Zusammenfassung
Er schlug alle Rekorde: Keine und keiner seiner 156 Kolleginnen und Kollegen in den Bundesregierungen von 1949 bis 1998 reicht auch nur annähernd an die 23 Bundesministerjahre Genschers heran. Auch langdienende Minister wie Gerhard Schröder (Düsseldorf) und Norbert Blüm bleiben mit 16 Ministerdienstjahren weit hinter Genscher zurück. Den Flakhelfer von 1943, den noch in den letzten Monaten des Krieges als achtzehnjähriger Soldat eingesetzten Sekundaner verschonte die Kriegsfurie, und danach galt es erst einmal die Notjahre der unmittelbaren Nachkriegszeit zu bewältigen. 1946 holte er das Abitur nach und hatte in den folgenden Jahren vor allem gesundheitliche Gravamina zu besiegen: Im ersten Nachkriegsjahrzehnt mußte er wegen Tuberkulose über drei Jahre in Kliniken und Heilstätten zubringen. Nach der Übersiedlung in die Bundesrepublik gelang der Aufstieg schnell; Thomas Dehler war auf den jungen Anwalt — den die demokratische Verfassung nicht sehr nachdrücklich aufzufordern brauchte, „sein Talent geltend zu machen“ (Hegel) — aufmerksam geworden und lud ihn ein, in den Mitarbeiterstab der Bonner FDP-Fraktion einzutreten. Dort gewann er schnell Sitz und Stimme, übernahm hohe Parteiämter und begann 1965 seine parlamentarische Laufbahn, die bis 1998 dauern sollte. 1969 berief ihn Willy Brandt in das Innenministerium, ebenso 1972. 1974 wurde er unter Helmut Schmidt Außenminister, und dieses Amt behielt er auch nach dem dramatischen Koalitionswechsel im Jahre 1982.
In der demokratischen Verfassung ist überhaupt der Entwicklung großer politischer Charaktere am meisten Raum gegeben; denn sie vornehmlich läßt die Individuen nicht nur zu, sondern fordert sie auf, ihr Talent geltend zu machen.
Hegel
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© 2002 Leske + Budrich, Opladen
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Ferdinand, H. (2002). Dauerläufer im Auswärtigen Amt: Hans-Dietrich Genscher. In: Ferdinand, H. (eds) Reden, die die Republik bewegten. VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-322-97558-4_32
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