Zusammenfassung
Wodurch lässt sich menschliche Subjektivität bestimmen? Was macht eine Person in ihrer Einzigartigkeit aus, ihr Fühlen, ihr Denken und Handeln? Es ist das Zusammenspiel dieser und weiterer Komponenten, welche sich zurückfuhren lassen auf etwas, welches wir gewohnt sind „Geist“ bzw. „Seele“ oder „Körper“ bzw. „Leib“ zu nennen.
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Literatur
Für die einführende Darstellung der grandlegenden Positionen zum Verhältnis von Leib und Seele berufe ich mich im folgenden auf bestehende Zusammenfassungen und Übersichtswerke der Philosophiegeschichte; vgl. Coreth/Schöndorf (1990), Dorrie (1986), Hügli/Lübcke (1997), Jüttemann et al. (1991), Kremer (1984), Schulz (1972), Speck (1978, 1986), Störig (1995).
Vgl. Oeing-Hanhoff 1986, S.35ff., Coreth/Schöndorf 1990, S.21ff., auch Prechtl (1996).
Descartes 1685, 6.Med.§9.
Die Zirbeldrüse wird deshalb von Descartes als Sitz der gottgegebenen Seele angenommen, weil sie den anatomischen Kenntnissen seiner Zeit zufolge der einzige Punkt des Gehirns ist, der nur einmal existiert und nicht wie die Hemisphären doppelt angelegt ist (Friedlein 1980, S. 138).
Zum tieferen Verständnis der unterschiedlichen Ansätze zur Lösung des Leib-Seele-Problems seien die Analysen von Seifert (1973, 1979) und von Wiesendanger (1987) genannt, sowie die Sammelbände von Pöltner/Vetter (1986) und Hastedt (1988). Grätzel (1989) legt seinen Schwerpunkt auf der Darstellung unterschiedlicher Leibbegriffe in der Romantik.
Hier ist die Nähe zum aristotelischen Begriff der Entelechie unübersehbar.
Vgl. Seifert 1973, S.174f., Schneider 1986, S.155ff.
Das methodische Vorgehen Spinozas, der aus einem, dem Höchsten, alles weitere mit logischer Stringenz deduziert, verdeutlicht seine Orientierung an Descartes’ rationalistischen Überzeugungen.
Vgl. Hammacher 1986, S106ff., Hügli/Lübcke 1997, S.590.
Die Stellung des Menschen im Kosmos (Max Scheler 1928), Die Stufen des Organischen und der Mensch (Helmuth Plessner 1928).
Plessner 1975, S.42.
Scheler 1947, S.44 (Hervorhebung von Scheler).
Plessner 1975, S.XI
Plessner zur Theomorphie Schelers: „Von Natur gibt es keinen Menschen. Er wird zu einem solchen durch seine Beziehung zu Gott“ (1975, S.XI).
Plessner 1975, S.33 (Hervorhebung von Plessner).
Plessner 1975, S.132.
Da die Kategorien Zeitlichkeit und Potentialität für Plessners Leibverständnis von nachgeordneter Bedeutung sind werde ich sie an dieser Stelle nicht weiter ausfuhren.
Plessner 1975, S.292f. (Hervorhebung von Plessner).
Gehlen 1966, S.36 (Hervorhebung von Gehlen).
Entsprechend der Zielsetzung dieser Arbeit wird in der folgenden Darstellung der Schwerpunkt auf seine Sicht des Leiblichen gelegt.
Marcel 1954, S. 183.
Zur Unterscheidung von „possessivem Haben“ und „implizierendem Haben“ siehe Marcel 1954, 170ff.
Marcel 1986, S. 17.
Marcel 1986, S. 18.
Vgl. Zaner (1971). Zur Phänomenologie des Leibes siehe auch die Beiträge in Grossheim (1995).
Die Bestrebungen Merleau-Pontys über die Subjektivitätsphilosophie Husseris hinaus-zugelangen fuhrt Schröder (1995) aus; vgl. auch Ricoeur (1986).
Zur Wahrnehmungstheorie Merleau-Pontys vgl. Métraux (1986).
Die Intersubjektivität des Leiblichen, die aus dieser Zwischenstellung rührt, wird analysiert und weitergeführt durch Barrai (1965), Coenen (1979, 1985), Meyer-Drawe (1984), Levinas (1986); vgl. auch v.Fabeck (1994) zur Bedeutung der Sexualität als vermittelnde „Zwischenleiblichkeit“ an der Schnittstelle von Leiblichkeit und Sozialität.
Merleau-Ponty 1966, S.234.
Den Aspekt des Handelns als leiblichem Handeln im Sinne Merleau-Pontys wurde eingehend bearbeitet von Taylor (1986).
Schmitz 1965, S.XIV.
Schmitz greift später das Thema Leiblichkeit in verschiedenen Zusammenhängen erneut auf (vgl. 1986, 1996, 1998).
Schmitz 1965, S.40.
Die Innen- und Außenansicht des Leibes und deren Verschränkung im Verhalten aus phänomenologischer Sicht wird von Waldenfels (1980) dargestellt. List (1997a) verweist auf die Situiertheit, Prozessualität und Kontingenz, die „Leiblichkeit“ auszeichnen, und beschreibt die Dimensionen, die das Feld des gelebten Leibes abstecken; sie bezeichnet diese Dimensionen mit den Begriffen „kognitiv, energetisch und symbolisch“ (ebd., S.298). Eine vergleichbare Differenzierung des Bedingungsfeldes lebendiger Leib-Körperlichkeit wird im nachfolgenden Teil verwendet.
Das moderne Wort „Leib“ stammt vom althochdeutschen „Hb“ (mhd. „lîp“), welches die Bedeutung von Leben und Person hatte und im christlichen Sprachgebrauch zur Bezeichnung des eigentlich menschlichen beseelten Leibes wurde. Der vom lateinischen Wort „corpus“ abgeleitete Begriff „Körper“ bezeichnet im Gegensatz dazu einen unbeseelten (toten) menschlichen Körper, den seelenlosen Tierkörper oder auch einen physikalischen bzw. mathematischen Körper (vgl. Macha 1989, S.63).
Die Zelle kann beispielhaft als autopoietische Einheit betrachtet werden. Ihre Struktur und Prozesse sind gut untersucht; sie gelten als „autopoietische Systeme erster Ordnung“. Vielzeller werden als „autopoietische Systeme zweiter Ordnung“ bezeichnet, da ihre explizite Organisationsform noch zu wenig erforscht ist, um sie als Einheit zu definieren (vgl. Maturana/Varela 1992, S.98ff).
Maturana/Varela 1992, S.77 (Hervorhebung von Maturana/Varela).
Maturana/Varela beschreiben und illustrieren den Fall zweier im Jahr 1922 gefundener bengalischer Mädchen, die bei Wölfen aufgewachsen waren, deren Lebensform angenommen und sich in ihrem Verhalten angepasst hatten (1992, S.141ff.).
Die Erscheinung der Variabilität bei gleichem Erbgut nennt man Modifikabilität. Sie lässt sich gentechnisch aber nur im Pflanzen- und Tierreich untersuchen, da sich die Möglichkeit der Forschung mit völlig erbgleichen menschlichen Individuen faktisch auf die Zwillingsforschung beschränkt und weil die Herstellung menschlicher Klone ethisch und rechtlich problematisch ist und aus diesen Gründen (noch) nicht praktiziert wird.
Zur „Soziologie des Körpers“ siehe Shilling (1993), Turner (1996); einen interdisziplinären Überblick zum Thema „embodiment“ bietet O’Donovan-Anderson (1996).
Mauss 1975, S.203 (Hervorhebung von Mauss).
Er belegt diese Aussage nicht, sondern verweist mangels eigener Qualifikation auf die Psychologie, die sich um eine Erklärung geschlechtsspezifischer Körpertechniken bemühen soll.
Zu denken ist hier an die 1935 begonnenen und 1939 erstmals veröffentlichten Studien von Norbert Elias über den Zivilisationsprozess, welche erst in einer Neuauflage von 1969 international Beachtung fanden.
Die auf den Körper zielenden Prozesse der Kontrolle sind Gegenstand verschiedener Studien; vgl. hierzu die Sammelbände von Kamper/Rittner (1976) und Kamper/Wulf (1982) sowie Klotz (1992) und König (1989).
Elias 1986c, S.89 (Hervorhebung von Elias).
Elias 1986c, S.89f.
Elias 1993b, S. 173f.
Elias 1994, S.331.
Elias verwendet zwar tiefenpsychologische Termini in der Beschreibung der Psychogene-se, doch historisiert er die „psychische Apparatur“ (vgl. etwa Elias 1994, S.326f). Blo-mert weist darauf hin, dass bei Elias das „Ich“ als vermittelnde Instanz zwischen „Es“ und „Über-Ich“ unterrepräsentiert ist und häufig mit der Über-Ich-Steuerung zusammenfällt (Blomert l991, S.17ff.).
Roper 1995, S.27f.
Zur weiteren geschichtswissenschaftlichen Einschätzung der Werke von Elias siehe auch Chartier (1989), Muchembled (1996). Besondere Außenwirkung erreicht die von Hans Peter Duerr betriebene „Entmythologisierung des Zivilisationsprozesses“ (1988, 1990, 1993, 1997) und die darauf einsetzende Diskussion über dessen Thesen etwa Maurer (1989), Rehberg (1991), Schröter (1997) und Wouters (1994). Zentraler Punkt der engagierten Duerr-Schröter Debatte sind die von Elias beschriebenen Wandlungen des Schamverhaltens, welches von Dürr „anthropologisiert“ wird.
Foucault gebraucht das architektonische Modell des „Panopticons“, das durch Überwachungsmöglichkeiten die unsichtbare Disziplinarmacht repräsentiert (vgl. Foucault 1976).
Eine explizit sozialpsychologische Konzeption des Selbst, wie sie beispielsweise von Mead (1968) und Cooley (1970) entwickelt wurde, wird an dieser Stelle nicht eingehend behandelt, da sie in großen Teilen Eingang gefunden hat in die kognitiv orientierte Selbstkonzeptforschung und in deren Darstellung berücksichtigt wird.
Freud 1969c, S.214 (Hervorhebung von Freud).
Es wird an dieser Stelle nicht näher auf die einzelnen Phasen psychosexueller Entwicklung eingegangen, da dies für eine Darstellung des grundlegenden Körperverständnisses der Psychoanalyse nicht erforderlich erscheint. Die Entwicklungstheorie Freuds ist ausführlich behandelt bei Miller (1993).
Ich werde mich in der Erörterung klinischer Phänomene auf die grundlegenden Positionen beschränken und folge in meiner Darstellung Freud (1992).
Sie ähnelt jener Energie, die im japanischen Kulturkreis „Ki“ und bei den Chinesen „Chi“ genannt wird, bei den Indern heißt sie „Prana“ und Hippokrates bezeichnete diese Lebensenergie als „Vis naturae“ (Lukoschik/Bauer 1993, S.18).
Die einzelnen Therapieformen werden dargestellt bei Corsini (1994), Lukoschik/Bauer (1993), Petzold (1992) oder auch Rowan/Dryden (1990).
Auf die einzelnen therapeutischen Techniken soll an dieser Stelle nicht eingegangen werden. Neben Bewegung, Spannung und Entspannung, Berührung und der Einnahme bestimmter Positionen spielt die Stimme und damit verbunden die Atmung eine wesentliche Rolle für die Wiederherstellung des freien Energieflusses (vgl. Lowen/Lowen 1979).
Lowen 1992a, S.115f.
Büntig l994, S.71.
Als „Ich-Psychologie“ bezeichnet man eine bereits zu Lebzeiten Freuds von Anna Freud begründete psychoanalytische Strömung, die das Ich als Zentrum innerpsychischer Konflikte in seiner Funktion für die Lebensbewältigung betont.
Erikson nach Aupperle 1992, S.57.
Eine ausführliche Darstellung der einzelnen Stadien findet sich bei Miller (1993).
Mahler et al. 1978, S. 14.
Die Darstellung traditioneller Identitätskonzepte und Versuche ihrer Wetterführung stehen im Zentrum des Sammelbandes von Keupp/Höfer (1997).
In den folgenden Ausführungen berufe ich mich auf die Arbeiten von Filipp (1979) und Epstein (1979) und folge Neubauer (1976) in seiner Sicht des Selbstkonzeptes als Selbsttheorie.
Als Beweis für die Existenz des Körperschemas wird das Wahrnehmungsphänomen des Phantomgliedes angesehen. Die zum Teil schmerzhafte Wahrnehmung eines amputierten und somit faktisch nicht existenten Körperteils wird in der Neurophysiologie durch eine corticale Spontanaktivität erklärt, die bewirkt, dass die Körperwahrnehmung und somit das Körperschema unverändert beibehalten wird (Joraschky 1986, S.37f).
Head 1920, S.737.
Wenn Schilder den Begriff „image“ benützt, so verwendet er ihn weniger in der Bedeutung eines Abbildes, sondern im Sinne des Freudschen Imagobegriffes mit der Betonung sowohl bewusster als auch unbewusster Inhalte des Körperbildes (Joraschky 1986, S.36).
„Körpererfahrung“ wurde zum Schlagwort der wiederentdeckten Körperlichkeit der letzten Jahrzehnte. Es fand Eingang in verschiedene sportpädagogische Konzepte (Alten-berger/Maurer 1992, Funke 1983, 1987, Treutlein et al. 1986), stieß aber aufgrund seiner inflationären und zum Teil unreflektierten Verwendung auch auf Kritik (Größing 1993, Thiele 1990, 1996).
Zur theoretischen Konzeption des Leib-Körpers als Aspekt der Biographie siehe Alheit et al. (1999); hier finden sich auch neue Ergebnisse körperorientierter Biographieforschung.
Aktuelle empirische Ergebnisse der Erforschung alltäglicher Körpererfahrungen sind dokumentiert im Sammelband von Nettleton/Watson (1998), vgl. auch Cash/Pruzinsky (1990).
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Schaufler, B. (2002). Leib und Körper. In: „Schöne Frauen — Starke Männer“. Augsburger Reihe zur Geschlechterforschung, vol 3. VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-322-97564-5_2
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