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Friedenstheoretische Implikationen des autopoietischen Konfliktbegriffs

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Frieden als Form
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Zusammenfassung

Luhmann überträgt den Begriff der Autopoiesis aus der Biologie auf die Analyseebene sozialer und psychischer Systeme. Diese generalisierende Verwendung ist möglich im Rahmen einer nicht-ontologischen Verwendung des Systembegriffs, der in seinen generativen Aspekten nur noch über den Reproduktionsmodus bestimmt ist. Dieser läßt eine in sich zusammenhängende Sequenz von Operationen entstehen. Im Falle sozialer Systeme handelt es sich dabei um Kommunikation. Der Autopoiesisgedanke ist also im schlichten Hinweis darauf enthalten, daß zu einem sozialen Systemaufbau immer nur Einflüsse Informationswert gewinnen können, die im Medium „Kommunikation“ stattfinden. Es gibt keine direkte, umweglose Übertragung biologisch-physischer oder psychischer „Daten“ in kommunikative Prozesse.313

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Literatur

  1. Hier liegt der Grund für eine unzureichende Resonanzfähigkeit der einzelnen Funktionssysteme für die ökologische Selbstgefährdung der Menschheit, vgl. dazu Luhmann 1986a.

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  2. Zur Theorie soziokultureller Evolution und einer darauf abgestimmten „naturalen Epistemologie“ vgl. Luhmann 1981b:178ff.; 1990a:549ff.; 1997:413ff..

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  3. Kritisch dazu Felicitas Englisch (1991:225), die behauptet, die Unwahrscheinlichkeit des Wahrscheinlichen sei bei Luhmann letztlich die Unmöglichkeit des Umgänglichen.

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  4. … zu einem motivierenden Problem der doppelten Kontingenz (und damit: zur Konstitution sozialer Systeme) kommt es nur, wenn diese Systeme in spezifischer Weise erlebt und behandelt werden: nämlich als unendlich offene, in ihrem Grunde dem fremden Zugriff entzogene Möglichkeiten der Sinnbestimmung“ (Luhmann 1984:151f.).

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  5. Mit dem Kampf gegen den Terrorismus, der seit den Anschlägen vom 11. September 2001 eine Strategie der permanenten militärischen Intervention legitimieren soll, reagiert das politische System auch auf seine Entmachtung durch die Globalisierung, die Diffusion der Macht zugunsten von Konzernen, Banken und anderen Profiteuren.

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  6. Bei Luhmann ist die Figur der Reflexivität überhaupt, und mithin auch die Reflexivität der Negation, an sinnkonstituierende Operationen des Bewußtseins und der Kommunikation gebunden und nicht wie bei Hegel eine logische Figur, die die Aufhebung der Negation meint. Damit ist allerdings nicht gesagt, daß der Negation keine Irreversibilität anhaften würde, das Negierte mithin jederzeit wieder aufgegriffen werden könnte und damit Möglichkeiten jederzeit verfügbar wären, wie Felicitas Englisch (1991:212) unterstellt. Negationen sind als Ereignis irreversibel, aber als Moment der Sinnkonstitution reversibel.

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  7. Nur vor dem Hintergrund der Akzentverschiebung vom Problem doppelter Kontingenz zum Reflexivwerden von Unsicherheit ist das Festhalten an einer „mutualistischen“ und „dialogischen” Konstitution sozialer Systeme (Luhmann 1984:188) keine Einseitigkeit, die erst durch eine Konzeption der „multiplen doppelten Kontingenz“ überwunden werden kann, in der die Genese sozialer Systeme eher in Vernetzungszusammenhängen einer Vielzahl von Interagierenden verortet wird, vgl. zu diesem Korrekturvorschlag Welker (1994:360f.). Das Zwei-Partner-Modell und das Dissens/Konsens-Schema focussieren in der Deutung der Entstehungsbedingungen sozialer Systeme mit gutem Grund auf das explosive Moment der Autokatalyse, das die Gefahr des Abdriftens in konflikthafte Dynamoken präsent hält.

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  8. Dem „Du sollst“ ist deshalb unbedingt ein „Du darfst” zur Seite zu stellen, wie Reemtsma (1996:141) im Anschluß an Keegan feststellt.

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  9. Reemtsma (1996:142) weist darauf hin, daß dem im Kriegsfall durch ein Regelwerk genüge getan wird, welches eine permissive Haltung gegenüber Plünderungen und Vergewaltigungen zeitlich und räumlich festlegt. Und er erinnert daran, daß in den nationalsozialistischen Konzentrationslagern Prügelstrafen nur nach Genehmigung durch den Kommandanten und die Prügelstrafe an weiblichen Häftlingen nur nach Genehmigung durch Himmler selbst verhängt werden durfte. Gleichzeitig habe jeder Bewacher nahezu jeden totschlagen können, den er totzuschlagen gerade Lust hatte.

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  10. Im Kontext einer konstruktivistischen Deutung der destruktiven Konfliktdynamik als Prozessieren von Modi des Schädigens gewinnt die Galtungsche (1982:19) Gewalttypologie an Bedeutung. Ohne diesen Theoriezusammenhang kommt dem Auflisten von Tötungsmethoden oder allgemein von Methoden der Beeinträchtigung körperlicher Integrität, also stechen, brennen, schießen usw. kein Erklärungswert zu. Dieser erfüllt nur die Funktion, Gewalt auf empirisch-analytischer Ebene vollständig zu katalogisieren — ein makabrer Versuch, die Wissenschaftlichkeit der Friedensforschung unter Beweis zu stellen.

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  11. „Wer seinen Feind verliert, fühlt eine Leere; ihm fehlen die Handlungsmotive, auf die er sich verpflichtet hatte. Ihm werden Möglichkeiten fehlen, die vielen Okkasionalitäten zu einer Geschichte zusammenzufassen, wenn der Konflikt als eine zeitbeständige Identifikationslinie ausfallt“ (Luhmann 1984:533).”

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  12. Überhaupt ist diese semantische Amalgamierung von Friede und Sicherheit zeitgeschichtlich ein Novum, das, ausgehend von den Vereinigten Staaten von Amerika seit den vierziger Jahren dieses Jahrhunderts, unser politisches Denken bestimmt (Waever 1996:49).

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  13. Vgl. zu diesem weiten Sicherheitsbegriff Jahn et al. 1987; Daase 1992; Waever 1996.

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  14. Diese Stimmungen weisen insofern einen besonderen Bezug zum Sinnphänomen auf, als sie auf Defizite der Sinnkonstitution reagieren. Die beiden ersten Stimmungen reflektieren Verweisungsdefizite, die beiden anderen Strukturdefizite. Sinn aber ist beides in einem, nämlich Verweisungsstruktur (Luhmann 1984:95).

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  15. Dies läßt sich an der militärstrategischen Sprache demonstrieren. Butler (1993:43) weist darauf hin, daß Colin Powell, der Chef des US-Generalstabs, eine neue militärische Konvention verkündet habe, als er das Abschießen einer Rakete als „Überbringen einer Anordnung“ bezeichnete. Damit sei ein Gewaltakt als Akt des Gesetzes dargestellt und die Zerstörung im Schein von Ordnung ausgelöscht worden.

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  16. Der Begriff des „positiven Friedens“ ist dialektisch gedacht als relative Abwesenheit der Gewalt. In Anbetracht der Tatsache, daß Dialektik nicht mehr geschichtsphilosophisch rückversichert ist, kann Schmitt-Egner 1993:99 mit Recht bemerken: „Da die Struktur sich über den Gewaltbegriff nicht bestimmen läßt, ist hierüber auch kein positiver Friedensbegriff herleitbar”.

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Brücher, G. (2002). Friedenstheoretische Implikationen des autopoietischen Konfliktbegriffs. In: Frieden als Form. VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-322-97565-2_16

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  • DOI: https://doi.org/10.1007/978-3-322-97565-2_16

  • Publisher Name: VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden

  • Print ISBN: 978-3-8100-3499-1

  • Online ISBN: 978-3-322-97565-2

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