Zusammenfassung
Wie im vorigen Kapitel erläutert und begründet, wurden in den drei Städten Locarno, Winterthur und Neuchâtel nebst Kindern und Familien schweizerischer Nationalität folgende Einwandererkolonien untersucht: Italienerinnen und Italiener in Locarno, Türkinnen und Türken in Winterthur, Portugiesinnen und Portugiesen in Neuchâtel, sowie Albanerinnen und Albaner aus Kosovo und aus Mazedonien in allen drei Städten. Im Folgenden beschreibe ich exemplarisch die Migrationsgruppen in Locarno, und zwar sowohl im bevölkerungs- als auch bildungsstatischen sowie ethnographischen Sinne. Für eine ausführliche Darstellung der weiteren ethnic communities verweise ich auf den Schlussbericht der NFP-39 Studie ‚Schulerfolg von Immigrantenkindern — Effekte transitorischer Räume‘ (Lanfranchi, Gruber & Gay, 2001). Auf die spezifische Situation der albanischen und türkischen Migrantinnen und Migranten in Winterthur geht Jann Gruber in seiner Dissertation ein (in Vorbereitung). Betreffend albanische und portugiesische Migrantinnen und Migranten in Neuchâtel sei noch auf die Aufsätze von Denis Gay und Caroline Hensinger hingewiesen (Gay, 1999; Gay & Hensinger, 1999).1 In einem vergleichenden Fazit (Kapitel 4.4) werden die Analyse-Ergebnisse aus den drei Städten gemäß den soeben angegebenen Quellen resümiert.
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Literatur
Besonders vermerkt sei hier der Exkurs von Denis Gay ,Etude ethnométhodologique auprès de la communauté de Neuchâtel: Le rôle du rapport à l‘environnement social dans l‘,ouverture‘ des familles albanaises‘, in Lanfranchi, Gruber & Gay (2001, S. 239–273).
Popolazione domiciliata e dimorante a Locarno al 31.12.1999’. Statistische Mitteilung des,Municipio della città di Locarno, Ufficio controlli abitanti‘ (Einwohnerkontrolle Locamo; Typoskript, 2 S.).
Gemäß dem,Ufficio statistico cantonale betrug die Zahl der Einbürgerungen von italieni-schen Staatsangehörigen zwischen 1980–1989 N = 550 (durchschnittlich 55 pro Jahr) und zwischen 1990–1999 N = 310 (durchschnittlich 30 pro Jahr). Die Daten wurden als Excel-File am 8.3. 2000 von P. Zanetti ad hoc zusammengestellt. Es ist zurzeit nicht möglich, anzugeben, wie viele Personen die doppelte Staatszugehörigkeit haben.
Persönliche Mitteilungen von S. Turnaturi (Präsident des,Circolo Italiano di Locarno’) und von L. Fratini (italienischer Vize-Konsul in Locarno). Die lnterview-Transkripte können im Dokumenten-Apparat konsultiert werden. (Lanfranchi, 2000)
Interview-Aussagen im Dokumentarfilm von Vasco Dones in,Era Ora’ (TSI 7.12.99), vgl. auch den Kommentar von He. in der Neuen Zürcher Zeitung vom 7.12.99 mit dein Titel,Als die Italiener bei uns noch Fremde waren’.
Beim,Ufficio cantonale di statistica’ (vgl. die von P. Zanetti ad hoc zusammengestellten Daten,Popolazione straniera alla fine 1998 a Locarno secondo lo statuto, per nazionalità‘) sind zwar detaillierte Angaben über die aus dem ehemaligen Jugoslawien neu entstandenen Staaten Kroatien, Slowenien, Bosnien-Herzegowina und Mazedonien erhältlich. Eine Differenzierung nach ethnischer Abstammung findet man aber nur bei den Albanern aus Kosovo, die teils als separate Kategorie (N = 53, alle Asylsuchende), teils in der Kategorie,Ex-Jugoslavia’ (N = 254) ohne weitere Spezifizierungen aufgeführt werden.
Staatsangehörige aus Albanien, die zu Beginn der 1980er Jahre den Flüchtlingsstatus erhalten haben, kommen im Tessin nur vereinzelt vor. Ende 1998 waren es 72 (10 Niedergelassene mit der Bewilligung C, 30 Jahresaufenthalter mit der Bewilligung B, 32 Asylsuchende). Angaben vom,Ufficio cantonale di statistica’ — Ad-hoc-Zusammenstellung von P. Zanetti:,Cittadini albanesi residenti in Ticino a fine 1998’.
Die Agglomeration Locarno umfasst Ascona, Brione s. Minusio, Cavigliano, Cugnasco, Gordola, Locarno, Losone, Minusio, Muralto, Orselina, Ronco s. Ascona, Tegna, Tenero-Contra, Verscio, Aurigeno, Avegno, Gordevio, Lodano, Maggia, Moghegno (,Informazioni statistiche 3/1993, Ufficio cantonale di statistica’).
Ständige Wohnbevölkerung ani 31.12.1999 gem.,Annuario statistico ticinese, Comuni 2000’.
Der schweizerische Durchschnitt beträgt 22% (Lischer, 1997 ). Die aktualisierten Zahlen zum Schuljahr 1998/99 wurden von R. Lischer ad hoc zur Verfügung gestellt.
Während die Anteile italienischer Kinder im Schuljahr 1980/81 im Verhältnis zu allen,Ausländern‘ in der SI 87% und in der SE sowie in der SM je 89% aller Kinder nicht schweizerischer Nationalität betrugen, sanken sie im Schuljahr 1990/91 auf 65% in der SI, 68% in der SE und 76% in der SM. Im Schuljahr 1998/99 sind die Prozentanteile in der SI nunmehr 41%, in der SE 42% und in der SM 46%. (Donati & Mossi, 2001, S. 63)
Auch die Daten der Stadt Locarno beziehen sich auf das Schuljahr 1998/99. Sie wurden vorn,Ufficio studi e ricerche, durch C. Guidotti ad hoc zusammengestellt.
Zum Vergleich: Spanier 16,7%, Türken 28,1%, Portugiesen 29,6% (Donati & Mossi, 2001, S. 72). Für die Kinder aus dem ehemaligen Jugoslawien siehe weiter unten.
Zum Vergleich: Spanier 45,0%, Portugiesen 39,1%, Türken 42,2% (Donati & Mossi, 2001, S. 77). Für die Kinder aus dem ehemaligen Jugoslawien siehe weiter unten.
Bei den türkischen Kindern fallen die Anteile auf rund 25%, bei den portugiesischen Kindern auf rund 20% (Donati & Mossi, 2001, S. 78).
Hingegen sind es 50% der Türken und sogar 60% der Portugiesen (Donati & Mossi, 2001, S. 72).
Dabei betragen die Anteile der Türken 13,8%, der Spanier 16,7% und der Portugiesen 17,2% (Donati & Mossi, 2001, S. 79).
Nach der Sonderschulreform von 1975 sind zwar die Versetzungen in Sonderklassen und Sonderschulen im Kanton Tessin auf mittel-bis schwergradige Behinderungsformen eingeschränkt worden (siehe Kapitel 8.1). Die absoluten Zahlen sind dennoch nicht zu vernachlässigen. Sie betrugen im Schuljahr 1998/99 N = 527 von in der SE und in der SM insgesamt 35’532 eingeschulten Kindern, was einem Prozentsatz von immerhin 1,5 entspricht (Guidotti & Bernasconi, 1999, S. 49). Zur Terminologie: Im Tessin gilt der Begriff,Sonderschule‘ synonym sowohl für die zahlreicheren, in Schulhäusern der Regelschule untergebrachten Sonderklassen als auch für die Klassen, die in den kantonalen oder kantonalsubventionierten Sonderschuleinrichtungen (Heime) untergebracht sind.
Diese und die folgenden Daten wurden von C. Guidotti,,Ufficio studi e ricerche’, auf Anfrage zusammengestellt (Excel-File vom 20.12.1999).
Um zu einer genügend großen Fallzahl von N = 25 zu gelangen (siehe Kapitel 3.3), haben wir für die quantitative Erhebung zusätzlich den Jahrgang 1993 sowie die albanischen Kinder der Umgebungsgemeinden von Locarno (es handelt sich um Minusio, Muralto, Losone, Gordola, Tenero) berücksichtigt.
Gemäß Mossi & Bernasconi (1998, S. 21) werden darunter „alle Sprachen der ex-jugoslawischen Staaten“ vereint.
Die Daten wurden vom,Ufficio controllo abitanti della città di Locarno‘ (Einwohnerkontrolle der Stadt Locarno) auf Anfrage ad hoc zusammengestellt.
Angaben des Direktors C. Bizzozero aufgrund des Fragebogens,Rilevamento istituzioni di accoglienza per il 1.11.99’ (in Lanfranchi, 2000). Siehe auch das Experteninterview mit Herrn Bizzozero in Kapitel 6. 3. 1.
Angaben der Krippenleiterin G. Belloli aufgrund des Fragebogens,Rilevamento istituzioni di accoglienza per il 1.11.99’ (in Lanfranchi, 2000).
Zum Vergleich und zur Ergänzung: In den Umgebungsgemeinden von Locarno (Ascona, Losone, Minusio, Muralto, Tenero, Gordola) wurden im gleichem Zeitraum 98 Kinder während durchschnittlich 155 Stunden (das heißt ca. 25 Stunden bzw. fünf Halbtage pro Monat) in einer Tagesfamilie aufgenommen.
Eigene Auswertungen aufgrund der Liste von Ch. Lüscher, Bambini collocati fino al 30.6.1999, Associazione famiglie diurne Sopraceneri‘.
Für weitere Angaben (historische Einbettung, pädagogische Ausrichtung, Organisation) verweisen wir auf Kapitel 8.1.3.
Angaben des Schuldirektors von Locarno A. Tomasini sowie die Ad-hoc-Auswertungen von C. Guidotti,,Ufficio studi e ricerche’. Bezugsperiode: Schuljahr 1998/99.
Angaben aus der Kindergartenstatistik:,Ufficio educazione prescolastica del Dipartimento istruzione e cultura’ (Amt für vorschulische Erziehung des Bildungs- und Kulturdepartements):,Scuole dell’infanzia — dati statistici anno scolastico 1998/1999, Bellinzona — November 1998’.
Im Schuljahr 1990/91 waren 65% der 3-Jährigen im Kindergarten, 1993/94 noch 60% und 1996/97 nur noch 54%.
Persönliche Mitteilung von M. L. Delcò, Vorschulamt-Direktorin (,Ufficio educazione prescolastica’).
‚Legge sulla scuola dell’infanzia e sulla scuola elementare‘ vom 7. Februar 1996.
Ad-hoc-Erhebung des,Ufficio educazione prescolastica’ bei den Kreisinspektorinnen.
Der Durchschnitt eines Jahrgangs beträgt in Locarno — gemessen an den Jahrgängen 1995 bis 1999 — 148 Kinder (Daten der Einwohnerkontrolle der Stadt Locarno — auf Anfrage ad hoc zusammengestellt).
Die Werte von Locarno entsprechen dem kantonalen Durchschnitt von 33% (Hungerbühler, 1992), obwohl bei den 3-Jährigen der Stadt Locarno die Besuchsquote des Kindergartens tiefer ist — was mit der höheren Zahl von Krippenplätzen und Tagesfamilien kompensiert wird. Zum Vergleich: Nach der EKF (1992) beträgt der Versorgungsgrad in den welschen Kantonen Waadt, Genf und Neuenburg rund 7% und in der Deutschschweiz weniger als 2%. Wirft man einen Blick über die Grenzen, so gibt es in den EU-Staaten für 2 bis 40% der Kinder unter drei Jahren Plätze in öffentlich finanzierten Tagesstätten. Für Kinder zwischen drei Jahren und dem jeweiligen Schuleintrittsalter beträgt das Angebot 35 bis 95% (EKF, 1992, Teil II, Kinderbetreuungseinrichtungen in Europa‘). Die Besucherquote der 3-Jährigen in Vorschuleinrichtungen von Italien, Frankreich und Belgien ist größer als 75%, in Spanien, Portugal, England, Dänemark und Deutschland beträgt sie 25 bis 50%, und nur in Irland, Griechenland, Niederlanden und Luxemburg ist sie kleiner als 10%. ( Vgl. Europäische Kommission, 1995 )
Aber nicht nur: siehe die besondere Situation italienischer Kinder im Kanton Tessin (Kapitel 4.2).
Vgl. Richard-De Paolis et al. ( 1995, S. 281) bezogen auf die französische Schweiz, Flutter & Jakob (1990, S. 85) bezogen auf die Stadt Zürich sowie Huwiler (1998, S. 50 ff.) und Raulf (1998, S. 94) bezogen auf eine Stichprobe im Kanton Zürich. Für eine gesamtschweizerische Übersicht vgl. Buhmann (2001).
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Lanfranchi, A. (2002). Beschreibung des Untersuchungsfeldes: Migrantengruppen, Schulbevölkerung und vorschulische Betreuungseinrichtungen. In: Schulerfolg von Migrationskindern. Reihe Schule und Gesellschaft, vol 28. VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-322-97562-1_6
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