts anderes, als dass wir aus soziologischer Sicht immer nur vom jeweils gesellschaftsbezogenen Alter(n) sprechen können. Dies wird allein schon durch die unterschiedliche Definition von Altersgrenzen zur Markierung von Lebensabschnitten anhand von Leistungspotentialen und Erlebnishorizonten sowie die Bewertung der betroffenen Personenkreise belegt.
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Literatur
Backes, Gertrud M. (1997): Alter(n) als,gesellschaftliches Problem’? Opladen: Westdeutscher Verlag.
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Fürstenberg, Friedrich (2000): Alternssoziologie im Zugriff auf „Große Theorie“. In: Ethik und Sozialwissenschaften 11, S. 445–447.
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Rosenmayr, Leopold; Rosenmayr, Hilde (1978): Der alte Mensch in der Gesellschaft. Reinbek: Rowohlt.
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© 2002 Leske + Budrich, Opladen
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Fürstenberg, F. (2002). Perspektiven des Alter(n)s als soziales Konstrukt. In: Backes, G.M., Clemens, W. (eds) Zukunft der Soziologie des Alter(n)s. Reihe Alter(n) und Gesellschaft, vol 8. VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-322-97569-0_4
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