Skip to main content

Stand der Theorie in der Verwendungsforschung

  • Chapter
Book cover Soziologen als Berater

Part of the book series: Forschung ((FS,volume 133))

  • 108 Accesses

Zusammenfassung

Die Verwendungsforschung untersucht, ob und in welcher Weise wissenschaftliches Wissen praktisch angewandt werden kann. Sie nimmt an, dass Verwendung ein Anwendungsprozess ist, „in dessen Verlauf je nach Handlungszusammenhang bestimmte Ergebnisse in die Praxis ‚durchdringen‘, andere hingegen nicht“ (Beck und Bonß 1985: 610). Damit stellt sie die Frage nach der Art der Selektionsprozesse, ihren Verläufen, nach Faktoren und Kontexten, die sie begünstigen oder behindern. Das Ziel der Verwendungsforschung besteht darin, zu analysieren, wie die vielfältig produzierten sozialwissenschaftlichen Ergebnisse in praktischen Handlungszusammenhängen tatsächlich verwendet werden (Beck und Bonß 1985; Dewe und Otto 1991).

This is a preview of subscription content, log in via an institution to check access.

Access this chapter

Chapter
USD 29.95
Price excludes VAT (USA)
  • Available as PDF
  • Read on any device
  • Instant download
  • Own it forever
eBook
USD 44.99
Price excludes VAT (USA)
  • Available as PDF
  • Read on any device
  • Instant download
  • Own it forever
Softcover Book
USD 59.99
Price excludes VAT (USA)
  • Compact, lightweight edition
  • Dispatched in 3 to 5 business days
  • Free shipping worldwide - see info

Tax calculation will be finalised at checkout

Purchases are for personal use only

Institutional subscriptions

Preview

Unable to display preview. Download preview PDF.

Unable to display preview. Download preview PDF.

Literatur

  1. Einige Autoren halten eine verbindliche Definition des Verwendungsbegriff auf Grund der verschiedenen Arten von Verwendung für unmöglich; auch Begriffe wie „Nicht-“ oder „Miss-Verwendung” seien ungeeignet bzw. falsch, da es sich auch hier in jedem der Fälle um eine Verwendung handle — nur eben nicht um die von der Disziplin gewünschte, sondern die für die Akteure in einem Praxisfeld rationale und angemessene Strategie (Wingens 1988: 30).

    Google Scholar 

  2. Praktische Ziele der Anwendung von Wissenschaft sind in diesem Verwendungsverständnis: die Bearbeitung eines Sachproblems (vgl. Daheim et al. 1989), Vorbereitung von Entscheidungen durch gezieltes sozialwissenschaftliches Wissen (z.B. durch Trendstudien; vgl. Zetterberg 1972), Begründung von Entscheidungen gegenüber einer Öffentlichkeit (vgl. dazu z.B. Lau 1989), Legitimation von Entscheidungen, die so — oder von der entscheidenden Person - „eigentlich“ nicht hätten getroffen werden dürfen (vgl. Schneider 1989), Aufschub oder Verhinderung von Entscheidungen, Diffamierung oder Verwirrung politischer Gegner durch „störende” Analysen (vgl. zu den letzten drei Möglichkeiten Zetterberg 1972) - um nur die wichtigsten Möglichkeiten zu nennen. Dabei wird wissenschaftliches Wissen vielfach zur Sicherung des eigenen Vorteils genutzt.

    Google Scholar 

  3. Der Name „enlightenment concept“ legt (irrtümlicherweise) ein Konzept der Aufklärung durch Wissenschaft nahe, das an die wissenschaftszentrierten Vorstellungen eines Rationalitätsgefälles zwischen Wissenschaft und Praxis anschließt. Der Begriff „conceptual use” beschreibt dagegen den praxisrelevanten Beitrag der Sozialwissenschaften angemessen: Sozialwissenschaftliches Wissen trägt zur Strukturierung und Interpretation sozialer Realität bei; es bildet „einen generellen Wissens-und Interpretationshintergrund für den gesamten Bereich politischen Handelns, auf dem die politische Praxis ihre Probleme wahrnimmt und bearbeitet… Vertreter der politischen Praxis verwenden soziologisches Wissen,more to orient themselves to problems than to find solutions to discrete policy problems. Research provides the intellectual background of concepts, orientations and empirical generalisations that inform policy… Much of this use ist not direct, but a result of longterm infiltration of social science concepts, theories and findings with the general intellectual culture of a society“ (Wingens 1988: 139–140; Zitat im Zitat von Bulmer). Ich selbst halte den Begriff „konzeptualisierendes Verwendungsverständnis” nicht für günstig, da er m.E. für den deutschen Sprachraum zu abstrakt ist. Ich werde ihn im Folgenden dennoch verwenden, da in der Literatur kein klarerer als der von Wingens geprägte Begriff zu finden war.

    Google Scholar 

  4. Oder, wie Evers und Nowotny es definieren: „Wissen, dessen Erkenntnisobjekt die aktuellen Problematisierungsvorgänge sind, das aus gesellschaftlichen Konflikten entsteht und dennoch zur Verständigung über sie beiträgt; Wissen, das benennbar macht, was als gesellschaftliches Phänomen noch keinen Namen hat… jenes Wissen, das, wie diffus auch immer, Beiträge zur Suche nach neuen gemeinsamen Orientierungen und Fragen liefert“ ( 1989: 379 ).

    Google Scholar 

  5. Dies entspricht dem „konzeptuellen Verwendungsverständnis“ bei Wingens (1988).

    Google Scholar 

  6. Vgl. als Beispiel für viele die Arbeiten von Zinn (1997) sowie Dammann und Zinn (1995, 1997), die Beiträge von Bausch (1995), Brüderl et al. (1995), Eiben und Gernand (1995), Hillmert (1995), Schreiber (1995) sowie Alemann (1995).

    Google Scholar 

  7. Gute Übersichten über die im Rahmen des Schwerpunktprogramms durchgeführten Forschungsprojekte in Franz (1985; Bericht über die fortlaufenden Projekte) und in Beck und Bonß (1989; Bericht über die abgeschlossenen Projekte).

    Google Scholar 

  8. Diesen Aspekt findet man auch bei Dewe und Schmitz (1985; s. oben); vgl. auch Dewe (1985, 1991a, 1996 a, b); Dewe und Radtke (1989).

    Google Scholar 

  9. Beck und Lau (1982) leiten von dieser Tatsache den Begriff der „praktischen Verwendungstauglichkeit“ ab: Dieser Begriff bezeichnet die Beziehung zwischen den praxisrelevanten Eigenschaften von Theorien (und wissenschaftlichen Forschungsergebnissen) und ihrer Verwendbarkeit in bestimmten sozialen und politischen Handlungszusammenhängen. Er ist praktisch unabhängig von wissenschaftlichen Beurteilungskriterien wie methodischer Validität und Reliabilität, empirischem Informationswert und theoretischer Erklärungskraft. Weisen Theorien Eigenschaften auf, die politisch-administratives Handeln optimieren, erfreuen sie sich großer und dauerhafter politischer Wirksamkeit, auch wenn sie wissenschaftlich nachhaltig kritisiert worden sind.

    Google Scholar 

  10. Diese sinnvolle Verbindung beider Konzepte oder Thesen gelang zuerst Wingens (1988), der selbst den Ansatz von Ronge für unzureichend hält.

    Google Scholar 

  11. Daheim (1989) nennt als weitere Bedingung den Professionalisierungsgrad einer Wissenschaft. Ich werde auf diesen Punkt weiter unten eingehen, wenn ich die Theorien der Professionalisierung und des professionellen Handelns darstelle.

    Google Scholar 

  12. Bei diesem Vorgehen unterscheidet man zwischen zwei Hauptrichtungen der eklektizistischen Aneignung wissenschaftlichen Wissens: 1. Bei der „gemäßigt-eklektizistischen Aneignungslogik“ erfolgt der Wissenstransfer unter drei grundsätzlichen Aneignungsbedingungen: Die erlernte therapeutische Zusatzqualifikation steht im Mittelpunkt; hinzu tritt der Versorgungsauftrag der Einrichtung, in der der Psychologe arbeitet, und das spezifische kollegial-fachliche Netzwerk des jeweiligen Beraters. 2. Der „radikal-eklektizistische mainstream” synthetisiert die verschiedenartigsten Wissensquellen zu einem „subjektiv-persönlichen Behandlungskonzept“ (Keupp et al. 1989: 167). Es lassen sich kaum noch Bezüge zu den unterschiedlichen Wissensquellen erkennen. Diese verlieren im Zuge der Aneignung ihre Bedeutung bzw. werden auch bewusst getilgt.

    Google Scholar 

  13. Allerdings müssen die beruflichen Standards mit den Interessen des Klienten im Resultat übereinstimmen, und hier liegt das Problem von Wissenschaftlern und ihren Auftraggebern: Während bei Ärzten der Erfolg in der Heilung und bei Rechtsanwälten in einem gewonnenen Rechtsstreit zu sehen ist und als Erfolg für beide Verhandlungspartner gilt, fehlt ein derartiges interprofessionell verankertes Erfolgsverständnis bei Wissenschaftlern (Schneider 1989 ).

    Google Scholar 

  14. Vgl. Zetterbergs (1972) Annahme einer Notlage oder eines Krieges als Ausgangspunkt für die Inanspruchnahme von sozialwissenschaftlichen Experten.

    Google Scholar 

Download references

Authors

Rights and permissions

Reprints and permissions

Copyright information

© 2002 Leske + Budrich, Opladen

About this chapter

Cite this chapter

von Alemann, A. (2002). Stand der Theorie in der Verwendungsforschung. In: Soziologen als Berater. Forschung Soziologie, vol 133. VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-322-97549-2_3

Download citation

  • DOI: https://doi.org/10.1007/978-3-322-97549-2_3

  • Publisher Name: VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden

  • Print ISBN: 978-3-322-97550-8

  • Online ISBN: 978-3-322-97549-2

  • eBook Packages: Springer Book Archive

Publish with us

Policies and ethics