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Entwicklung und Profil organisierter Interessen von Frauen und Interessenvermittlung von Frauenverbänden

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Part of the book series: Forschung ((FPOLIT,volume 139))

Zusammenfassung

Das heute existierende Spektrum der Frauenorganisationen ist nicht erst in den Jahren nach dem Zweiten Weltkrieg entstanden. Viele der heute aktiven Frauenvereine wurden bereits im vorigen Jahrhundert oder zu Beginn dieses Jahrhunderts gegründet und blicken auf eine lange Geschichte zurück. Einige stellen sich aus ihrem Selbstverständnis heraus in die Tradition einer bestimmten Organisation wie der „Deutsche Frauenrat”, der sich selbst als Nachfolgeorganisation des „Bundes Deutscher Frauenvereine”, der ersten, 1894 gegründeten nationalen Dachorganisation deutscher Frauenvereinigungen, sieht. Um strukturelle Kontinuitäten, aber auch Wandlungen der frauenspezifischen Organisationslandschaft, ihrer politischen Grundpositionen, aber auch des Verhältnisses zum Staat nachvollziehen zu können, werden in diesem Kapitel die Hauptlinien der Entwicklung der sogenannten „alten Frauenbewegung” unter besonderer Berücksichtigung vorgenannter Aspekte nachgezeichnet, die durch die nationalsozialistische Herrschaft jäh zum Erliegen kam.

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Literatur

  1. Bereits im Vorfeld der Liberalen Revolution, im Rahmen der Vormärzbewegungen, entstanden im Kontext der religiösen Oppositionsbewegung des Deutschkatholizismus und der Freien Gemeinden in vielen Städten sog. Freisinnige Frauenvereine.

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  2. Der preußische Innenminister Freiherr von Hammerstein kanzelte noch 50 Jahre später, 1902, eine Petition des Vereins preußischer Volksschullehrerinnen um Zulassung von Frauen zu politischen Versammlungen mit den Worten ab: „Ich glaube, es sähe traurig aus um unsern preussischen Staat, wenn die leichte Erregbarkeit der Frauen grade in öffentlichen Versammlungen das Volk bewegen sollte. Davor müssen wir uns hüten. Es soll deshalb der Polizei immer die Befugnis bleiben und sie soll scharf eintreten, sobald die Frauen versuchen, auch politisch tätig zu sein” (zitiert nach von Cleve 1908: 155 ).

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  3. Die ersten, auf Frauen bezogenen Beschränkungen gab es bereits im Mittelalter: Einzelne Zünfte begannen im 14. Jahrhundert, die Frauenarbeit zu beschränken, dennoch blieben bis 1500 die Frauen nirgends gänzlich ausgeschlossen. Zwischen 1389 und 1497 sind in Frankfurt a. M. 15 Ärztinnen nachgewiesen (Wilbrandt 1902: 8-9). Die Ausschließung der Frauen aus der Erwerbsarbeit, aus den Zünften, setzte aus wirtschaftlichen Gründen im 17. Jahrhundert ein, im 18. Jahrhundert waren kaum noch Frauen im gelernten Handwerk zu finden (Wilbrandt 1902: 14 - 16 ).

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  4. Eindringlich wird das unvorstellbare „Höllenbreughel” (Braun 1901: 231) der Fabrikarbeiterinnen in verschiedenen Industrie-und Gewerbezweigen um die Mitte des neunzehnten Jahrhunderts in den europäischen Industriezentren von Lily Braun nachgezeichnet, vgl. auch die Schilderungen Louise Otto-Peters (1866: 33ff.).

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  5. Inwieweit diese Perzeption in der Industriearbeiterschaft auch den Tatsachen entsprach, läßt sich nur schwer eindeutig beantworten: Einerseits wird konstatiert, daß Frauen lediglich in diejenigen Industriezweige strömten, aus denen die Männer bereits abgezogen waren, andererseits wird in der zeitgenössischen Literatur besonders die Unterbietung der Löhne durch Frauen, die in der Heimindustrie beschäftigt waren, und ihre Einstellung als„Streikbrecherinnen” beschrieben, so daß davon auszugehen ist, daß die Konkurrenzängste nicht ganz unbegründet waren. Daß Frauen keinesfalls nur in Arbeiterkreisen als Konkurrenz wahrgenommen wurden, sondern auch in allen anderen Berufszweigen, zeigt der Protest z.B. der Lehrerverbände, die den Untergang des Abendlandes heraufbeschworen, wenn Frauen der Unterricht an höheren Schulen gestattet sein sollte (vgl. Kerchner 1992 ). Zu nennen wären auch die massiven Anwürfe der Ärzteschaft gegen die Hebammen, deren Aktionsradius die Mediziner mit allen Mitteln klein zu halten versuchten, um sich Behandlungsanteile zu sichern.

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  6. Familienväter fürchteten um ihr Ansehen, wenn publik wurde, daß sich die weiblichen Familienmitglieder etwa mit Näh-oder Stickarbeiten Geld verdienten. So mußten diese heimlich ausgeführt werden.

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  7. Der deutsche Idealismus und die Romantik hatten die pittoresk anmutenden Familienvorstellungen im Bürgertum stark geprägt. Verklärt und überhöht wurde die Rolle der Frauen als treusorgende Mutter und Ehefrau, in der sie ihre „Berufung” zu finden hatten.

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  8. Das Jahrbuch für die amtliche Statistik des Preußischen Staates von 1863 weist bei einer weiblichen Bevölkerung von 5.861.091 im Alter von über 14 Jahren 2.918.763 unverheiratete, verwitwete und geschiedene Frauen auf, d.h. rund 50% (zitiert nach Twellmann 1976: 28). Da der Einschluß von Frauen des Alters von 14 bis 16 Jahren für die Feststellung der Zahl potentiell unversorgter, alleinstehender Frauen als zu niedrig angesetzt gelten kann, müssen weitere Quellen hinzugezogen werden. Aus diesem Grunde wurde von Twellmann (ebenda: 28) auf eine weitere Quelle zurückgegriffen, nämlich Louise Otto-Peters, die in ihrer Verbandszeitschrift angab, daß in Preußen 1864 1.827.451 unverheiratete Frauen und rund 700.000 Witwen lebten, so daß die Zahl der alleinstehenden Frauen im Alter von über 16 Jahren näherungsweise 2.527.451 beträgt (vgl. Twellmann ebenda: 28; vgl. auch WilbrandUWilbrandt 1902: 24).

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  9. Verschärft in Zeiten wirtschaftlicher Rezession, wie sie nach dem sog. „Gründerkrach” 1873 im Deutschen Reich einsetzte.

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  10. Lag es doch im öffentlichen Interesse, die sog. „weiblichen” Eigenschaften in den Dienst der Allgemeinheit zu stellen. Widerstände begegneten den Frauenvereinigungen, als sie verstärkt aus ihrem Engagement heraus auch Zugang zu den Amtem der öffentlichen Armenpflege begehrten, die in männlicher Hand lagen.

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  11. Die Zeitschrift wurde bereits 1850 im Zuge der Niederschlagung der Revolution mit einem Verbot belegt und mußte 1852 ihr Erscheinen endgültig einstellen.

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© 2001 Leske + Budrich, Opladen

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Biegler, D. (2001). Entwicklung und Profil organisierter Interessen von Frauen und Interessenvermittlung von Frauenverbänden. In: Frauenverbände in Deutschland. Forschung Politikwissenschaft, vol 139. VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-322-97540-9_3

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  • DOI: https://doi.org/10.1007/978-3-322-97540-9_3

  • Publisher Name: VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden

  • Print ISBN: 978-3-8100-3250-8

  • Online ISBN: 978-3-322-97540-9

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