Zusammenfassung
Das dritte Kapitel beschreibt einen Zeitabschnitt, der — gemessen an der schriftlich dokumentierten Geschichte — relativ kurz ist, nämlich rund 1200 Jahre vom Ende des weströmischen Kaisertums (476) bis zum Westfälischen Frieden (1648). Er ist gekennzeichnet durch den Niedergang der antiken Zivilisationen, vor allem in Westasien und im Mittelmeerraum und die gewaltsame Konkurrenz zwischen Christentum und Islam, aber auch zwischen orthodoxem und lateinischem Christentum, eine Konkurrenz, die klassische Macht- und Eroberungspolitik mit religiösmissionarischem Eifer verknüpft, der auch vor der physischen Liquidierung des Gegners/Andersgläubigen nicht Halt macht, von kürzeren Ausnahmen abgesehen, zu denen die Blütezeit des Kalifats in Bagdad, das „Goldene Zeitalter“ Andalusiens und die Regierungszeit des Hohenstaufenkaisers Friedrich II. gehören. Dabei spielte der „Reichsgedanke“, also der Versuch, das Römische Reich wiederherzustellen, eine entscheidende Rolle. Die Fragen lauten, welche Friedensvorstellungen der Antike trotz dieses Niedergangs weiterwirkten und welche zivilisatorischen Kräfte am Werke waren, um schrittweise das um sich greifende brutale Faustrecht wieder einzudämmen und durch Rechtsordnungen/Friedensordnungen zu ersetzen, die positive gesellschaftliche Entwicklungen ermöglichten, die dann zur Entstehung nationaler Friedensräume und zur Entfaltung der „westlichen“ Zivilisation der Neuzeit führten.
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Literatur
Zur Vertiefung der Darstellung dieses Zeitraums wird noch einmal auf Toynbee, Arnold 1998: „Menschheit und Mutter Erde — Die Geschichte der großen Zivilisationen“, Berlin, verwiesen.
Byzanz wurde im 4. Jahrhundert in Konstantinopel umbenannt, doch der Name blieb zur Bezeichnung des oströmischen — byzantinischen — Reiches erhalten. Umgangssprachlich, auch im diplomatischen Verkehr, wurden beide Namen synonym verwandt.
Dabei ist allerdings zu beachten, daß der Corpus Juris Civilis unter dem Vorbehalt des notfalls durch Gewalt erzwungenen Bekenntnisses zum christlichen Glauben stand, ein Vorgang der den antiken Gesellschaft weitgehend fremd war.
Vermutlich das gleiche Phänomen wie 2000 Jahre zuvor im Industal (vgl. 2.1.1) und später in allen nahöstlichen Regionen; der einst so fruchtbare „Halbmond“ wurde zu einer Dürrezone. Heute ist uns zwar der Zusammenhang von Wald und Klima bekannt, dennoch wird immer noch Raubbau an den lebenserhaltenden Feucht- und Urwäldern betrieben mit der Folge von Versteppung ganzer Landschaften in Afrika und Südasien.
Regalien sind ursprünglich dem König (regalis) zustehende Einkünfte, Steuern, Abgaben, aber auch Gerichtsbarkeiten u.a., die nachgeordneten Lehnsherren, Bischöfen oder Äbten verliehen werden konnten, meist als Gegenleistung für Dienste, beispielsweise bei der Unterstützung der Königswahl, bei Kriegszügen oder im Streit mit dem Papst. Ein kurioses Überbleibsel solcher Regalien war die Salzsteuer, die von der Bundesregierung erst in den achtziger Jahren abgeschafft wurde.
Zu nennen sind die aktuellen Vorgänge in Afghanistan (Errichtung eines Terrorregimes der fundamentalistischen Taliban auf der Grundlage des koranischen Rechts, der Scharia), im Iran (das im Vergleich mit Afghanistan etwas mildere islamische Regime der Ayatollas), in Algerien (Terror radikaler Islamisten) und in mehreren anderen Staaten mit islamischen Bevölkerungsmehrheiten, wo auf die Errichtung islamischer Regime hingearbeitet wird (Ägypten, Pakisten, Türkei, Dagestan, Sudan, Nigeria u.a.).
Allerdings wurde schon frühzeitig, vor allem von dem Dominikaner Bartolomé de Las Casas (1474–1566), erkannt, daß auch Indios dem von Gott erschaffenen Menschengeschlecht angehörten. 1542 wurde die Versklavung von Indios verboten, nicht aber die Zwangsarbeit (ecomienda), gegen die Las Casas weiter ankämpfte und die erst 1720 aufgehoben wurde. Das Verbot der Versklavung von Indios hatte eine negative Konsequenz: es verstärkte die „Einfuhr“ von Sklaven aus Afrika.
Der Name al-Andalus ist unbestimmten Ursprungs. Manche Historiker meinen, diese spanische Region sei nach einem der ersten muslimischen Fürsten benannt, andere glauben, daß sie auf die Vandalen zurückzuführen sei, die dort gesiedelt hatten.
Sie folgten damit dem Beispiel Alexanders, der 324 v.d.Z., ein Jahr vor seinem Tod, in Susa eine Massenhochzeit zwischen Makedonen/Griechen und Orientalinnen veranlaßt hatte. Der wahre Grund dürfte der Umstand gewesen sein, daß die Makedonen/Griechen ebenso wie die Araber nach Frauen verlangten. Dieses Verlangen sollte in geregelte Bahnen gelenkt werden (vgl. 2.4.3 FN 56).
Wer sich über die Höhen und Tiefen dieser Zeit informieren möchte, sei auf den Roman von Frank Baer, Die Brücke von Alcántara, hingewiesen.
Vgl. zu diesem Thema Kirsten/Buchholz/Kollmann1956: „Raum und Bevölkerung in der Weltgeschichte“ (Bevölkerungs-Ploetz).
Ein aktuelles Beispiel ist die Diskussion darüber, ob die Asylgesetzgebung oder das Sozialhilfegesetz schon allein deshalb geändert werden sollen, weil nachweislich Personen diese Gesetze mißbrauchen. Wie viele Gesetze müßten dann wohl geändert werden?
Kommentare und übersetzte Auszüge aus Originaltexten der Aufrufe und Entwürfe von Dante bis Anfang des 19. Jahrhunderts sind nachzulesen bei Raumer 1953, Foerster 1963 und Dietze 1989.
Utopia, von Morus als Kunstwort aus dem Griechischen erdacht: outopos — Kein Land oder Nirgendwo.
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Koppe, K. (2001). Vom Mittelalter bis zur frühen Neuzeit. In: Der vergessene Frieden. Friedens- und Konfliktforschung, vol 6. VS Verlag für Sozialwissenschaften. https://doi.org/10.1007/978-3-322-97523-2_5
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DOI: https://doi.org/10.1007/978-3-322-97523-2_5
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