Zusammenfassung
Der Nonkonformismus des jungen fränkischen Edelmanns fiel schon während seiner Militärzeit unangenehm auf; es sollte denn auch die Eigenschaft bleiben, die Freunde und Gegner während seiner politischen Laufbahn des Öfteren in Verwirrung geraten ließ. Irgendeine Form von Übereinstimmung mit dem Nationalsozialismus war von Familie und Herkommen aus bei Guttenberg nicht zu erwarten. Er folgte dem Rat seines Vaters und wurde Offizier, was für ihn eine Form der inneren Emigration darstellte, die viele seiner Altersgenossen wählten, um dem Gleichschritt in den braunen Bataillonen zu entgehen. Mehr als einmal eckte er wegen „staatsfeindlicher Äußerungen“ an; in einem Fall hatte er es nur dem Verständnis eines wohlwollenden Kriegsgerichtsrats zu danken, dass er mit einer gelinden Strafe davonkam. Es lag nur in der Logik seiner persönlichen Entwicklung, dass er nach der Gefangennahme bei der Invasion im Jahre 1944 dem Angebot der Engländer folgte, in der BBC und dem Soldatensender Calais an der psychologischen Kriegsführung, wie man heute sagen würde, teilzunehmen und seine Waffenkameraden vor der Weiterführung des sinnlos gewordenen Kampfes eindringlich zu warnen. Dies hatte Folgen: Des Öfteren ist ihm später „Verrat des Vaterlandes im Dienst des Feindes“ vorgeworfen worden; aber es war nichts anderes als die Einsicht in die Demagogie und Menschenverachtung eines totalitären Staates und die aus dieser Einsicht herrührende Umsetzung einer immer schon vorhandenen Widerstandshaltung gegen das NS-Regime in die kriegspolitische Wirklichkeit und Notwendigkeit. Dazu gehörte freilich Mut, aber den hatte er.
Nicht so vieles Federlesen! Laßt mich immer nur herein: Denn ich bin ein Mensch gewesen, Und das heißt ein Kämpfer sein.
Goethe
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© 2002 Leske + Budrich, Opladen
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Ferdinand, H. (2002). Adenauers Schüler: Karl Theodor von und Zu Guttenberg 1921–1972. In: Ferdinand, H. (eds) Reden, die die Republik bewegten. VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-322-97558-4_22
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Publisher Name: VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden
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