Zusammenfassung
„Ich will nach oben“, so hat einer der Biographen Schröders das Leitmotiv dessen politischer Laufbahn bezeichnet, und er hat damit wohl nicht so ganz unrecht. Freilich waren mit diesem Drang nach oben nicht nur karrieremäßige Schachzüge und Tricks, sondern immer sehr konkrete gesellschafts-, wirtschafts- und sozialpolitische Vorstellungen verbunden. Der als Sohn eines Hilfsarbeiters Geborene — der Vater fiel in Rumänien, als der Sohn sechs Monate alt war — hatte entsagungsreiche und ihn voll fordernde Jugendjahre hinter sich, ehe er auf dem zweiten Bildungsweg das sich selbst gesteckte Ausbildungsziel erreichte und mit der Niederlassung als Rechtsanwalt in Hannover eine auch für die politische Laufbahn vorteilhafte Ausgangsposition erlangte. Zielbewußt absolvierte er die Eingangs- und Aufbaustationen seiner politischen Karriere: Als Juso-Vorsitzender gelang es ihm, das Verhältnis der Jusos zur Mutterpartei — das unter seinen Vorgängern wegen deren extrem-linker Tendenzen notleidend geworden war — zu entspannen. In den Jahren von 1980 – 1986 sammelte er erste bundespolitische Erfahrungen auf der Bonner Bühne. Aber die Nadel seines politischen Kompasses zeigte damals noch nicht in Richtung Bundesregierung, wenn auch kolportiert wird, er habe in seinen Bonner Jahren mit den Worten „Ich will da rein“ an dem Gitter des Bundeskanzleramtes gerüttelt. Wenn dies nicht Tatsache sein sollte, so ist dieses Gerücht doch gut erfunden. Er betätigte sich in den Bundestagsausschüssen für Raumordnung und Städtebau sowie für Bildung und Wissenschaft, im 10. Bundestag auch im Rechtsausschuß. Als Juso-Vorsitzender konnte er in der Enquete-Kommission „Jugendprotest im demokratischen Staat“ sachverständige Beiträge liefern.
Der Staatsmann muß die Dinge rechtzeitig herannahen sehen und sich danach einrichten. Versäumt er das, so kommt er mit seinen Maßregeln meist zu spät.
Bismarck
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© 2002 Leske + Budrich, Opladen
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Ferdinand, H. (2002). Weil wir Deutschlands Kraft vertrauen: Gerhard Schröder (Hannover). In: Ferdinand, H. (eds) Reden, die die Republik bewegten. VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-322-97558-4_36
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